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Zuletzt saßen bei Herthas Profis einige Spieler der U 23, der U 19 und sogar der U 17 auf der Bank, die aber nicht zum Einsatz gekommen sind. Ist das auch ein Resultat dessen, was Sie selbst erlebt haben, dass Sie denken: Es hilft ihnen nicht, wenn ich ihnen fünf Minuten Spielzeit gebe?
Genauso ist es. Es hilft nicht, wenn es nur darum geht, irgendwas nach außen zu dokumentieren, ich aber die innere Überzeugung in dem Moment nicht habe. Für mich spielt es keine Rolle, ob ein Spieler älter ist oder jünger ist. Entscheidend ist die Qualität.
Wenn Spieler aus der Akademie bei den Profis dabei sind, erwarte ich von ihnen, dass sie an ihr Limit gehen und versuchen ihre Chancen zu nutzen. Dabei unterstützen wir sie. Aber es ist kein Selbstläufer.
Die Talente aus der eigenen Akademie spielen bei Hertha eine wichtige Rolle. Werden Sie es in der kommenden Saison schwerer haben, regelmäßig zu spielen?
Grundsätzlich hat jeder Spieler im Kader die Möglichkeit zu spielen. Ich glaube aber schon, dass wir speziell in den vergangenen beiden Jahren richtige Top-Talente hatten. Ob das Ibo Maza war, Derry Scherhant, Pascal Klemens, Marten Winkler oder Linus Gechter. Aus der Akademie rücken gute Spieler nach, aber die Qualität wie in den vergangenen beiden Jahren sehe ich in der Summe aktuell nicht.
Bobo Lum ist sicherlich jemand, der in die Mannschaft kommen kann. Mit Kennet Eichhorn haben wir noch einen ganz jungen Spieler, der wahnsinnig großes Talent hat. Und es ist schade, dass sich Jelani Ndi so schwer verletzt hat. Bei dem Jungen sehe ich richtiges Potenzial. Aber die Spieler brauchen einfach noch Zeit. Diese kriegen sie über gutes Training in der Akademie und über gute Spiele im Nachwuchs. Aber die Tür nach oben ist immer auf.
Die Frage zielte darauf ab, dass Hertha in der kommenden Saison nach oben will und vielleicht nach oben muss. Wie stehen Sie dazu?
So, wie Sie es in Ihrer Frage formuliert haben: Wir müssen als Hertha BSC den Anspruch haben, um den Aufstieg in die Bundesliga zu spielen. Das muss im nächsten Jahr das Ziel sein.
Bei Hannover 96, Ihrer vorherigen Station als Trainer, gab es einen Dreijahresplan für den Aufstieg. Bei Hertha wäre es dann jetzt ein Einjahresplan.
In Hannover habe ich aber auch eine Mannschaft übernommen, die zuvor fast drei Jahre gegen den Abstieg gespielt hatte. Die Voraussetzungen waren ganz andere. Hier sind wir deutlich weiter als in Hannover. Der erste Schritt war, unsere internen Aufgaben zu erledigen, indem wir das Gros der Mannschaft versuchen zusammenzuhalten. Das ist uns jetzt gelungen.
Der nächste Schritt ist, dass wir Spieler holen, die uns noch besser machen, damit wir unser Ziel erreichen. Denn mit Jonjoe Kenny und Ibo Maza gehen zwei absolute Top-Spieler. Da sind wir jetzt gefordert.
Welche Elemente fehlen der Mannschaft noch, um nächste Saison ganz oben anzugreifen?
Diese beiden Schlüsselspieler müssen wir definitiv ersetzen oder es zumindest versuchen. Die Transferperiode ist noch lang. Manchmal ergeben sich erst Mitte oder Ende August Optionen, mit denen du im Mai oder Juni gar nicht gerechnet hast. Deshalb sollten wir uns den einen oder anderen Kaderplatz noch offen halten.
Die Vertragsverlängerung von Fabian Reese hat rund um den Verein große Euphorie ausgelöst. Finden Sie das in dieser komplizierten Zweiten Liga nicht ein bisschen naiv?
Überhaupt nicht. Uns ist es gelungen, den besten Spieler der Zweiten Liga zu halten. Natürlich löst das etwas aus. Es erzeugt eine Aufbruchstimmung. Und die brauchen wir. So wie wir ein Ziel brauchen. Wenn du Hertha BSC bist, dann sollte dieses Ziel sein, in der Zweiten Liga um den Aufstieg zu spielen.
Am Sonntag hat Reese bekannt gegeben, dass er bleibt. Seit wann wussten Sie es?
Schon ein paar Tage länger. Aber ich hatte ohnehin immer das Gefühl, dass es klappen wird. Fabi hat sich sehr deutlich pro Hertha positioniert. Er identifiziert sich mit der Stadt, mit den Menschen hier. Auch in den Gesprächen, die wir regelmäßig führen, habe ich immer rausgehört, dass er bleiben möchte.
Außerdem habe ich ihm gesagt: Du kannst jetzt nicht schon nach drei Monaten wieder den Schuh machen wie damals in Fürth. Wir haben mehr als fünf Jahre dafür gekämpft, dass wir endlich wieder zusammenarbeiten. Das sollten wir jetzt auch mal ein bisschen länger tun.
Endlich einer der sich nicht verstecken will und ambitionierte Ziele ausgibt.
Interessant das Reese eh bleiben wollte.
Wollte der das vor oder nach dem Vertragsangebot
