Das Problem ist weniger der Wissensdurst als die Fruchtbarkeit des Bodens, auf welchen das Wissen fällt.
Jenner hat geschrieben: ↑15.05.2023, 18:43
Nein, das ist nicht legal möglich, da 50+1 ja gerade bedeutet, dass der Verein immer die Mehrheit der Stimmen haben muss. Was pilgrims schreibt, nämlich dass deutsches Recht vor verbandsständischen Strukturen ist auch nicht korrekt, weil Sportverbände eine eigene Gerichtsbarkeit haben und das Bestandteil des deutschen Rechts ist. Deswegen müssen Sportler erst bis vor den CAS ziehen, bevor sie ordentliche Gerichte anrufen können. Das von ihm zitierte Urteil hat auch nichts mit 50+1 zu tun. Das Oberlandesgericht hob im Gegenteil gerade darauf ab, dass diese Regelung für diesen Fall ohne jede Bedeutung war. Es ging dort ausschließlich darum, wer Kind hätte abberufen dürfen.
Sehr richtig, auch beim VW Gesetz hieß es seinerzeit, dass das auf jeden Fall fällt, wenn dagegen geklagt wird. Es wurde geklagt, es gab ein Urteil, das Gesetz wurde nachgebessert, das Gesetz ist in seinem wesentlichen Kern, dass gegen das Land Niedersachsen kein anderer Gesellschafter eine Mehrheitsentscheodung durchsetzen kann, bis heute legal.
Das wesentliche Problem von Herthas Finanzen, um die es hier gehen soll, ist ja auch nicht 50+1, das wesentliche Problem ist, dass wir einerseits dauerhaft mehr Geld ausgeben als einnehmen und andererseits eben keine Leistungskultur herrscht. Letzteres könnte man mit einem Fall von 50+1 aushebeln, aber genau das wollen ja alle Beteiligten (Vereine und Verbände) nicht, das muss einen als Verein auch nicht davon abhalten, dass wir hier keine Leistungskultur selbst etablieren. Die Frage ist nur, ob sich ein Bewerber bzw. Bewerberteam findet, welches charismatisch und authentisch auftritt und dennoch bessere Ergebnisse und besseres Staffing verspricht als das derzeit vorherrschende, was in der Hertha DNA verfangen ist, was man eben auch als "Schmoren im eigenen Saft" deuten kann, zumal die getroffenen Personalentscheidungen eher wie "Zurück in die Zukunft" und wie "No-Brainer" anmuten.
Und bezüglich dieser Thematik dürfen wir daher gespannt sein, wer bei der nächsten regulären Wahl (da braucht man keine 75 % Abwahlmehrheit) sich aus der Deckung traut, um gegen Bernstein anzutreten. PRO-Tip: Steffel wird es sicher nicht noch einmal machen und ich befürchte, dass sich auch kaum einer finden lassen wird, der nun deutlich herausragender als Bernstein ist. Denkt doch mal an die Kandidatenkür, welche Namen da gehandelt wurden und keiner wollte gegen Werner antreten und als der weg war, blieben eben die beiden letzten Kandidaten übrig.
Hier tun einige so, als könnte man die Probleme von Hertha mit einem Fingerschnips lösen oder als wären diese monokausal. 50+1 weg, Bernstein (oder wer auch immer) weg, schwups sollen die Millionen von Investoren fließen wie im Paradies Milch und Honig in den Flüssen, aber so einfach ist es eben nicht, es sei denn, man ist gedanklich in einer sehr simplen Welt verfangen. Hertha drückt schon wieder ein dreistelliger Millionenbetrag als Schulden, bei der aktuellen Bonität und Marktlage wird man tendenziell bereits rund 10 Mio. € p.a. für Zinszahlungen einplanen müssen, die dann an anderer Stelle dringend fehlen.
Es mangelt bei Hertha nicht nur an Geld, sondern dieser Debatte auch an einem gewissen Intellekt.