Jenner hat geschrieben: ↑09.12.2018, 22:18
rotergrobi hat geschrieben: ↑09.12.2018, 20:50
Das Beispiel mit dem Cholesterin hast du übrigens - wie so vieles - nicht ganz verstanden, schon weil du ja nicht mal zwischen HDL und LDL unterscheidest.
Doch, das hat er sehr gut verstanden. Wie viele Eier Du zu Dir nimmst, hat weder auf das Gesamtcholesterin, noch auf den LDL/HDL-Quotienten einen nennenswerten Einfluss.
Nun, ich bin kein ernährungswissenschaftler, aber wie bei allem im Nahrungsbereich sehen andere Forscher das aber differenzierter und das wird in 10 Jahren bestimmt auch wieder andere Stimmen geben. So geht Wissenschaft. Aber es stimmt, dass die ursprüngliche Annahme bezüglich Eiern überzogen war. Aber es gibt immer noch aktuelle Studien, die zeigen, dass in Abhängigkeit von der Menge gesättigter/ungesättigter Fettsäuren in der restlichen Nahrung ein hoher Eiekonsum zu einem Anstieg von LDL im Serum führen. Aber das die ursprüngliche These falsch war, haben eben auch "eitle" Forscher rausgefunden; ohne Menschen, die sich mit den Details unser uns umgebenen Welt befassen, wüssten wir immer noch nicht, ob Eier nun was machen mit dem Cholesterin oder nicht.
Aber Studien zu Nahrung haben nun auch Besonderheiten, denn niemand ernährt sich ja von einem Nahrungsmittel allein und die Kofaktoren sind kaum vernünftig zu kontrollieren und langfristige Doppelblindstudien gibt es auch nicht.
MikeSpring hat geschrieben: ↑10.12.2018, 06:42
Da bin ich wieder bei den Wölfen: Forscher haben bewiesen, dass es möglich ist, für einen Artfremden - und der Mensch ist da ziemlich artfremd - Teil des Rudels zu werden. Das ist schwierig und schmerzhaft - die Wölfe schnappen in der "Erprobung" auch mal zu, aber Du solltest es dann zulassen und dich nicht wehren, aber es ist möglich. Und ja, sie wissen, dass Du kein Wolf bist. Sie ahnen sogar, dass Dir ohne Fell kalt sein muss, uns versuchen Dich bei Bedarf zu wärmen. Auch Futtergaben von den Wölfen "Deines" Rudels wirst Du dann bekommen.
1. Was Forscher da "bewiesen" haben, das ist, das Wölfe mit anderen Spezies sozial interagieren. Genau wie ein Hund, der als Haustier bei dir lebt. Aber Herrchen, Frauchen und Hund sind kein Wolfs-Rudel, kein Hunde-Rudel und auch kein Hunde-Mensch-Rudel. Die leben zusammen und verhalten sich irgendwie zueinander. Es gibt Dutzende plausiblere Annahmen, um solches Verhalten oder Strukturen in Wolfsrudeln zu beschreiben. Die Alphatier-Hierarchie-These ist dazu schlicht nicht geeignet und inzwischen verworfen.
2. In der Debatte ging es ja zudem um andere Annahmen: Nämlich
a) dass Hunde wie Wölfe sind.
b) dass in Wolfsrudeln starre Hierarchien herrschen (und die lassen sich so eben nicht beobachten).
c) dass in Hunderudeln (die es kaum gibt) ebenfalls starre Hierarchien mit Alphatieren usw. herrschen, die man aber schon beim Wolf nicht beobachten kann. Und dass
d) und hier die nächste Übertragung - deshalb zwischen Menschen und ihrem Hund, die schon zahlenmäßig kaum in den Bereich eines Rudels kommen - ebenfalls starre Hierarchien herrschen und Menschen die Rolle eines Alphatiers haben, wie bei Wölfen (die die nicht haben), und deshalb
e) jede Form der Kommunikation zwischen Hunden auf der Straße oder Hunden und Menschen darin besteht, zu klären, wer das Alphatier ist und sich zu unterwerfen habe.
Und diese Thesen vertritt eben kein seriöser Kynologe oder Wolfsforscher mehr, weil sich das mit ihren Beobachtungen schlicht nicht deckt.
Wenn du jetzt sagst, dass beobachtet werden kann, dass Wölfe mit Menschen interagieren, wenn man sich lange genug mit ihnen beschäftigt, was ja stimmt, dann sagt uns dass ziemlich genau nix darüber, ob ein Dackel sein Herrchen als Alphatier und Rudelchef sieht, denn auf dem Weg zu dieser These liegt eine Vielzahl an Prämissen, die sich schlicht nicht beweisen lässt von Menschen, die ihr ganzes Leben lang Hunde und Wölfe erforschen.
Ray hat geschrieben: ↑09.12.2018, 20:58
Ach Grobi, Du verkopfte Natur ...
Wissenschaft, ja die Wissenschaft ist ja soooooooooo eindeutig und hat immer Recht und es gibt keineswegs Strömungen und "Moden", die sich ändern. Es kommt auch niemals vor, dass Erkenntnisse, die jahrhundertelang für bare Münze genommen wurden, auf einmal widerlegt werden.
Wenn du meinen Post gelesen hättest, dann hättest du bemerkt, dass das, was ich an der Wissenschaft schätze, eben genau deine Wahrnehmung unterstreicht. Dass eben Wissen kein kontingentes, immer stabiles Sammelsurium von Annahmen ist, sondern ein beständiges Ringen darum, was eben zur Zeit plausibel ist und sich deckt mit dem was man im Moment so rausfinden kann. Wissenschaft ist nicht eindeutig, und weil die von ihr beschriebene und gedeutete Welt komplex ist, darf sie das auch nicht sein.
Ohne eine Toleranz dafür, dass zB Wolfsforscher vor 40 Jahren noch was Anderes dachten, Mediziner vor 30 Jahren Eier noch verteufelt haben, und es jetzt besser wissen, kann man sich eben nur verkriechen in einer Welt, in der man bei seinen Ansichten bleibt und sich in einer Filterblase aufhält, die einem möglichst oft zusäuselt, dass die Welt genauso ist, wie ich mir das vorstelle und alle anderen haben den Schuss nicht gehört.
Und gerade du, der ja mutig einmal getätigte Aussagen über den Haufen wirft, wenn sie nicht mehr stimmig scheinen, solltest doch über ein hohes Maß an Uneindeutigkeitstoleranz verfügen.