Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
Herthafuxx hat geschrieben: ↑08.04.2024, 12:10
Da dir ja destruktive Beiträge so fern sind, nochmal die Frage an dich, was nun genau der Berliner Weg für viele positiven Auswirkungen hatte? Bitte auch die Abgrenzung zur Preetzschen "Hertha-DNA" und "Hauptstadtclub".
Hinsichtlich der ach so tollen Kommunikation und dass man das ja alles so super erklärt hat öffentlich und für alle muss man sich doch Fragen, wie
Aus meiner Sicht ist das offensichtlich, wenn man die einzelnen Punkte aus dem Bernstein-Zitat von kurz nach seinem Amtsantritt mit dem aktuellen Zustand bei Hertha vergleicht:
- Identität und Werte: Vor dem Berliner Weg war der Verein gespalten und viele Anhänger konnten sich mit dem was bei Hertha passierte nur noch schwer identifizieren. Hertha hatte den Blick für seine Identität verloren und war dabei, ein beliebiger investorengesteuerter Verein zu werden. Seitdem ist das Gemeinschaftsgefühl und Identifikationspotential durch eine Reihe von Maßnahmen und Aktionen erheblich gestärkt worde, was sich an der Stimmung im Umfeld unter Fans und Mitgliedern deutlich ablesen lässt.
Das Gemeinschaftsgefühl ist aber am ehesten nur bei denjenigen vorhanden, denen der Erfolg relativ egal ist. Ich habe auch Freunde, die den Weg toll finden. Denen ist aber auch egal, wo man sportlich steht. Und diese bekommen auch Zuwachs. Dafür wenden sich eben andere immer mehr ab vom Verein.
Gibt aber viele, die das so sehen wie du. Und das wurde ja so auch mehrheitlich gewählt.
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
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wirtschaftliche Restrukturierung, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit:Den Prozess hin zu einer Philosophie, bei der nur noch das Geld ausgegeben werden kann was auch da ist bzw. im gleichen Zeitraum erwirtschaftet wird ist ein zentraler Schritt den man hier gegangen ist. Aktuell und in den kommenden Jahren ist das schmerzhaft und mit klaren Einschnitten verbunden, doch auf lange Sicht wird es sich auszahlen und unumgänglich sein, bei jeder Entscheidung ein großes Kostenbewusstsein zu hinterlegen, wie es Bernstein genannt hat
Und die Idee "wir geben nicht mehr Geld aus, als wir einnehmen" hatte schon Hoeness. Solange das nur Lippenbekenntnisse bleiben und nicht gelebt wird, ändert sich auch nichts. Und in meinen Augen hat sich hier auch wenig geändert. Der einzige Unterschied zu der vorigen Zeit ist, dass es weniger Geld zum verpulvern. Dass man Dardai zum Ende der kommenden Saison noch geholt hat, statt mit Schwarz abzusteigen, hat Medienberichten zufolge mehr gekostet. Die Vertragsverlängerung von Reese erinnert auch eher an alte Zeiten. Die Barkok-Leihe ist auch kein Indiz, dass man irgendwas gelernt hat usw.
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
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organisches Wachstum statt Größenwahn: Hier nimmt man bewusst in Kauf, dass sich manche Dinge erst langsam entwickeln und Zeit benötigen. Doch das ewige den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen und heute schon das Geld rauszuwerfen, was man erst übermorgen verdient, darf und soll es nicht mehr geben.
Man hat mit Dardai einen Trainer geholt, mit dem - schon vorher bekannt - keinerlei Wachstum oder Entwicklung passiert. Bei dem Punkt sind wir auch wieder nur bei Lippenbekenntnissen. Ich würde dir da zustimmen, wenn wir im letzten Sommer mit einem anderen Trainer (gern auch fern der üblichen Verdächtigen) in die Saison gegangen wären und jetzt genauso in der Tabelle dastehen würden. Mir würde es reichen, wenn man einen nachvollziehbaren Plan zum "organischem Wachstum" gesehen hätte.
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
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Mut und Hartnäckigkeit: Dass der (Berliner) Weg lange dauern kann und steinig wird angesichts der wirtschaftlichen Rahmendaten sollte klar sein. Umso wichtiger ist es, dass Entscheidungsprozesse in den Gremien und Vereinsorganen störungsfrei und transparent ablaufen können. Hier sehe ich zur Gremienarbeit unter Gegenbauer und den Spaltungstendenzen unter Bobic deutliche Unterschiede.
Mut und Hartnäckigkeit habe ich eher bei Bobic gesehen. Einen Trainer aus Russland zu diesem Zeitpunkt zu holen, der auch in seiner Vita obendrein wenig bis kaum Träumereien zuließ, was erheblich mutiger, weil man sich damit schnell angreifbar macht, als die ganzen Nobrainer Zecke, Weber und Dardai anzuschleppen und dazu noch Herrich zu behalten. Mut und Hartnäckigkeit bedeutet für mich auch, dass man sich ggf auch mit streitbaren Leuten umgibt, mit denen man sich auch im Sinne der Sache streiten kann. Ich kenne natürlich nicht die internen Runden, aber von außen betrachtet, kann man schon davon ausgehen, dass das alles viel zu harmonisch abläuft, um da konstruktiv gute Ergebnisse zu diskutieren.
