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von Link42 » 09.08.2020, 19:54
Also grundsätzlich kann ich das Statement respektieren und verstehen.
Es wurde aber meiner Meinung nach schon hier zu recht das ein oder andere in Frage gestellt.
Man kann sagen, dass auf Grund jahrelanger Erfahrungswerte und der Zusammenstellung der Szene, davon auszugehen ist, dass sich Auswärtsfahrer nicht an Abstands und Hygieneregeln halten werden.
Das hat für mich wenig mit Stigmatisierung zu tun...wem wollen die was vor machen? Es ist einfach so und wäre jetzt nicht anders. Daraus irgendeine Form der Benachteiligung oder Diskriminierung machen zu wollen haut in dem Fall einfach nicht hin.
Ich verstehe, dass sich die Ultras, die ja ebenfalls ihre Erfahrungswerte mit den verantwortlichen Personen haben, wie ein angeschlossener Tiger benehmen und zwischen Flucht und voller Attacke nicht mehr allzu viele alternative Handlungsmöglichkeiten sehen.... es haut nur wie gesagt in dem Fall nicht hin.
Dass sie diese "Heulfressen/irrationale Attacke"-Haltung annehmen hat ja seine Gründe. Auch sie wurden schon zu oft verarscht und fühlen sich bedroht (Abschaffung der Kollektivstrafen, Übertragung ruinöser Geldstrafen durch den DFB auf Privatpersonen, Überwachung etc).
Deshalb kann ich natürlich die Skepsis verstehen, die genannt wird, wenn es um die Dauer der Maßnahmen geht.
Natürlich sind sie paranoid und denken, die corona Krise wird als willkommener Anlass genutzt, die fankultur so wie sie sie verstehen dauerhaft einzuschränken, zu ersticken.
Aber ich glaube, dass sie auch in diesem Punkt falsch liegen. Die DFL hat klar gesagt, dass die geplanten Maßnahmen (kein alk, keine steher, keine Auswärtsfahrer, personalisierte Tickets) an diese Krise gebunden sind und nur vorübergehend seien.
Klar, kann man befürchten, dass sie lügen. Ich kann mir das aber kaum vorstellen.
Was in dem Statement wieder nicht zur Geltung kommt ist, dass es höhere Dinge gibt als die eigenen Interessen. Es geht hier um Verantwortung für die ganze Gesellschaft, für alle Menschen und auch alle Geschäfte, die eine zweite Welle nicht überleben würden.
Hier hätten sie sei eigenen Interessen einfach mal zurückstellen können und sich klar dazu bekennen sollen, gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, in dem sie die Maßnahmen vorübergehend mittragen oder zumindest nicht "vehement ablehnen".
Ich mag die Ultrakultur, auch wenn sie Assi und dämlich ist. Ich mag das Gehabe, das gepöbel. Ich mag eine Kurve die visuell und akustisch ein geiles Bild abgibt. Ich mag Pyros und Rauch. Dämlich? Irrational? Klar, aber das ist so vieles auf der Welt und gehört zum Menschen dazu.
Solange der eigene Lifestyle anderen Menschen nicht in einem unzumutbaren Maße (das ist dann natürlich Definitionssache) aufgezwungen wird, kann ich alles mögliche respektieren.
Ich fand es bspw. immer schon lächerlich, wenn sich Leute irgendwelche Lederkutten anziehen, auf'n Motorrad steigen und sagen "Guck ma, jetzt bin ichn harter Rocker". Habe ich nie verstanden. Wenn ihr organisierte Kriminalität machen wollt, macht das, aber was sollen die lächerlichen Klamotten und was ist so toll am Motorrad fahren? Einfach nur laut und gefährlich.
Ich will damit nur sagen..
Auch wenn ich überhaupt keinen Zugang zu einer Kultur habe, sie teilweise sogar als dumm oder primitiv empfinde, kann ich aber dennoch respektieren, dass sie vielen Menschen aus irgendwelchen Gründen wichtig ist und ich sie in unserer Gesellschaft zumindest ein Stück weit tolerieren (=ertragen) muss.