Dass der "Berliner Weg" auf Kay Bernstein und seine Vision von Hertha BSC zurückgeht sollte uns ja allen bewusst sein. Er selbst hat das oft ausführlich erklärt, was genau damit gemeint ist, beispielhaft hier:
„Alles ist angelehnt an unsere Identität, die wir aus unserer mehr als 130-jährigen Geschichte entwickelt haben, und den Werten, denen wir uns verschrieben haben: Gemeinschaft, Vielfalt, Größe, Stolz, Mut. Das wenden wir in allen Bereichen bei uns an“, beschrieb Bernstein. „Gleichzeitig lassen sich aus den vergangenen zwei Jahrzehnten wichtige Lehren ziehen. Allen voran in den so wichtigen Bereichen wie wirtschaftliche Restrukturierung, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit. Wir wollen Kosten- und Qualitätsbewusstsein bei jeder Entscheidung. Wir müssen die schwerwiegenden finanziellen Erblasten als Realität anerkennen und pragmatisch sein, um die Zukunft zu ermöglichen. Wir wollen organisches Wachstum statt Größenwahn. Wir brauchen Mut und Hartnäckigkeit, um Veränderungsbedarf anzunehmen und auf dem Weg Rückschläge und Hürden zu überwinden. Wir brauchen ein funktionierendes Miteinander in der Vereins- und Fankultur. Wir wollen raus aus den Bubbles und wieder rein in die Gemeinschaft. Offene Kommunikation, Vertrauen statt Meckern, helfen statt abwinken und geben statt nehmen!“
In Bernsteins Augen sei der neue Weg der Berliner „durchaus hier und da schon erkennbar“. „Aber diese Wahrnehmung steht und fällt am Ende zumeist mit den sportlichen Ergebnissen. Dessen sind wir uns bewusst“, so der Hertha-Präsident weiter. „Wichtig ist: Es darf trotz der vielen Problemfelder aus der Vergangenheit keine Mutlosigkeit für die Zukunft geben. Das war schon immer eine Berliner Stärke und auch wir als Verein haben schon einiges überstanden. All das gehört für uns dazu, wenn wir über den neuen Weg unserer ‚Alten Dame‘ sprechen.“
Der Fußball soll bei Hertha wieder voll im Zentrum stehen. „Dafür machen wir das alles doch. Daran hängt doch unser aller Herz, unsere Emotionen. Wir spielen Fußball, um möglichst viele Menschen glücklich zu machen, den Leuten Spaß zu bereiten“, sagte Bernstein. „Hier spielen die Akademie und unsere sportliche Ausrichtung eine wesentliche Rolle. Berlin ist die Stadt der Fußballkäfige. Hier sind Durchsetzungsvermögen, Kreativität, Vertrauen, Siegeswille gefordert. Das Ganze gepaart mit Berliner Schnauze. Wir wollen den Weg ebnen aus dem Fußballkäfig in die Profimannschaft. Aber natürlich ist uns auch bewusst, dass es eine gute Mischung braucht, eine Mischung sowohl mit Mitarbeitenden als auch Spielern von außen. Was aber alle vereinen sollte, ist am Ende die Qualität und die Leidenschaft für die Sache, den Fußball und Hertha BSC.
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Bernstein möchte vor allem auch wieder die Verbindung zu den Fans suchen, aufbauen und stärken. „Wir verstehen die Ängste, Sorgen und Nöte aller, die es mit unserer geliebten ‚Alten Dame‘ halten. Wir möchten diese mit unserer Art zu kommunizieren und in den Dialog zu gehen, ein wenig minimieren. Wir wollen die Herthanerinnen und Herthaner an unserem Weg teilhaben lassen, sie einbinden und mit ihnen darüber diskutieren.“
https://www.transfermarkt.de/hertha-pro ... ews/418028
Es gibt zahlreiche weitere Fundstellen und Quellen und insgesamt wird daraus durchaus klar, was der Berliner Weg sein soll und was nicht.
Ohne den Investorenwahnsinn und die Folgen auf die Mannschaft und den Verein in den letzten drei Jahren, die uns bis an den Rande der Existenz und Überlebensfähigkeit gebracht haben versteht man in der Tat die Intention des Berliner Wegs nicht. Da hilft es nicht, sich einzelne Begriffe rauszugreifen und das als allgemeines Geschwafel abzutun.
Dass Pal Dardai dies nun als "sein" Konzept verkauft, wo Journalisten seine konkrete Taktik kritisieren führt das natürlich nur bedingt zu einer befriedigenden Diskussion. Insofern stimme ich euch ja durchaus zu.
Der Berliner Weg kann und sollte im Hinblick auf Dardais Arbeit eben nur als Erklärung für die Rahmenbedingungen herhalten. Es hilft Niemandem, wenn das als Ausrede für schlechte Leistungen dienen soll. Das Passspiel und Freilaufverhalten im Mittelfeld muss bei einer Profimannschaft auch beim Berliner Weg und bei wenig Geld für neue Spieler deutlich besser sein, als es bei Hertha BSC diese Saison in vielen Spielen war. Das kann man trainieren und das bekommen auch Teams mit viel schlechteren Möglichkeiten besser hin als Dardais Mannschaft.
Allerdings muss auch klar sein, dass der Berliner Weg bereits viele positive Auswirkungen hatte und eine Abkehr von diesen Grundsätzen den Verein nicht nach vorne bringen kann. Die letzten Tage und Wochen zeigen deutlich, dass der Berliner Weg nicht zwangsläufig mit Pal Dardai verknüpft sein muss. Dardai identifizierte sich zwar damit und versuchte, das Konzept entschlossen umzusetzen, doch seine Defizite damit zu kaschieren hilft Hertha BSC nicht weiter. Weber, Zecke und Herrich müssen und werden das erkennen und entsprechend handeln.