Über den Wolken

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Ray
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Ray » 15.03.2019, 15:50

Warum Nase runter?
Am Ende wird immer die Freiheit siegen. Aber nicht die Junge.

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Micky
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 15.03.2019, 16:03

Ray hat geschrieben:
15.03.2019, 15:50
Warum Nase runter?
Um zu steigen brauchst du Geschwindigkeit. Wenn du die Nase runterdrückst und voll Schub gibst, bist du relativ schnell stabil und bekommst die nötige Geschwindigkeit.
Is an argument between two vegans still called beef

Wilhelmshaven

Re: Über den Wolken

Beitrag von Wilhelmshaven » 15.03.2019, 16:04

Ray hat geschrieben:
15.03.2019, 15:50
Warum Nase runter?
Um wieder an Geschwindigkeit zu gewinnen. Idealerweise lässt sich das Flugzeug dann wieder stabilisieren (eine gewisse Höhe vorausgesetzt. ;-) )

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rotergrobi
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Re: Über den Wolken

Beitrag von rotergrobi » 15.03.2019, 16:06

Micky hat geschrieben:
15.03.2019, 16:03
Ray hat geschrieben:
15.03.2019, 15:50
Warum Nase runter?
Um zu steigen brauchst du Geschwindigkeit. Wenn du die Nase runterdrückst und voll Schub gibst, bist du relativ schnell stabil und bekommst die nötige Geschwindigkeit.
Jetzt verstehe ich auch endlich den Spruch unter deinen Posts. Nicht große Nase, tiefe Nase ist dein Ding. Alles klar.

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bayerschmidt
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Re: Über den Wolken

Beitrag von bayerschmidt » 15.03.2019, 16:55

Allerhand über vergangene Unglücke kann man übrigens hier nachlesen:
https://aviation-safety.net/database/

Safety Rankings sind natürlich immer etwas Augenwischerei, aber gelegentlich trägt es - nach eigener Erfahrung - zur Beruhigung bei, wenn man bei einer anerkannt "sicheren" Airline bucht. Bin allerdings auch schon Air India oder Vietnam Airlines geflogen, die statistisch für einen National Carrier nicht so gut aussehen. In Burma habe ich hingegen auf Inlandsflüge verzichtet, so was wie Lion Air oder China Airlines würde ich auch eher vermeiden.

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Herthasapiens
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Herthasapiens » 15.03.2019, 17:41

Ich fliege ziemlich viel und meistens ehr weite Strecken. Und kann mich normalerweise auch nicht entspannen. Die Tatsache das ein "U-Boot" mit Flügeln in 10tausend Metern herumrast finde ich einfach beängstigend. Wenn dann die jeweilige Airline noch wenig für Komfort und Service tut, gehts mir noch schlechter.
Seit mehreren Jahren nehme ich dafür ca. eine halbe Stunde vor Abflug immer ganz normale Baldrian Kapseln. Da kann man bei Bedarf auch 4-6 nehmen, eventuell noch ein Bier oder Wein dazu und ich bin super entspannt und kann auf Langstrecken mind. 5-6 Stunden am Stück schlafen und komme meist auch sehr ausgeruht am Ziel an.
Habe auch noch nirgends gelesen das diese Baldrian Kapseln irgendwelche Nebenwirkungen haben.

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Herthasapiens
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Herthasapiens » 15.03.2019, 18:03

Solche Sicherheitsrankings schaue ich auch immer bevor ich buche. Irgendwie beruhigt es doch. Allerdings gab es auch mal eine witzige Geschichte dazu. Vor Jahren mit Singapur Airlines nach Bali geflogen. Alles tolle super Plätze im A380. IN Singapur mussten wir umsteigen. Und was steht da an der Anzeigetafel - Weiterflug mit Garuda Indonesia. Das ganze unter Singapurflugnummer. Ich war voll bedient! Garuda steht irgendwo unter den ersten 10 der unsichersten Airlines. Würde ich normal nicht mit fliegen, Aber nun? Nur 1Stunde Zeit zum Umsteigen, keine Chance irgendwas umzubuchen.
Die nächste Bar gesucht und für ein Schweinegeld Bier und Wihsky geordert. Ohne Alk hätte ich da nicht einsteigen können. 8-)

Früher hatte ich die Probleme auch nicht, da habe ich gar keinen Gedanken an sowas verschwendet, aber ich wäre beinahe mit Aero Cancun, gibt es heute nicht mehr, abgestürzt. Das waren absolute Horrorstunden. Die haben mir das Fliegen für alle Zeit versaut.

