AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Du hast deiner ursprünglichen Herleitung von den Konservativen gesprochen. Also im Fall von Bayern, einen Block von AFD, CSU, Freie Wähler. Erst auf meinen Einwand bist du auf Bundesebene auf das bürgerliche Spektrum gekommen. Können wir ja mal ray wirklich fragen, ob ihm eine im äußersten Zweifel lieber eine Koalition mit der AFD lieber als eine mit den Grünen ist. Worum es ja ein bisschen ging.
In Bayern muss ich die FDP nicht dazuzählen, um auf eine konservative Mehrheit zu kommen. Eine satte bürgerliche Mehrheit ist es allemal, weshalb Deine Argumentation mal wieder etwas hilflos wirkt.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Aber der Hauptpunkt meines Beitrages lässt du ganz weg:
Die Unteilbar Demonstration mit 150.000 bis 250.000 Menschen richtete sich nicht gegen eine bürgerlich-konservative Politik. Sondern sie zeigt Haltung gegen eine vermeintliche gesellschaftliche Entwicklung, den vermeintlichen Rechtsruck.
Welchen Rechtsruck meinst Du genau? Abschaffung der Wehrpflicht? Die Zuwanderung von einer Millionen Flüchtlinge? Die Einführung der Homo-Ehe? Gendergedöns wie Transsexuellentoiletten? Ich hätte mal gern erläutert, was denn heute rechter sein soll als vor zehn Jahren. Da gab's auch schon "Probleme" in Teilen Ostdeutschlands, die sich nur anders parlamentarisch abgebildet haben. Konservative wählten CDU, Nazis NPD, die finden sich jetzt in ähnlicher Arithmetik unterm blauen Label wieder, nur daran kann ich ehrlich gesagt keinen Rechtsruck festmachen. Zumindest nicht, wenn man das mit dem rechtsruck nicht genau definiert, was damit gemeint ist. Die bloße Existenz einer Partei, die woanders wegerodierte und im politischen Spektrum vorhandene Stimmen auffängt, ist für mich kein Beleg für einen Rechtsruck, sondern eher für eine Panikmache. Dass ich Teile der AfD tatsächlich für Nazis halte, ist in diese Einschätzung bereits eingeflossen.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Sie sollte Haltung gegen Rassimus und Hass zeigen.
Aus diesem Grund hat man da gemeinsame Sache mit Kopftuchbefürwortern, Antisemiten und Israelhassern gemacht? Verzeih mir, aber diese Einschätznug halte ich für äußerst gefährlich. Nur, weil irgendwo ein populäres Label wie "gegen rechts" klebt, entbindet das einen nicht davon, seinen Kopf zu benutzen.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Wie du daraus eine linke (extreme?) Demo gegen bürgerlich-konservative Politik (wozu du die demnach die AFD zählst) machen kannst, ist mir schleierhaft.
Unter den Demo-Aufrufern und Unterstützern waren offen linksextremistische Kräfte. Das wirst Du bei aller Meinungsverschiedenheit nicht leugnen können. Und ja, ich schätze derzeit einen Großteil der in der AfD organisierten Kräfte als "bürgerlich-konservativ" ein.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Deine rhetorische Frage, warum die Leute nicht auch gegen den Steineschmeißer in HH/Friedrichshain demonstrieren würde, ist einfach: Es hat keine gesellschaftliche Relevanz.
Oha. Es hat keine gesellschaftliche Relevanz, wenn es in der Stadt "no-go-Areas" gibt, wo Leute wegen eines Freiwildaufklebers verprügelt werden? Es hat keine gesellschaftliche Relevanz, wenn Bürger, die sich gegen den Terror wehren, bedroht und aus dem Kiez gemobbt werden? Stell Dir doch nur mal vor, das Haus wäre von Rechten besetzt, die würden den Kiez terrorisieren, Ausländer und Andersdenkende jagen und Steine auf Polizeiautos werfen. Da würden die Toten Hosen den Soundtrack live zur Räumung durch die Polizei aufführen. Ich trau mich angesichts solchen Schwachsinns gar nicht zu fragen, was für Dich "gesellschaftliche Relevanz" eigentlich für eine Bedeutung hat. Und ich will es angesichts des offensichtlich menschenfeindlichen Bildes, was dahinterzustecken scheint, auch gar nicht wissen.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Das waren Einzeltaten, sind lokale zu verurteilende Probleme.
Es ist kein lokales Phänomen, sondern schlicht und ergreifend ein Symbol für völlig verfehlten Umgang mit politischen Extremen und Radikalen.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Es wurde ja bspw. immer betont, dass die linken Mainstream Medien und die Veranstallter der Polizei die Schuld zu schieben würden. Oder dass das politische Fehler gewesen seien, die zur Eskaltion geführt hätten. Gegen diese oder gegen vermeintliche Polizeigewalt gab es auch keine Großdemonstration.
Was willst Du damit zum Ausdruck bringen? Dass Du nicht mitbekommen hast, dass es fast wöchentlich irgendwo Demos gegen Polizeigewalt gibt?
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
[Zwischen geschoben Gegenfrage: Warum hat die Konservative nicht gegen den antisemitischen Übergriff auf das jüdische Restaurant demonstriert?]
Muss ich die Unsitte eckiger Klammern übernehmen? Dass es nicht zur Tradition konservativer Strömungen gehört, auf die Straße zu gehen, sollte sich auch Dir erschließen.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Genau wie sich die Unteilbar Demo sich nicht explizit gegen einzelne Vorkommnisse, wie die Hetzjagden, die rassistische und antisemitische Übergriffe in Chemnitz, die einer Ermordung eines Menschen folgten, richtete.
