Jenner hat geschrieben: ↑10.08.2023, 17:34
Ich hatte ja bereits weiter oben gesagt, dass die Entscheidung über die Entlassung von Bobic natürlich nur die zuständigen Gremien, speziell der Personalausschuss des Präsidiums, treffen können. Ich spreche hier davon, wer dafür zuständig ist, die konkreten Konditionen einer Trennung zu verhandeln. Und das ist und bleibt nun einmal der Syndikus.
Verzeih, aber das entspricht weder der Gesetzeslage noch der Realität. Die konkreten Konditionen verhandelt und verantwortet das Gremium, welches dafür zuständig ist. Natürlich KANN hier Prokura erteilt werden, das ändert aber an der Verantwortlichkeit nichts. Die Aufgabe von Syndikusanwälten ist es, den verhandelten Willen des zuständigen Organs in einen Vertragstext zu überführen, der die Interessen der Körperschaft wahrt. Der Syndikusanwalt verhandelt also nicht die wesentlichen Konditionen, das ist Aufgabe der Kaufleute, so wie es deren Aufgabe ist, etwaige juristische Risiken mit einzukalkulieren.
Jenner hat geschrieben: ↑10.08.2023, 17:34
Wer sollte denn dann rechtssicher mit Bobic verhandeln?
Rechtssicherheit ist eine Illusion. Gäbe es diese, bräuchte man keine Rechtsprechung. Wir beide können heute eine Vereinbarung schließen, die wir beide für "rechtssicher" halten und uns dennoch gegenseitig morgen aus dieser Vereinbarung verklagen, weil wir denselben Vertrag unterschiedlich verstehen oder interpretieren. Das ist die Aufgabe des Syndikus, hier auf mögliche Risiken bestimmter Vertragsinhalte hinzuweisen. Aber er verhandelt diese nicht. Oder wir beide haben abweichende Vorstellungen davon, was verhandeln bedeutet. Ich sitze beruflich regelmäßig in Vertrags-"Verhandlungen", die Juristen untereinander führen. Vorher haben sich die Kaufleute grundsätzlich geeinigt und die Rahmenbedingungen verhandelt, dann kommen die Juristen und machen alles kaputt

Aber die Juristen halten sich aus den verhandelten wesentlichen Konditionen (wie Laufzeit, Preise etc.) heraus.
Jenner hat geschrieben: ↑10.08.2023, 17:34
Genau dafür haben wir ja einen Syndikusanwalt.
Die Rolle von Herrich ist mir ehrlich gesagt nie ganz klar gewesen. Von all dem, was ich so mitbekommen habe, werden seine Qualitäten als Jurist eher unterschiedlich bewertet. Als seinerzeit Bet at home als neuer Sponsor präsentiert werden sollte, soll er ein sehr eigenwilliges Verständnis vom Fristbeginn gehabt haben, weshalb die Präsentation seinerzeit verschoben werden musste. Mir bekannte Arbeitsrechtler freuen sich in aller Regel, wenn sich Hertha bei Kündigungsschutzklagen nicht von einem Fachanwalt, sondern vom Syndikus vertreten lässt. Und Herthas juristische Siege gegen Ex-Mitarbeiter (z.B. Fiedler!) oder in Sportgerichtsverfahren scheinen mir auch eher überschaubar. Daher überrascht mich Deine doch sehr wohlwollende Beurteilung "Genau dafür haben wir ja einen Syndikusanwalt", denn der hat im Fall von Fiedler sicher alles andere als einen guten Job gemacht. Oder denk an die Nachwuchsspieler, die sich aus ihrem Fördervertrag lösen konnten (z.B. Samardzic und Netz). Haben wir nicht eigentlich genau dafür einen Syndikusanwalt? Und der soll nun ausgerechnet in der Causa Bobic unbeaufsichtigt von den verantwortlichen Gremien verhandelt haben? Ich traue mittlerweile bei Hertha jedem alles zu, aber dafür fehlt mir dann doch die Phantasie.