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Re: Über den Wolken

Beitrag von Herthort » 15.03.2019, 18:52

Hört bloss auf, sitze gerade im Flugzeug und es startet bald. :eek: :zwink:

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Re: Über den Wolken

Beitrag von bayerschmidt » 15.03.2019, 19:22

Herthasapiens hat geschrieben:
15.03.2019, 18:03
...Und was steht da an der Anzeigetafel - Weiterflug mit Garuda Indonesia. Das ganze unter Singapurflugnummer. Ich war voll bedient! Garuda steht irgendwo unter den ersten 10 der unsichersten Airlines. Würde ich normal nicht mit fliegen, Aber nun? Nur 1Stunde Zeit zum Umsteigen, keine Chance irgendwas umzubuchen.
...
Hahaha, ich kann mir Dein Gesicht lebhaft vorstellen.
Garuda soll sich aber leicht verbessert haben, ich glaube vor einigen Jahren waren die noch "banned in the EU".
Eine Statistik von 2017 über die vermeintlich schlimmsten Airlines:

https://www.geo.de/reisen/reisewissen/1 ... n-airlines

Ich hatte das Vergnügen, mehrfach mit dem unangefochtenen "Spitzenreiter" des Rankings fliegen. Man erkennt aber schon aus dem Text, dass da teilweise Äpfel mit Birnen vergleichen werden. Die Zeiten, in denen dort noch regelmäßig Topolews flogen sind längst vorbei. Das dort erwähnte "letzte große Unglück" war 1997. Bei asiatischen Airlines (mal abgesehen vielleicht von Cathay und Singapore) gucke ich trotzdem genauer hin oder fühle mich etwas unwohl.

Kleinere Fluggesellschaften, die ggf. noch deutlich unsicherer sind/waren tauchen in den Statistiken ohnehin kaum auf. Vielleicht muss eine bestimmte Anzahl von Fluggästen oder Flugkilometern vorhanden sein, um überhaupt berücksichtigt zu werden. Hier mal eine Positivliste, ebenfalls von 2017:

http://www.jacdec.de/airline-safety-ranking-2017/

@Herthort: Have a pleasant flight! :top:

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PREUSSE
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Re: Über den Wolken

Beitrag von PREUSSE » 15.03.2019, 19:45

Herthasapiens hat geschrieben:
15.03.2019, 18:03
Solche Sicherheitsrankings schaue ich auch immer bevor ich buche. Irgendwie beruhigt es doch. Allerdings gab es auch mal eine witzige Geschichte dazu. Vor Jahren mit Singapur Airlines nach Bali geflogen. Alles tolle super Plätze im A380. IN Singapur mussten wir umsteigen. Und was steht da an der Anzeigetafel - Weiterflug mit Garuda Indonesia. Das ganze unter Singapurflugnummer. Ich war voll bedient! Garuda steht irgendwo unter den ersten 10 der unsichersten Airlines. Würde ich normal nicht mit fliegen, Aber nun? Nur 1Stunde Zeit zum Umsteigen, keine Chance irgendwas umzubuchen.
Die nächste Bar gesucht und für ein Schweinegeld Bier und Wihsky geordert. Ohne Alk hätte ich da nicht einsteigen können. 8-)

Früher hatte ich die Probleme auch nicht, da habe ich gar keinen Gedanken an sowas verschwendet, aber ich wäre beinahe mit Aero Cancun, gibt es heute nicht mehr, abgestürzt. Das waren absolute Horrorstunden. Die haben mir das Fliegen für alle Zeit versaut.

Bin mehrfach mit Garuda Indonesia geflogen auch innerhalb Indonesiens und hatte nie etwas auszusetzen. Wer generell ängstlich unterwegs sollte mit British Airways fliegen.
Das Einzige was bei Hertha Nachhaltig ist, ist der Misserfolg :cooly:

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Herthort
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Herthort » 15.03.2019, 20:59

bayerschmidt hat geschrieben:
15.03.2019, 19:22

@Herthort: Have a pleasant flight! :top:
Thx. Habs schon hinter mir. Trotz rüttelflug.

