8. Spieltag: Hertha BSC - Borussia Dortmund (Sa., 21.11.2020, 20:30 Uhr)
Verfasst: 19.11.2020, 20:23
KickerPflege statt Training für die Vielspieler Pekarik und Darida
Preetz über Dortmund: "Eine große Aufgabe"
Hertha BSC brachte RB in Leipzig (1:2) ins Schwitzen und den FC Bayern in München (3:4) an den Rand eines Unentschiedens. Am Samstagabend wartet auf das Team von Bruno Labbadia mit Borussia Dortmund das nächste Schwergewicht der Liga. Diesmal sollen Punkte her.
"Gute Leistungen, aber zu wenig Punkte": Michael Preetz.
Aus den mutigen Auftritten in Leipzig und München könne man "schon einige Ansätze" mitnehmen in die Partie gegen den BVB, sagte Labbadia am Donnerstagmittag in der virtuellen Spieltags-Pressekonferenz. "Wir haben gegen beide Mannschaften zwei sehr gute Spiele geliefert mit dem Makel, dass wir keine Punkte geholt haben. Das wollen wir verändern. Wir sind nicht zufrieden, wenn wir gegen einen guten Gegner gut spielen, aber keine Punkte holen. Wir wollen immer gewinnen, egal, gegen wen wir spielen. Das ist auch das Ziel gegen Borussia Dortmund."
"Ungeteilte Aufmerksamkeit" beim Wiedersehen mit Favre
Nach den vergeblichen Anläufen gegen Eintracht Frankfurt (1:3), den VfB Stuttgart (0:2) und den VfL Wolfsburg (1:1) soll im vierten Versuch der erste Saison-Heimsieg gelingen, auch wenn die Höhe der Hürde allen bewusst ist. Auf Hertha komme "ein großer Gegner und fraglos eine Spitzenmannschaft des deutschen Fußballs zu", erklärte Sport-Geschäftsführer Michael Preetz vor dem Wiedersehen mit dem 2009 von Hertha im Unfrieden geschiedenen heutigen BVB-Trainer Lucien Favre. "Es ist eine besondere Zeit, Samstagabend, 20.30 Uhr. Das bedeutet die ungeteilte Aufmerksamkeit von Fußball-Deutschland."
Das Ziel ist klar umrissen. "Wir haben gute Leistungen gezeigt in den letzten Spielen, aber dafür ein bisschen zu wenige Punkte geholt", sagte Preetz. "Wir haben in Augsburg einen ganz wichtigen Sieg eingefahren und wollen jetzt unbedingt an diese Leistung anknüpfen. Wir wissen, dass das eine große Aufgabe ist am Samstag."
Auch Labbadia erwartet "ein superinteressantes Spiel gegen einen Top-Gegner", wenn am Samstag die Mannschaften der beiden aktuell erfahrensten Bundesliga-Trainer aufeinandertreffen: "So ein Spiel kann extrem dazu beitragen, dass es weiter ins richtige Fahrwasser geht. Wir stecken in der Entwicklung. Jetzt haben wir einen sehr starken Gegner vor der Brust. Natürlich wäre es klasse, wenn wir da ein Erfolgserlebnis mitnehmen würden. Das würde uns in der Entwicklung und im Glauben, den die Mannschaft immer weiter gewinnen muss, helfen."
Spielt Hertha wieder zu Null?
Auf Herthas Defensive, die in Augsburg erstmals in dieser Saison zu Null spielte, wird ein erhöhtes Arbeitsaufkommen warten. Die Borussia, so Labbadia, könne "extrem gute Dinge machen" und habe "eine wahnsinnige Dynamik".
Die richtige Trainingsdosierung für die nach und nach zurückkehrenden zwölf Nationalspieler des Hertha-Kaders ist der Schlüssel für die Zeit bis zum Anpfiff. Die Belastungen in der zurückliegenden Länderspiel-Periode fielen sehr unterschiedlich aus. Während etwa Niklas Stark bei den jüngsten drei Auftritten der deutschen Nationalmannschaft gegen Tschechien (1:0), die Ukraine (3:1) und in Spanien (0:6) keine Minute mitmischte, wurde Peter Pekarik zum Akkord-Arbeiter: 120 Minuten in den EM-Qualifikations-Playoffs in Nordirland, wo die Slowaken am vorigen Donnerstag mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung das Turnierticket lösten, dann in der Nations League jeweils 90 Minuten gegen Schottland (1:0) am Sonntag und in Tschechien (0:2) am Mittwochabend.
Pekarik als "bestes" Negativ-Beispiel
Preetz sieht den Routinier als "bestes Beispiel" dafür, dass "die Spieler jetzt an ihre Belastungsgrenzen kommen", und sagt: "Peka war zehn Tage weg und hat 300 Minuten in den Beinen, weil er alles gespielt hat. Das ist schon recht happig. Wir sind der Arbeitgeber, wir bezahlen die Spieler und müssen mit diesen Umständen leben, wie sie jetzt wieder zurückkommen von den Länderspielen. Das ist nicht optimal."
Länderspiele in diesen besonderen Zeiten nannte Preetz am Donnerstag "überschaubar sinnvoll", Freundschafts-Länderspiele seien "total überflüssig - wir haben grundsätzliches Verständnis dafür, dass auch die Verbände Verpflichtungen haben, und auch die Nationalmannschaften ihre Spiele austragen müssen im Hinblick auf die EM. Aber in Corona-Zeiten ist es schon sehr, sehr viel."
Bei Hertha packt man die Vielspieler Pekarik und Vladimir Darida, der in den Nations-League-Spielen Tschechiens gegen Israel (1:0) und die Slowakei (2:0) 89 beziehungsweise 88 Minuten spielte, bis zum Anpfiff gegen Dortmund gewissermaßen in Watte. Pflege und Videoanalyse statt Arbeit auf dem Trainingsplatz - das ist das Credo. "Gerade bei diesen beiden" will Labbadia "die nächsten zwei Tage sehr, sehr gut handeln". Die Arbeit wird sich verlagern - weg vom Rasen. "Da alles in den einen Trainingstag reinpacken zu wollen, in dem ich alle beisammen habe, wäre genau das Falsche", sagte Labbadia.
Vorbereitung gegen Dortmund? Mehr Bilder als Training
"Ich muss da zurückstecken. Sie müssen sich regenerieren. Wir werden viel über Video-Analyse machen müssen. Wie wollen wir Dortmund angehen? Wie wollen wir gegen den Ball spielen? Wie wollen wir mit dem Ball spielen? Das wird weniger im Training gezeigt, sondern muss über Bilder erfolgen."
Positiv: Kapitän Dedryck Boyata, der wegen muskulärer Probleme Belgiens Spiele gegen die Schweiz (2:1) und England (2:0) ausgelassen hatte, wurde in der Nations-League-Partie in Brüssel gegen Dänemark (4:2) am Mittwochabend in der Nachspielzeit für Jan Vertonghen eingewechselt. Damit dürfte der Abwehrchef am Samstagabend, wenn es im leeren Olympiastadion gegen seine Auswahl-Kollegen Axel Witsel, Thomas Meunier und Thorgan Hazard geht, einsatzbereit sein.
Steffen Rohr