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von Opa » 18.06.2023, 11:05
Früher hat Deutschland in der Turniervorbereitung auch regelmäßig kläglich versagt, es hagelte Kritik und nicht selten wurde der Weltuntergang besungen, dafür wurden aber dann im Turnier Bärenleistungen abgerufen und reichlich Erfolge und sogar Titel eingefahren. Mittlerweile muss man ja froh sein, wenn sie die Deutsche Nationalmannschaft nicht in der Vorrunde bis auf die Knochen blamiert. Von einem einfallslos wirkenden Trainer nach nicht nachvollziehbaren Kriterien aufgestellte, verwöhnt wirkende Fußballdarsteller, denen wichtiger zu sein scheint, dass nach dem Spiel die Frisur noch sitzt, blamieren uns Spiel für Spiel. Der Verband finanziell klamm, sportlich genauso blank, die in der DFL organisierten Vereine kochen ihr eigenes Süppchen und außer ein paar Lippenbekenntnissen wird nichts getan, um nachhaltig an einer Lösung zu arbeiten.
Wer offenen Auges auf die Keimzelle der zukünftigen Fußballfans und auch der zukünftigen Fußballer schaut, kann die offensichtlichen Gründe dafür finden: Vereins- und mittlerweile auch die Nationenzugehörigkeit wird da eher "beliebig" und rein opportunistisch betrachtet, woraus soll da Identifikation oder so etwas wie Aufopferungs- oder Kampfbereitschaft entstehen? Die Probleme sind hausgemacht und durchaus vielschichtig und haben bisweilen bizarre Züge, wenn z.B. Mitchell Weiser für Algerien auflaufen möchte (nicht, dass der in der Deutschen Nationalelf fehlen würde, aber der Vorgang ist ein gutes Beispiel). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Nichtwahrhabenwollen der Tatsache, dass Deutschland als faktisches Einwanderungsland eben auch Migranten in seiner Nationalelf hat, es vielen jungen Fußballern neben ggf. vorhandenen familiären Druck es schwer macht, sich da klar zu positionieren.
Fußball ist noch DIE Sportart in Deutschland. Damit das so bleibt und damit sich das auch auf die Erfolge der Nationalmannschaft auswirkt, bedarf es Anstrengungen, Aufrichtigkeit und Klarheit und kein opportunistisches Wischiwaschi, weder auf Seiten der Spieler noch auf Seiten der Verbände. Und auch der Kotau vor dem omnipräsenten Zeitgeist möge ein Ende haben, sonst kann man demnächst mit einem korrekt durchgegenderten Mixed-Team (natürlich mit einem Behindertensportleranteil, alles farbig korrekt sortiert) an und muss auf irgendwelche Handicap-Koeffizienten und "Balance of Power"-Regelungen hoffen. Das kann keiner ernsthaft wollen.
Die Realität dessen, was im Verband passiert, ist aber, dass man das Kinde mit dem Bade ausschüttet. Wenn man Bierhoff nach viel zu langer Zeit wegen offensichtlicher Unfähigkeit vor die Tür setzt, ist das richtig, ihn ausgerechnet durch "noch tieferer Tiefpunkt"-Tante Käthe zu ersetzen ist das Symptom, an dem der Deutsche Fußball krankt, der versucht, aus der längst erkalteten Asche der Vergangenheit das Feuer der Zukunft zu entzünden. Je mehr man sich anstrengt, Schadenbegrenzung für die EM24 als Sofortmaßnahme zu betreiben, umso tiefer wird der Fall und umso schwerer die Lösung.
Liga, Verbände, Vereine müssen jetzt GEMEINSAM eine Lösung finden, die nicht von Proporz, sondern von Pragmatik geprägt ist, ansonsten schaut Deutschland 2024 bei der EM nach der Vorrunde wieder zu.