Und Spaltungstendenzen wird es auch bei uns wieder geben, wenn es aktuell einen Fall wie Gersbeck geben sollte.
Die Trainerfrage ab dem Sommer sehe ich auch nicht störungsfrei und schon garnicht transparent. Was ist denn bei uns transparenter geworden im Vergleich zu vorher?
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
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Kommunikation/Wahrnehmung des Vereins von außen: Wurde Hertha noch für das ständige Zurückbleiben hinter dem vermeintlich selbstgesetzten "Big City Club" Anspruch in den Medien regelmäßig verlacht und verspottet, so hat man es doch mit dem Berliner Weg geschafft in der Wahrnehmung durch andere Vereine/Fans und neutrale Zuschauer wieder eine wesentlich positivere Außenwahrnehmung zu erreichen. Das wirkt sich selbstverständlich auf den Zuschauerzuspruch, die Sponsorenreichweite und die Mitgliederzahlen aus.
Du hälst dich für meinen Geschmack zu sehr an Claims fest. "Big City Club" ist nichts negatives. Auch hat das niemand verlacht und verspottet, als es losging. Eberl sagte da noch, dass wir in einem Jahr aufholen, wofür die in Gladbach in zehn Jahre gebraucht haben. Der Spott kam dann - zurecht- für die beschissene Umsetzung. Und dass die aktuelle Führung mit soviel Geld besser umgegangen wäre, bin ich mir nicht so sicher.
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
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Verbindung zu den Fans: Während Hertha sich früher zunehmend von den Anhängern abgewandt hatte ist man in den letzten Monaten deutlich nahbarer und offener geworden. Dazu trägt das veränderte Angebot bei Hertha TV bzw. auf den vereinseigenen Kanälen entscheidend bei. Projekte wie die selbsterstellte Doku oder Stadion-Vlogs. Aufgesetzte Slogans und PR-Kamgagnen an den Fans vorbei wie "Die Zukunft gehört Berlin", "We try we fail we win", "Berlins ältestes Startup", "Aus Berlin, Für Berlin", "In Berlin kannst Du alles sein" sind zum Glück Geschichte und das schont nebenbei auch die Hertha-Finanzen.[/list]
Hier sehe ich auch die Kernkompetenz von Bernstein. Das wurde von ihm sehr gut gemacht. Es holt mich nicht ab, wenn man plötzlich als blau-weiße Grafittisprüher-Truppe wahrgenommen werden will, aber ich bin da auch nicht die Zielgruppe.
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
Hertha hat mit dem Berliner Weg nicht weniger erreicht, als sich als Verein komplett neu zu erfinden, unnötiges, teures Beiwerk abzuwerfen und nur noch das zu sein, was man auch wirklich verkörpern kann und will. Hertha ist zurückgekehrt zu einem ehrlichen und offenen Umgang mit den Fans und Mitgliedern, aber auch mit sich selbst. Dass man dabei verstärkt auf Spieler aus der eigenen Akademie setzen will ist zwar ein wichtiger Teilaspekt des Prozesses und auch zum Teil aus wirtschaftlichen Zwängen heraus geboren, das ist aber bei weitem nicht alles, was man unter dem Berliner Weg subsumieren kann und sollte.
Unter Preetz und Dardai hatten wir auch den Ausbildungsklub, der die Hertha-DNA hütet. Da ist der Berliner Weg doch nur ein anderer Name.
Mineiro hat geschrieben: ↑08.04.2024, 14:43
Auch in den Medien wird und wurde das registriert und diskutiert. Das Echo dabei habe ich überwiegend sachlich und positiv befürwortend wahrgenommen. Hier einige Beispiele:...
Die Beispiele lasse ich mal weg und habe sie auch nur noch überflogen, nachdem der erste Beitrag auf ein Lob von jemanden aus der Axel-Kruse-Jugend aufbaut und der zweite nimmt das „riesiges Entwicklungspotenzial“ laut Dardai als Maßstab...
So wurde eben auch von 2015 bis 2019 der "Ausbildungsverein" und die "Hertha-DNA" abgefeiert. Alles alter Wein in neuen Schläuchen...
Danke aber für deine Mühe. Ich verstehe deine Sichtweise. Teile sie nur im Bereich der Fannähe. Im Bereich Finanzen und sportliche Entwicklung sehe ich uns maximal ähnlich aufgestellt wie vorher, eher sogar schlechter.
"Wir haben viel zu viel Geld ausgegeben für viel zu wenig Tabellenplatz." (Ralf Huschen, 25.05.2025)