Sorry, diese Analyse ist wirklich schlecht. Dass Bierhoff weg muss stimme ich trotzdem zu. In ein paar Punkten hat der Artikel recht, aber längst nicht in allen.
Fangen wir mal bei den EInschaltquoten der ersten beiden Spiele an.
Das hat weniger mit der Nationalmannschaft zu tun, als mit Katar. Ich halte nichts von Boykott, aber dieses mittlerweile so woke gewordene Land schon. Viele fühlen sich halt gerne als die "Guten", und gut ist man zur Zeit halt, wenn man das Turnier boykottiert. Dafür gibt es sicherlich viele Gründe die auch nachvollziehbar sind, aber ich halte eben nichts von Boykott. Aber so wie es die Deutschen gibt, die meinen, andere von Ihrer Überzeugung auch überzeugen zu müssen, gibt es eben auch viele, die sich leicht überzeugen lassen. Dies alles zusammen und dann eine Anstoßzeit 14:00 - ich hätte das Japanspiel mit Sicherheit geschaut, hätte ich nicht einen dienstlichen Termin gehabt. Die 17 Mio beim Spanienspiel sind eben Ergebnis des Boykotts...
Wann das angefangen hat, diese Entfremdung, wissen die Autoren nicht. Ich denke ich weiß es. Es ist weniger eine Abneigung gegen die Nationalelf, sondern mehr gegen den DFB. Und die begann meines Erachtens bereits 1998 beim WM-Aus im Viertelfinale, was nie aufgearbeitet wurde, und wofür Vogts nicht umgehend in die Wüste geschickt wurde. Danach die peinliche Trainerfindung und die dramatisch schlechte Performance von Ribbeck- der DFB hat sich als unbeweglich, beratungsresistent und fanfern erwiesen. Unter Rudi ging es dann wieder aufwärts - unter Klinsmann/Löw dann auch. Das war aber nie eine große Liebe zum DFB, sondern halt zum Team. Dann der lange Weg zurück an die Spitze - das waren sympatische Spieler, mitreißende Spiele, das Fehlen von Arroganz und auch Jogi wirkte noch vielfach sympatischer als seine späte Ausgabe. 2006 spätestens hat man die Liebe zum Team wiedergefunden und das angehalten bis wir gleichzeitig Confed-Sieger, Weltmeister und U21-Europameister waren und es so aussah, dass Löw aus drei Topteams eines machen müsste. Dazu kamen diverse U-Titel und die Chance, in Rio Olympiasieger zu werden.
Aber zu diesem Zeitpunkt war die Saat, die jetzt aufgeht längst ausgebracht. "Die Mannschaft" war geboren. Wobei ich die Bezeichnung gar nicht so schlimm fand, wie viele, viele haben es einfach gar nicht verstanden: Warum "die Mannschaft" ? Ganz einfach, weil das schon IMMER in den meisten Ländern die Bezeichnung für die deutsche Nationalelf war. So wie die "Selecao" für Brasilien und Portugal, die "Equipe" oder "Equipe tricolore" für Frankreich, die "Squaddra Azzura" für Italien, die "Elftal" für Holland. Wenn man hinschaut, bei sehr vielen Ländern ist das einfach auch "die Mannschaft" oder "die Auswahl" in der entsprechenden Landessprache. Deswegen halt "die Mannschaft". Das Problem war nur die Art der Vermarktung, das übertriebene, das gezwungen "Moderne" #zsmmn, der unsägliche Fanclub "Nationalmannschaft" in dem man Mitglied sein muss um an Karten zu kommen, der omnipräsente Bierhoff- und Pseudo- Bekenntnisse, die halt nichts wert sind, wenn die per ordre de Mufti von oben oder vom Sponsor kommen. Die sollen diese übertriebene Vermarktung zurückfahren, dann kommen auch die Leute wieder. Erfolge vorausgesetzt.
Natürlich hätte auch ein bißchen mehr Haltung gut getan. JETZT gegen Katar zu wettern ist wahrlich spät, wenn man gewollt hätte, hätte man sich seiner Macht bewusst sein sollen. Der DFB hat mächtige Sponsoren. Wenn man nach der Vergabe an Katar gesagt hätte, wir pfeiffen auf Eure WInter-WM, organisieren mit unseren Top-Sponsoren VW, Coca Cola, adidas, Rewe (damals noch) usw. ein eigenes Turnier in Deutschland im Sommer 2022 und laden dazu Brasilien, Argentinien, Mexico, USA, England, Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, Holland, Österreich, Australien, Japan, Kamerun, Tunesien ... (möge sich jeder selbst fortsetzen) dazu ein, Vorraussetzung für die Teilnahme: Ein Verzicht auf die Winter-WM.
Ich wette, die FIFA hätte dann noch eingelenkt, denn so ein Konkurrenzturnier und eine WM ohne die Topteams der Welt hätte ihre WM total entwertet. Hätte man das gemacht - das hätte mir Respekt abgenötigt. Aber dafür braucht man halt Eier.