Doch, genau das ist es. Sieh Dir doch einmal an, wie viele unserer Nachwuchsspieler es in den letzten zehn Jahren geschafft haben, Stammspieler bei Hertha zu werden. Da hast Du Schulz, Brooks, Torunarigha, Maier und Mittelstädt. Fünf Spieler aus einer der höchstgelobten Nachwuchsakademien der Bundesliga! In zehn Jahren! Das ist ganz schön lau. Dann muss man sich auch noch fragen, warum ausgerechnet diese fünf es geschafft haben. Hatten sie besondere Voraussetzungen? Die Antwort lautet ja. Hertha war so knapp bei Kasse, dass man notgedrungen auf sie zurückgriff.07April1997 hat geschrieben: ↑14.08.2020, 00:14Also ich habe nicht das Gefühl, dass Hertha mit seinen Talenten nur Kasse machen will. Das eigentliche Problem ist, dass es ganz offensichtlich an einem funktionierendem Förderungskonzept fehlt und alle Eigengewächse im entscheidenden Alter 18-22 in der Entwicklung stagnieren.Konrad hat geschrieben: ↑14.08.2020, 00:07Viele Nachwuchsspieler wurden in den letzten Jahren als Füllmasse gebraucht oder weil man versuchte, mit ihnen Geld zu verdienen. Leihen brachten Hertha zumindest ein paar Cent ein und am Ende verdiente man auch noch an den Ablösen, die gezahlt wurden. Alles Kleinvieh, sicherlich, aber ein chronisch klammer Verein kann dadurch schon ein bisschen seine Kasse aufwerten. Es ist durchaus verständlich, wenn junge Spieler die Angst haben, bei Hertha unter die Räder zu geraten. Das ein Wechsel nicht zwingend die beste Lösung ist, steht auf einem anderen Blatt.
Das große Problem für viele junge Spieler ist der Umstand, dass es eben nur wenige Jobs für die Spieler gibt und sich hunderte um diese prügeln. Da sind ganz andere Kriterien entscheidend als das Talent eines Spielers oder sein Ehrgeiz bzw. seine Einsatzbereitschaft. Da stehen auch Überlegungen im Raum, die nichts mit dem Spieler zu tun haben. Wenn zum Beispiel ein Stammspieler einen Marktwert x hat und ein Gehalt von y bezieht, verringert sich sein Marktwert, wenn man das Talent spielen lässt, worauf das Talent dann auch noch finanzielle Ansprüche stellen wird. Am Ende hat man dann einen ehemaligen Stammspieler, dessen Marktwert gesunken ist, der aber immer noch ein hohes Gehalt bekommt und mit Lustlosigkeit glänzt, plus einem Talent, dessen Marktwert gestiegen ist, dem man aber auch ein hohes Gehalt zahlen muss, wenn man keinen Dembele haben will. Man muss also zwei hohe Gehälter zahlen. Plattenhardt/Mittelstädt ist genau diese Kombination. Mittelstädt hatte halt das Glück, dass man kein Geld hatte, um einen weiteren Linksaußen zu holen und er Linksaußen, wie linker Verteidiger spielen kann.
Beispiel Gersbeck:
Kannst Du Dich noch an sein Debüt hier in der Bundesliga erinnern? Es gab wohl keinen, der nicht davon überzeugt war, dass er der nächste Hertha-Torwart werden würde, anders als bei Smarsch. Was ist passiert? Er wurde an Chemnitz verliehen, kam zurück und wurde weiter nach Osnabrück verliehen. Da saß er dann ein Jahr auf der Bank und mauserte sich anschließend zum Stammtorhüter, bis er sich am Ende der Saison einen Kreuzbandriss zuzog, zu Hertha zurückkehrte, sich auskurierte und danach nicht einmal mehr im Kader stand. Schließlich wurde er für 45.000 € nach Karlsruhe verkauft. Da sitzt er nun auch auf der Bank, ist mittlerweile 25 Jahre alt und weiß, eine große Karriere wird er nicht mehr machen. Der Zug ist abgefahren.
Jetzt muss man sich einmal in Samardzic hinein versetzen. Er weiß, dass ein Top-Talent wie Gersbeck, der für Hertha sein letztes Hemd gegeben hätte, an Spielern wie Kraft und Jarstein gescheitert ist. Er sieht auf seiner Position Duda und Darida vor sich und erfährt, dass sich Hertha um McKennie bemüht, der kaum älter ist als er. McKennie wird teuer, heißt er spielt, Dudas Vertrag wurde erst letztes Jahr verlängert und auch wenn Mr. Zuverlässigs Vertrag noch nicht verlängert wurde, er ist mit Sicherheit noch vor Samardzic gesetzt.
Samardzic weiß also ganz genau, er wird in die Regionalliga abgeschoben und darf sich auf die Leihkarriere so vieler Nachwuchsspieler bei Hertha freuen. Mich wundert es überhaupt nicht, dass er querschießt. Recht hat er.
Würden wir stattdessen Duda verleihen oder verkaufen, von dem wir nun seit vier Jahren wissen, dass er nie eine konstante, verlässliche Leistung bringen wird und stattdessen Rakitic für zwei Jahre verpflichten, verbunden mit dem Auftrag, Samardzic für die Aufgabe als Lenker im Mittelfeld fit zu machen, dann sähe das ganz anders aus. Dann hätte Samardzic eine ganz klare Karriereplanung vor Augen und könnte schon mit seinen ersten Einsätzen planen, wenn Rakitic ausfällt. Dann hinge es tatsächlich allein von seinem Talent, seinem Ehrgeiz und seinem Einsatzwillen ab, ob er Erfolg hat. Übrigens ist Rakitic Kroate und Samardzic Serbe. Die können auf jeden Fall miteinander reden.
Ich stehe ganz klar auf Seiten Samardzics!