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von Indianer » 12.08.2019, 16:34
Um das Thema Esswein und Kritik mal aus dem Eichstätt-Thema aufzugreifen:
Ich denke, man muss erst einmal grundsätzlich unterscheiden, wer ist der Kritisierende und wer ist der Kritisierte.
Prominente sind Personen des öffentlichen Lebens, die sich bewusst für eine Karriere entschieden haben, bei der sie von der Öffentlichkeit beurteilt werden. Dieses Urteil kann auch negativ ausfallen. Das ist sicher kein schönes Gefühl.
Aber erhalten sie dafür einen Gegenwert? Ja, sogar einen erheblichen. Denn sie können genauso euphorisch gefeiert und verehrt werden, das verschafft Glückszustände und Höhenflüge, die Normalsterbliche nie werden erleben können.
Ein weiterer Wert den man durch den Schritt in die Öffentlichkeit gewinnt, ist der mediale Marktwert, der sich direkt auf das Gehalt auswirkt bzw. auf die Summe die man ohne großen Aufwand verdienen kann.
Selbst D-Promis erhalten noch beachtliche Summen für ihre Auftritte in den Proleten-Trash-Sendungen wie Dschungelcamp, Big Brother, usw..
Fußballer sind Prominente, die sich bewusst für diesen Schritt in die Öffentlichkeit entschieden haben, und ja, das heißt auch, dass man sich negativem Feedback stellen muss. Auch dann, wenn man es nicht für gerechtfertigt findet. Auch dann, wenn einem die Form der Äußerung nicht gefällt.
Natürlich gibt es Grenzen, nämlich spätestens dann, wenn der strafrechtlich relevante Bereich berührt werden würde, oder die Regeln des Anstands deutlich verletzt werden würden.
Das war doch hier aktuell beim Thema Esswein doch nicht gegeben. Wenn man sich nun mit einem ironischen Unteron darüber unterhält, dass nun sein Vertrag verlängert werden muss, dann sollte keiner vor Empörung vom Stuhl fallen. Die eine oder andere Stichelei gehört im Fußball dazu, ich will ja keinem die Illusionen rauben, aber in den Kabinen geht es da mitunter wesentlich rauer zu,dagegen ist dies Forum hier ein Hort des Friedens und der guten Umgangsformen.
Man muss natürlich sehen, dass bei dem Umgang mit Spielern gewisse Grenzen nicht überschritten werden, es darf nicht widerlich werden.War ja hier auch nicht der Fall.
Die Spieler verdienen ganz ausgezeichnet durch ihren bewussten Schritt, ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen.
Und dazu gehört eben auch sich Kritik stellen zu müssen oder mal ein paar harmlose Witze auszuhalten.
Hackt man dagegen auf Privatperonen rum, wie es leider an vielen Schulen geschieht, dann habe ich dafür 0 Verständnis, das ist einfach nur Mobbing und schlicht verachtenswert.
Aber Menschen, die sich für ein lukratives, ruhmreiches Leben in der Öffentlichkeit entschieden haben, müssen auch mal die Kritik aushalten, sonst sind sie zu zart beseitet für eine Karriere in der Öffentlichkeit.
Alternativ müsste man jegliche Kritik verbieten an der sich irgendjemand stören könnte, das kann keiner ernsthaft wollen.
Vielfalt ist heutzutage eines der beliebtesten Schlagworte. Vielfältig sind auch manchmal die Äußerungsformen der Kritik, nicht jedem schmeckt das, klar.
Esswein kam zu einem Zeitpunkt, da erwarteten viele Herthaner einen großen Transfer, er konnte nur enttäuschen, das war sicher nicht leicht für ihn.
Dazu wurde der Transfer von Dardai vollkommen unsinnig begründet, Stichwort internationale Muskular, usw..
Er startete gut, aber dennoch wurde recht schnell klar, dass er nicht das war, was man sich erhofft hatte.
Das passiert. Er verdient hier sehr gut, und entschied sich (vielleicht deshalb) immer wieder bei Hertha zu bleiben, auch, wenn es sportlich nicht so lief.
Und ihm wird schon bewusst gewesen sein, dass der eine oder andere über ihn Witze gemacht hat.
Und jetzt mal ganz ehrlich, wenn ihn das so mitgenommen hätte, warum wäre er dann noch hier?
Er verdient hier gut und kann damit leben, selten zu spielen.
Ich habe nichts gegen ihn, er wirkt recht sympathisch, sportlichen Erfolg würde ich ihm auch gönnen, aber nach etlichen erfolglosen Jahren bei Hertha ist es einfach recht unwahrscheinlich, dass er hier eine Leistungsexplosion erlebt.
Wenn doch, dann gönne ich ihm das aufrichtig. Sportlich so wie menschlich. Das wäre ein überraschendes Happy End.
Lehnt er aber einen Wechsel ab und zieht sich seine erfolglose Zeit bei Hertha weiter wie Kaugummi,
dann muss er auch die Kritik dafür vertragen können, und ja, auch den ein oder anderen ironischen Kommentar.
Wenn nun Leute daher kommen und wild mit dem moralischen Zeigefinger hantieren, dann finde ich das aufgrund der Harmlosigkeit der aktuellen Späße recht unpassend.
Ist aber nur meine private Meinung, manch anderer mag das anders sehen.