Vorsitzender der Geschäftsführung will positive Energie einbringen
Hertha-Boss Schmidt will "attackieren" - aber nicht den Investor
Es gab Dämpfer, Carsten Schmidt bezeichnet das 0:0 gegen Mainz und das 1:4 in Freiburg vor Weihnachten sogar als "große Dämpfer". Beginnend mit dem 3:0-Heimsieg über den FC Schalke zum Start ins neue Jahr soll nun vieles besser werden bei Hertha BSC - auch die Partnerschaft mit Investor Lars Windhorst.
Schmidt, seit Dezember Vorsitzender der Geschäftsführung von Hertha BSC, berichtete in einer Medienrunde, bei der es um die Vorstellung des neuen Trikotsponsors Homeday ging, der bis Saisonende die Hertha-Brust ziert, dass er Windhorsts Tennor-Holding "sehr früh" zu einem Antrittsbesuch aufgesucht habe. "Wir haben ein sehr, sehr langes Gespräch geführt - nicht nur, aber auch zu dem Thema Kommunikation, an einem Strang ziehen", sagte Schmidt und erklärte: "Seitdem ist es deutlich ruhiger und besser. Das haben wir auch so für das neue Jahr vereinbart. Selbstverständlich hilft es beiden Parteien nicht, wenn wir aufeinander reagieren, sondern wir wollen miteinander marschieren."
Bislang war man oft - zumindest vermittelten der Klub und der vor eineinhalb Jahren eingestiegene Investor sehr überzeugend diesen Eindruck - unterschiedlich schnell in nicht immer dieselbe Richtung marschiert, manchmal eher gestolpert. Gerade auch in der externen Kommunikation. Hier die Windhorst-Seite, die große Ziele formulierte und große Worte benutzte (Stichwort: "Big City Club"). Da der Klub, der in Person von Sport-Geschäftsführer Michael Preetz vor fast genau einem Jahr im Trainingslager in Florida gesagt hatte: "Meine Aufgabe ist es vielleicht, hier und da ein bisschen auf der Bremse zu stehen."
"Mit Energie, Optimismus und Spaß"
Für Schmidt, der Preetz und Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller übergeordnet ist, soll in 2021 aber nicht nur diese Baustelle geschlossen werden. Der ehemalige Sky-Chef setzt unter anderem auch im Sport auf mehr Konstanz und Stabilität. "Wir werden in diesem Verein unser Augenmerk darauf legen, dass wir die sportliche Leistung maximal mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitarbeitern und Mitteln unterstützen. Das bedeutet aber nicht, dass wir eine Transferoffensive starten. Mittel heißt nicht Transfers. Das Augenmerk ist, dass wir uns alle gemeinsam von der Geschäftsführung bis in die sportlichen Bereiche darauf konzentrieren, wie wir die Mannschaft und das Trainerteam unterstützen können", sagte Schmidt.
Zwischen den Feiertagen habe man viele Gespräche geführt. Erkenntnis: "Die Situation ist in unseren Händen. Nur wir können Verantwortung dafür übernehmen, dass nicht nur Ruhe, sondern auch Erfolge reinkommen", erklärte Schmidt, der glaubt, dass die Voraussetzungen beim Tabellen-Zwölften für eine bessere Zukunft vorhanden sind. "Wir sind alles andere als in einer sehr kritischen Situation, aber wir sind sehr wachsam, um aus der Position, in der wir uns derzeit befinden, anzugreifen. Wir sehen uns schon als eine Gruppe, die attackieren will, die also positiv, mit Energie, mit Optimismus und mit Spaß nach vorne arbeiten will", so der neue Boss, der das "in diese Organisation reintragen möchte - mit meiner Person, mit meinem Mindset".
Transfers ja, aber nicht wie im letzten Winter
Mindset - das klang dann doch ein bisschen nach den turbulenten Zeiten unter Ex-Trainer Jürgen Klinsmann und Investor Lars Windhorst. Aber sei's drum. Schmidt und Hertha wollen jetzt mit "viel Energie und viel Arbeit" neu- und durchstarten. "Der Sieg gegen Schalke war wichtig für alles, was wir uns für den Januar vorgenommen haben. Da wollen wir weitermachen", sagte Schmidt, der sich bei allen Mitarbeitern des Klubs vorstellte - auch bei den Profis und Trainer Bruno Labbadia. Dem Coach habe er seine Hilfe angeboten, "in einer Situation, die durchaus herausfordernd ist. Wir sind nicht da, wo wir sein wollen", räumte Schmidt ein.
Um sportlich schnell auf Kurs zu kommen, sind auch Transfers denkbar. Allerdings werde Hertha im Winter nicht derart viel Geld in die Hand nehmen wie vor einem Jahr, als der Hauptstadtklub mit 77 Millionen Euro an Ablösen für vier neue Spieler Transferweltmeisters wurde. "Ein Transferwinter wie letztes Jahr wird sich so schnell nicht wiederholen", versicherte Finanz-Geschäftsführer Schiller.
Jan Reinhold