Ray hat geschrieben: ↑28.03.2023, 21:31
Frag Mike.
Vor jeder WM ist Deutschland Mit-Favorit, wenn nicht sogar DER Favorit. Deutsche Tugenden, Turniermannschaft und andere Schlagworte aus Rolf-Schafstall-Zeiten.
• Nun ja, bis nach der WM 2014 hat man damit auch recht gehabt. Außer die Anzahl von WM-Titeln (Brasilien vorne) war Deutschland bei weitem das beste WM-Land wenn es nach Teilnahmen an Viertel-, Halb- und Finalen ging.
Viertelfinale war immer ein MUSS und wenn wir mal im Achtelfinale raus waren, war es die große Katastrophe.
Das Problem ist, dass in den 2000er Fußball ganz anders praktiziert wurde. Alte Tugenden wie Kraft, Ausdauer, Wille und immer das ewige besser werden während eines Turniers wurden in den Hintergrund geschoben und das alte von einer stabilen Abwehr geplant über das Mittelfeld mit einer zentralen Verteilerfigur wurden von Systemorientiert, schnelleren und technisch besseren Spielern ersetzt.
Deutschland hat nach der WM 2014 sich auf die Couch gelegt und ist, nach dem Motto „wir sind Deutschland“, regelrecht eingeschlafen. Man hat es versäumt neues Talent zu entwickeln und einzubauen und ist wie bei der WM 2018 auf gut Glück und unter der Voraussetzung „Deutschland fliegt nie in der Vorrunde raus“ nach Russland gefahren.
Spätestens nach der WM 2018 hätte man aufwachen müssen und die Reißleine bei Bierhoff und Löw ziehen müssen. Ich würde sogar sagen, dass nach der 2018 Pleite verantwortungsvolle Menschen selbst die Konsequenz gezogen hätten, aber dafür waren Löw und Bierhoff zu arrogant und egoistisch.
Genauso wie Anfang der 2000 wenn man realisiert hat, dass unsere Strukturen alt und verkrustet sind und man gehofft hat mit dem Sommermärchen von 2006 sich für die nächsten 20-25 Jahre oben zu etablieren hat man den Sprung nach 2014 wieder verpatzt. Technologie, die Tatsache jederzeit Videos abzurufen und Spieler und Mannschaften zu analysieren, größere Scouting Abteilungen mit mehr Analytikern, die vor dem Bildschirm sitzen als um die Welt zu reisen hat uns wiedermal komplett überrollt. Unser Problem ist, dass wir in unserer ewigen Faulheit uns weiterzuentwickeln nicht nur den Anschluss and die Weltspitze verloren haben, aber das auch andere Mannschaften die einstmals als Kanonenfutter bezeichnet wurden sich weiter entwickelt haben weil sie den Umbruch in ein neues Fußball Zeitalter erfolgreicher gemacht haben.
Es gibt diese 20-Jahre Generationenwechsel nicht mehr. Heutzutage hat man höchstens 4-6 Jahre, dann muss der nächste Generationswechsel vollendet sein.