Jenner hat geschrieben: ↑04.12.2022, 11:32
Dieser Zwang, dass die Nationalmannschaft "Haltung" zeigen muss, hat unsere Reputation schwer beschädigt.
Ganz genau. Ich meine, es gab genügend Gründe Haltung zu zeigen, gegen die FIFA, gegen Qatar. DAGEGEN ist nichts zu sagen. Auch wenn einzelne Spieler VON SICH AUS was gemacht hätten nicht. Das war aber nicht von sich aus. 11 Spieler haben die Mund-zu-Geste gewollt, 9 waren dagegen, wie heute zu lesen ist. Hätten Neuer und Goretzka die Geste gemacht und der Rest nicht, hätte ich gesagt: "Respekt!". Und zwar Respekt vor den beiden, die es gemacht haben, aber auch vor den 9, die es gelassen haben. Und noch einmal: Die Entscheidung hat die FIFA getroffen. Nicht der DFB, erst Recht nicht die Spieler. Die waren damals noch zum größten Teil Jugendspieler, können NICHTS dafür. Der DFB hat zwar die Entscheidung nicht getroffen, könnte aber genügend Einfluss haben (gehabt haben, der ist jetzt auch weg). Es ist wohlfeil und feige von allen Personen des öffentlichen Lebens - DFB-Funktionäre, Journalisten, Politiker zuerst genannt - von den Spielern jetzt eine Reaktion zu verlangen, zu der die selber nicht in der Lage waren.
Ray hat geschrieben: ↑04.12.2022, 15:02
Das war für Bundes-Berti damals schon ein übler Shitstorm, der kam. Finale gegen Dänemark verlieren, wie kann man nur.
Turnier um Turnier meistens Minimum Halbfinale.
Naja, das stimmt nun so auch nicht. Du sprichst von 1992. Ja, Dänemark war klarer Turnieraussenseiter, aber das war nicht der Hauptgrund für den shitstorm. Die Gründe waren das grundsätzlich schlechte Turnier mit einem glücklichen 1:1 gegen die GUS, einem unverdienten 2:0 gegen Schottland und dem EIGENTLICH verdienten Vorrundenaus gegen Niederlande (1:3) was nur durch den couragierten Auftritt der längst ausgeschiedenen Schotten im Parallelspiel gegen die GUS verhindert wurde. Das einzige überzeugende Spiel gegen Schweden machte man sich unnötig wieder spannend.
Das war ein ingesamt schlechtes Turnier, trotzdem 2. - aber von nur 8 Teilnehmern. Und das trotz akribischer Vorbereitung während die Dänen vom Strand weg Europameister wurden.
Deswegen kam Vogts bei dem Turnier so schlecht weg.
Das Halbfinale bei einer EM zu erreichen (wie auch schon 4 Jahre zuvor) war damals aber auch einfacher als heute bei Europameisterschaften, denn es gab nur Vorrunde-Halbfinale-Finale.
Ray hat geschrieben: ↑04.12.2022, 15:02
Heute hingegen: Mia san mia.
Gegen das bayerische "Mia san mia" ist ja nichts zu sagen. Das verdeutlicht ja deren Selbstbewusstsein, egal wie die anderen spielen, wir sind Bayern, wir richten und nicht nach dem Gegner". Bei Bayern funktioniert das, weil es auch gelebt wird.
Beim DFB wird auf ein Äquivalent dazu ja komplett verzichtet. Man formuliert kein Selbstbewusstsein und man zeigt auch keins. Vermutlich, weil man auch keins hat.
Deswegen hatte ich grundsätzlich vor 4 Jahren auch nichts gegen "Best neVer Rest" - wenn man es denn gelebt hätte. Aber keine Aussage wie "Na klar holen wir den Titel" oder auch nur, das man gemerkt hätte, dass da 11 + X Spieler stehen, die wirklich wollen, ihr Herz auf dem Platz lassen - dann ist es halt nur eine Floskel.
Fab hat geschrieben: ↑04.12.2022, 17:31
Jenner hat geschrieben: ↑04.12.2022, 11:32
Dieser Zwang, dass die Nationalmannschaft "Haltung" zeigen muss, hat unsere Reputation schwer beschädigt.
Sehe ich auch so. Bei der WM 1978 damals in Argentinien gab es die Aktion "
Hand vor dem Mund" seitens der Nationalmannschaft seltsamerweise nicht. Argentinien war damals Militärdiktatur. Es wurde gefoltert und gemordet. Der DFB hielt u.a. damals die Ermordung von Elisabeth Käsemann geheim und DFB Präsident Neuberger rechtfertigte gar den Militärputsch.
Ja, das stimmt, wer 1978 und 2018 keine Haltung zeigt, braucht das auch 2022 nicht zu tun. Und 1962 in Chile sah es auch nicht viel anders aus.
Fab hat geschrieben: ↑04.12.2022, 17:31
Unvergessen Berti Vogts: "Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen politischen Gefangenen gesehen."
Tja und der Firlefranz und der Wurst-Uli haben auch keine Zwangsarbeiter in Qatar gesehen. Ich habe noch nie einen Sioux gesehen. Also behaupte ich, es gibt gar keine Indigenen in Nordamerika.
Fab hat geschrieben: ↑04.12.2022, 17:31
Ich halte es für wichtig, dass der DFB die Menschenrechtssituation in Katar aufmerksam macht, dabei sollte er aber auch das eigene Versagen aufarbeiten.
Der DFB gerne. Aber nicht die Spieler. Es sei denn einzelne wollen das. Dann sollen das DIESE einzelnen auch machen.