Bei der inhaltlichen Betrachtung fällt mir auf, dass beim Chemnitzer Trauermarsch andere Maßstäbe zu gelten scheinen als bei Unteilbar. In Chemnitz wurden alle Trauermärschler zu Nazis gestempelt, weil es aus der Demo heraus zu ekelhaften und nicht zu tolerierenden Ausfällen kam. Wenn man diesen Maßstab nimmt, kann man als Statement für eine weltoffene Gesellschaft nicht zu Unteilbar gehen, wenn da antidemokratische und islamistische Verbände und Personen zu aufrufen. Ein anderes Ergebnis finde ich mindestens mal bemerkenswert, bei näherer Betrachtung sogar bigott. Nur, weil irgendwo das Label "gegen rechts" draufklebt, ändert das doch nichts daran, dass man sich genau anschauen muss, was denn damit gemeint ist. Und da finde ich bei den Organisatoren halt äußerst merkwürdige Gestalten, hinter denen ich genauso wenig hermarschieren möchte wie hinter "besorgten Bürgern". Ein Label sollte einen doch nicht vom Nachdenken entbinden.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Sondern es war ein allgemeines Statement.
Hast Du Dir den Demoaufruf mal durchgelesen? Extra für Dich zitiere ich den extra in
"einfacher Sprache" angebotenen Aufruf:
Worum geht es?
Unsere Gesellschaft verändert sich.
Es gibt immer mehr Rassismus.
Das bedeutet: Menschen denken, sie sind besser als andere.
Sie behandeln andere schlecht.
Es gibt immer mehr Hass.
An jedem Tag werden bösartige Dinge gesagt und geschrieben.
Vieles davon hätten wir uns vor einer Weile nicht vorstellen können.
Viele Menschen sterben auf der Flucht nach Europa.
Manche hier tun so, als sei das normal.
Es gibt immer weniger Mitgefühl und Solidarität.
Der Staat gibt das Geld für die falschen Dinge aus, zum Beispiel für Überwachung.
Aber im sozialen Bereich wird gespart.
Wir fordern mehr Geld für Pflege, Gesundheit, Kinderbetreuung und Bildung.
Die Menschen sollen genug Geld zum Leben haben, genug Lohn für ihre Arbeit.
Und es muss Wohnungen geben, die man auch bezahlen kann.
Wir wollen unsere Gesellschaft ändern!
Wir sind gegen Rassismus und Hetze.
Niemand soll Nachteile haben –
wegen seines Glaubens, seiner Sexualität oder seiner Familie.
Oder weil sie ein Frau ist.
Es ging nicht um ein "allgemeines Statement", sondern für eine gesellschaftliche Veränderung, gegen geschlossene Grenzen, gegen Überwachung, für mehr Sozialausgaben, für höhere Löhne, für bezahlbarere Wohnungen usw. - alles übrigens klassische Kernforderungen "linker" Politik. Da wird auch kein Liberaler mitmarschieren. Ich verstehe aber durchaus, dass die, die dabei ertappt wurden, wie sie mit Linksautonomen, Islamisten, Israelhassern und Antisemiten für ein "allgemeines Statement" auf die Straße gegangen sind, sich nun wehren wie "besorgte Bürger" nach einem Trauermarsch in Chemnitz.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Nicht dass die Rechts bis rechtsradikalen die einzige Meinung und als einziges das deutsche Volk vertreten würden.
Die einen quaken "Wir sind das Volk", die anderen plärren "wir sind mehr". Entschieden wird darüber jedoch in den Parlamenten. Da zählen dann für Dich "dummerweise" die Arithmetik, auf die ich hinwies.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Außerdem ist das permanente Gleichsetzen einfach nur öde. Erscheinen mir als Relativierugsversuche. Man kann es vergleichen, wenn man will, aber alles ist einzeln zu betrachten. Nur weil es bei linken zu Ausschreitungen kam, macht es bei rechten die Ausschreitungen besser. Und umgekehrt!
Da sind wir uns einig, aber das hat niemand getan oder gefordert. Wer hinter Linksautonomen, Islamisten, Israelhassern und Antisemiten hinterherrent, gibt ein Statement ab. Schön, dass Du das auch so siehst.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Wenn du daraus ein links gegen konservativ machen willst und eine politische Arithmetik herleiten willst, sei es dir überlassen. Ich halte aber die Herleitung weiterhin für falsch, da ich Ausgangsfaktoren, die du für die Herleitung heranzieht, für nicht schlüssig halte.
Ich bin durchaus lernwillig, aber an der normativen Kraft des Faktischen kommst Du nicht vorbei. Gesetze werden nicht auf der Straße gemacht, Wahlen nicht durch Demos entschieden. Populismus grassiert links wie rechts. Wer den Kampf für Bienen wichtiger findet als den Kampf für Arbeitsplätze und Wohlstand, der rennt auch Populisten hinterher. Guck mal, was hier Ray seit über einem Jahr an Fakten zu Glyphosat ignoriert und stattdessen immer wieder populistische Ausfälle hat. Du scheinst mir ähnlich lernresistent zu sein.
AtzUl hat geschrieben: ↑15.10.2018, 12:47
Daher bezog sich meine "Nö" nicht auf dein Schlussfolgerung, sondern auf deinen Ansatz. Deine Schlussfolgerung hat mich nicht überfordert. Ich halte die Herleitung für fehlerhaft.
Das liegt daran, dass Du bestimmte Fakten ignorierst. Ist nicht schlimm, ist derzeit "en vogue" und drückt sich auch in Populärmusik aus, wo davon geschwärmt wird, wenn sich etwas "nice" anhört und man davon schwärmt, auch wenn man kein Wort versteht.