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Mäcki_L
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Mäcki_L » 15.03.2019, 21:06

Richtig spannend war ja fliegen noch so in den 70er Jahren. Zugegeben damals als Kind hat man ohnehin eine andere Wahrnehmung.
Doch fliegen mit IL 18 und AN 24 war eigentlich so richtig "Oldshool" und laut war es damals. Kein Vergleich zu heutigen Fliegern.
Da ist noch so das ein oder andere Luftloch in Erinnerung, obwohl das wohl nicht am Fluggerät liegt.
Na und heute?
Nachdem AirBerlin vom Himmel verschwunden ist, haben wir uns für die Schweizer entschieden und ich muss ehrlich sagen, am meisten hat mich Edelweiss beeindruckt. Da gab es nicht nur feines Essen, sondern auch noch richtiges Besteck dazu.

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rotergrobi
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Re: Über den Wolken

Beitrag von rotergrobi » 16.03.2019, 06:45

T.M. Friesacher (Pilot und Sachverständiger) im Stern hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass das automatische Trimmsystem MCAS an sich ein Problem ist, sondern die Schnittstelle Mensch-Computer - und dort vor allem die Schulung mit dem System. Das heißt: Wie reagiert der Mensch auf Fehler im System? Dass ein Flugzeug nicht mehr über Steuerungsseile und Ähnliches, sondern über Computersignale gesteuert wird, ist seit Jahren Standard. Boeing ist dabei noch nicht einmal so weit gegangen wie Airbus. Einen Airbus können Sie heute zum Beispiel nicht über 33 Grad kippen, weil das System sagt, das sei kein normaler Flugzustand. Airbus ist, was Technik betrifft viel weiter gegangen. Der Airbus ist ein europäisches, wahnsinnig technokratisches Flugzeug.
(...)
Boeing hatte eine andere Ansicht. Dort war es immer wichtiger, dass der Mensch alles deaktivieren kann, um noch fliegen zu können. Das ist bei Airbus natürlich auch möglich, nur eingeschränkter. Es ist auch eine kulturelle Frage, wie man ein Flugzeug baut. Das sind die beiden Gedankenwelten, die hier aufeinander prallen. Aber auch Boeing kann sich dem Computerzeitalter nicht voll verschließen. Jetzt wurde eben das MCAS-System eingebaut. Und da reden wir vom Problem der Schnittstelle Mensch-Technik. Man kann nicht sagen, die Technik ist das Problem. Der Mensch ist das Problem, weil er nicht damit umgehen kann.

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Micky
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 16.03.2019, 10:48

rotergrobi hat geschrieben:
16.03.2019, 06:45
T.M. Friesacher (Pilot und Sachverständiger) im Stern hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass das automatische Trimmsystem MCAS an sich ein Problem ist, sondern die Schnittstelle Mensch-Computer - und dort vor allem die Schulung mit dem System. Das heißt: Wie reagiert der Mensch auf Fehler im System? Dass ein Flugzeug nicht mehr über Steuerungsseile und Ähnliches, sondern über Computersignale gesteuert wird, ist seit Jahren Standard. Boeing ist dabei noch nicht einmal so weit gegangen wie Airbus. Einen Airbus können Sie heute zum Beispiel nicht über 33 Grad kippen, weil das System sagt, das sei kein normaler Flugzustand. Airbus ist, was Technik betrifft viel weiter gegangen. Der Airbus ist ein europäisches, wahnsinnig technokratisches Flugzeug.
(...)
Boeing hatte eine andere Ansicht. Dort war es immer wichtiger, dass der Mensch alles deaktivieren kann, um noch fliegen zu können. Das ist bei Airbus natürlich auch möglich, nur eingeschränkter. Es ist auch eine kulturelle Frage, wie man ein Flugzeug baut. Das sind die beiden Gedankenwelten, die hier aufeinander prallen. Aber auch Boeing kann sich dem Computerzeitalter nicht voll verschließen. Jetzt wurde eben das MCAS-System eingebaut. Und da reden wir vom Problem der Schnittstelle Mensch-Technik. Man kann nicht sagen, die Technik ist das Problem. Der Mensch ist das Problem, weil er nicht damit umgehen kann.
Meine Rede!
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rotergrobi
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Re: Über den Wolken

