BluRob hat geschrieben: ↑04.09.2021, 19:39
Auch wenn ich mich unbeliebt mache, ich finde Schwolow gut. Sowieso war er beste den man zu seinem Transferzeitpunkt bekommen konnte, m.E. auch besser als das was Preetz eigentlich kaufen wollte.
In Freiburg war mir Schwolow derart oft positiv aufgefallen, dass ich dachte er ist auf dem Weg in die Nati. Dann bei uns war er klar besser als zuvor Jarstein (der seine wirklich tollen Zeiten anscheinend hinter sich hatte) allerdings gabs einige unglückliche Situationen, nicht aber die vielen tödlichen Flops wie zuvor bei Jarstein.
Das Dardai ihn dann rausnahm fand ich unmöglich und falsch, Dardai wollte seinen Fehler ja nicht mal korrigieren als Jarstein dann mehrfach schwer patzte. Das Schicksal brachte ihn dann wieder rein und was er dann im Abstiegskampf bot war top. Ich kenne kein Tor was dann auf seine Kappe ging, einige Top Paraden. Strafraumbeherrschung ist im modernen Fußball eher zu vernachlässigen, die besten der Welt fallen nicht durch Strafraumbeherrschung auf. Seine Abschläge und schnelles einleiten waren gut, auf der Linie sowieso klar reaktionsschneller wie Jarstein und auch beim rauslaufen besser.
Jetzt in der neuen Saison hat er einen haltbaren kurz rein gelassen, ich glaube weil er auch auf lang bzw. eine Flanke spekuliert hatte. Sah natürlich nicht gut aus. Ich kenne aber auch keinen Torwart der nicht mal einen haltbaren rein bekommt. Kurz und körpernah sonst immer besser wie Jarstein.
Den Dänen kann ich nicht einschätzen, wenn er Druck auf die 1 machen kann soll es gut für Schwolow und für Hertha sein. Wir haben ganz andere Baustellen…
Einige Dinge sagst du völlig richtig: Bei Reflexen und dem Torwartspiel auf der Linie steckte er den alten Jarstein, der im Spätherbst seiner Karriere augenscheinlichen viele Situationen eher mit Routine statt mit Reaktionen lösen wollte, locker in die Tasche. Schwolow ist ein klassischer „Hexer“ auf die Linie aber das ist mittlerweile tatsächlich der mindeste Standard in den europäischen Topligen. Dass dir Torhüter mit guter Strafraumbeherrschung nicht auffallen ist an sich auch fast normal, da dies ja nur an schlechten Szenen gemessen wird. Keiner geht aus dem Stadion und sagt sich: „toll, wie der Keeper heute die hohen Bälle gepflückt und im Herauslaufen pariert hat.“
Anders verhält es sich mit Spiele, bei denen sich der Torwart bei hohen Bällen verschätzt, auf der Linie klebt oder orientierungslos die Ecken anbietet. Mitnichten hat Schwolow dem Rechtsfuß Baku bewusst die kurze Ecke in der besagten Szene angeboten. Dass kann ein Torhüter in der Form nur „angetäuscht“ machen mit der Sicherheit, seine Ecke trotzdem saven zu können. Tatsächlich scheint er da, meiner Meinung nach, in der dynamischen Szene kurzzeitig die Orientierung seines Stellungsspiels verloren zu haben. Strafraumbeherrschung hängt immer auch direkt mit der davor spielenden Abwehr zusammen, könnte das ein Problem bei uns sein? Wie war das in Freiburg?
Kurz gesagt: gute Strafraumbeherrschung bei Torhütern ist von außen gesehen vorausgesetzt bei Torhütern, schlechte fällt sofort auf.
Unabhängig davon ist der Torwart ein (wesentlicher) Teil des Defensivverbunds. Hier liegt der eigentliche Hase im Pfeffer. Im Zusammenspiel mit unserer kritikwürdigen Abwehr scheint Jarstein trotz seiner Schwächen tatsächlich die bessere Figur zu machen als Schwolow. Anhand der Gegentore lässt sich das auch ganz gut messen in den letzten 20 Spielen. (Oder Statistik-Jenner?)
Schwolow ist kein schlechter. Allerdings funktioniert er mit unserer Defensive im Verbund nicht optimal. Insgesamt wird er den Erwartungen, die anhand der Leistungen in Freiburg und der für einen Torhüter üppigen Ablöse, geschürt wurden nicht gerecht. Viele im Hertha-Umfeld werden sich ärgern, dass der ebenfalls gehandelte Kobel nicht gekommen ist.
