Es ist derzeit bei einigen ja sehr beliebt, den Diskursraum bestimmen zu wollen, über welche Themen gesprochen werden darf. Das hat aber mit Meinungsaustausch herzlich wenig zu tun. Der "Berliner Weg" ist eine Idee gewesen, die durchaus gut gemeint war und die einen glaubwürdig und geerdet mit dem Verein identifizierbaren Rahmen bilden sollte. Derjenige, der am glaubwürdigsten für diesen Prozess stand, war ausgerechnet ein Sachse. Wobei das ja durchaus zu Berlin als Hauptstadt der Zugezogenen (
53,8 % der Berliner Einwohner sind zugezogen) passt.
Leider ist das dann auch durch die normative Kraft des Faktischen schnell zu einem weitgehend inhaltsleeren und sehr beliebigem Slogan wie "Playberlin" oder "Aus Berlin, für Berlin" verkommen, was dann jeder irgendwie für sich solange zurechtgebogen und auch -gelogen hat, bis man seine Ideen oder Vorstellungen eben auch als "Berliner Weg" bezeichnen konnte. Daher ergab dieser Thread ja auch von Anfang an keinen Sinn, das hätte man z.B. unter Image des Vereins genauso gut thematisieren können. Genauso, wie es eben auch wenig Sinn ergibt, mit Menschen zu diskutieren, solange die für sich in Anspruch nehmen, den Diskursraum bestimmen zu wollen. Aber so haben wir eben noch einen Abladeplatz mehr, wo sich allerlei Lebensfrustrierte themenfremd Luft verschaffen können.
Man hätte den Berliner Weg schon aus Pietätsgründen mit dem Tod von Bernstein begraben sollen. So instrumentalisiert den bis heute eben jeder für sich, sowohl den Slogan als auch den Toten. Letzteres hat den enormen Vorteil, dass sich Bernstein genauso wenig dagegen wehren kann wie Melanie Thornton, wenn sie als eine Art Weihnachtsmusikmumie alljährlich von Coca Cola entstaubt wird. Wenn man bei der letzten MV bei jedem "Berliner Weg" einen Kurzen getrunken hätte, hätte man nicht nur einen extrem großen Flachmann gebraucht, man hätte es wohl auch kaum bis zur Wahl geschafft, bei Bewusstsein zu bleiben. Was vielleicht auch besser gewesen wäre.
Diese ohne rot zu werden praktizierte Inanspruchnahme über Deutungshoheiten passt dann allerdings doch sehr zu Hertha, wo sich viele oft gegenläufig wirkende Kräfte gegenseitig oft nur die schlechtesten Absichten unterstellen. Bei vielen Themen zu beobachten, wo nicht selten mit Totschlagargumenten und pseudomoralischen Unterstellungen operiert wird. Aber vielleicht ist das ja dieser "Berliner Weg"?