Beitrag von rotergrobi » 18.03.2019, 08:52

Micky hat geschrieben:
16.03.2019, 10:48
rotergrobi hat geschrieben:
16.03.2019, 06:45
Meine Rede!
Und deshalb beharre ich ja auch so auf der Ausbildungsfrage.
Natürlich kannst du Piloten in einem Manual darauf hinweisen, dass es neben dem Autopiloten noch ein MCAS-System gibt, das man ebenfalls ausschalten muss, um die völlige Kontrolle über die Maschine zu erlangen.
Die große Frage ist aber, wann aus dem "Wissen" über diese Abschaltvorrichtung auch das "Können" wird, sich in Stress-Situationen daran zu erinnern und diese auch zu nutzen. Denn in Stresssituationen (Start der Maschine, Strömungsabriss, Pilot schaltet Autopilot aus und trotzdem bekommt er die Nase nicht hoch) funktioniert unser Hirn ja anders. Da löse ich nicht lateral Probleme und analysiere völlig unemotional auf der Höhe meiner Problemkompetenz, welche Optionen das Manual für mich bereithält, sondern da verlasse ich mich auf Routinen, die bisher geklappt haben. Deshalb hat der Pilot beim ersten Absturz auch 16 mal das selbe versucht, obwohl die ersten beiden Versuche schon nicht geklappt haben. Da pumpt die Amygdala und der Zugriff auf meinen Wissensspeicher ist blockiert, da handele ich - und das zeigen viele Versuche - gesteuert von tief sitzenden professionellen Überzeugungen und hundertfach eingebrannten Routinen.

Und das unterscheidet eben den Beruf des Piloten von beispielsweise dem Taxifahrer. Da gerate ich pro Schicht in zehn Beinahunfälle. Ich bin hunderttausende Kilometer durch die Straßen Berlins gefahren, und da mein Mercedes nicht autonom fuhr, haben sich die Muster der Unfallvermeidung tief in meine Synapsen eingegraben. Eben weil ich ständig in Entscheidungssituationen geriet und handeln musste. Ich wusste schon vor dem ortsfremden Nissan vor mir, dass der gleich auf dem Ernst-Reuter-Platz in meine Spur fährt, weil mir das am Tag 4 mal passiert und mich keine Maschine davor warnt, dass da ein Nissan auf Kollisionskurs ist und meinen Kurs automatisch anpasst. So entstehen relativ stressresistente Routinen, die immer und immer wieder verfeinert werden. Ich weiß noch, wie oft mir meine Beifahrer aufgeregt ins Ohr gebrüllt haben "der Penner hat ihnen ja voll die Vorfahrt genommen, das hätte ja fast geknallt" und ich hab's ehrlich nicht mal gemerkt, weil ich eh schon auf der Bremse stand, ohne dass ich da noch groß drüber nachgedacht habe oder es mich aufgeregt hätte, weil nach 14 Jahren auf dem Bock gehörte es zu meiner tiefsten professionellen Überzeugung, dass Menschen eben extrem scheiße Auto fahren und ich in typischen Problemsituationen für die mitdenke, ohne dass ich da auf meine Vorfahrt oder Spur beharre. Weil das war mein Arbeitsalltag.

Piloten hingegen geraten, gerade Dank der immer ausgefeilteren Assistenzsysteme und Sensoren in Ausübung ihrer Tätigkeit immer seltener in akute Gefahrensituationen, wo sie solche Entscheidungen treffen und Routinen ausbilden. Und das ist ja auch ein Segen. Für die Ausbildung der Piloten aber eine schwierige Herausforderung, denn wann sollen sich denn da - insbesondere bei neuen Maschinen - ähnliche Routinen in die Synapsen einschleifen. Deshalb natürlich die Arbeit mit ellenlangen Checklisten und v.a. dem Flugsimulator, aber dennoch ist meine Vermutung, dass diese - ich überspitze - passive "Beobachterrolle" im Cockpit, die zunehmend den Löwenanteil der beruflichen Praxis ausmacht, durch die Simulation von Problemen nicht ganz ausgeglichen werden kann. Zumal - so realistisch wie Flugsimulatoren sind - das Hirn schon weiß, dass da jetzt nicht 159 Leute hinten drin sitzen.
Und ich vermute auch, dass die unterschiedlichen Ausbildungsgänge unterschiedlicher Fluglinien mit dieser Problematik auch unterschiedlich gut umgehen und unterschiedlich sensibilisiert sind für die Rolle von Piloten in autonom fliegenden Flugzeugen und ihr Zusammenspiel mit den verschiedenen Assistenzsystemen.
Und ohne ins Philosophische abdriften zu wollen, aber die größere Herausforderung, die ja auch beim autonomen Fahren lauert, ist eben die, bei allem Fortschrittsglauben nicht zu vergessen, dass sich unsere neurobiologische Ausstattung nicht annähernd mit dem Tempo entwickelt wie unsere hochtechnologisierte Umgebung. Und die Schnittstelle Mensch-Maschine ist eben dadurch geprägt, dass wenn ich als Mensch in eine Stresssituation gerate, in der mein Eingreifen notwendig wird, ich nicht reagiere wie ein 21st century digital native, sondern eher wie ein Urahn, der im Wald plötzlich in das Augenpaar eines Säbelzahntigers schaut. Adrenalin ins Blut, Puls hoch, alle Power in die Muskeln und dann kämpfen oder flüchten.
Wenn ich aber im Cockpit einer Boeing 737 max Unterkante Oberlippe voll mit Adrenalin mit dem Computer kämpfe, dann helfen mir meine gut durchbluteten Muskeln nicht, dann muss meine Ausbildung den Teil meines Hirns, das in Stresssituationen noch funktioniert, so konditioniert haben, dass es Zugriff auf Routinen hat, die mir helfen. Denn berufliche Routinen, in denen ich regelmäßig solche Situationen meistere, und daran wachse, die gibt es nicht. Das ist in einem beruflichen Umfeld in dem ich nur noch eine mir überlegene Maschine babysitte, eine echte Herausforderung, auf die die Piloten im Falle der 737 max wohl ungenügend vorbereitet waren.

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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 18.03.2019, 09:20

So weit, so gut, aber bei einem muss ich dir aufs Schärfste widersprechen!
rotergrobi hat geschrieben:
18.03.2019, 08:52
Zumal - so realistisch wie Flugsimulatoren sind - das Hirn schon weiß, dass da jetzt nicht 159 Leute hinten drin sitzen.
Du wirst es nicht glauben, aber die Tage im Sim sind deutlich stressiger, as im Flieger! Ja, dein Hirn weiß, hinten sind keine Paxe, aber eine Person, die deine Karriere beenden kann, zusätzlich kommen mit Sicherheit Situationen auf einem zu, die höchst unwahrscheinlich sind!
und nur mal am Rande, Easy fliegt auch CFU klick an, fliege ich regelmäßig, dieser Anflug ist lächerlich im Gegensatz zum Sim!
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 18.03.2019, 10:27

Doppelt
Zuletzt geändert von Micky am 18.03.2019, 10:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 18.03.2019, 10:28

Hahaha
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Re: Über den Wolken

Beitrag von rotergrobi » 18.03.2019, 13:21

Micky hat geschrieben:
18.03.2019, 09:20
So weit, so gut, aber bei einem muss ich dir aufs Schärfste widersprechen!
rotergrobi hat geschrieben:
18.03.2019, 08:52
Zumal - so realistisch wie Flugsimulatoren sind - das Hirn schon weiß, dass da jetzt nicht 159 Leute hinten drin sitzen.
Du wirst es nicht glauben, aber die Tage im Sim sind deutlich stressiger, as im Flieger! Ja, dein Hirn weiß, hinten sind keine Paxe, aber eine Person, die deine Karriere beenden kann, zusätzlich kommen mit Sicherheit Situationen auf einem zu, die höchst unwahrscheinlich sind!
und nur mal am Rande, Easy fliegt auch CFU klick an, fliege ich regelmäßig, dieser Anflug ist lächerlich im Gegensatz zum Sim!
Ja, nur wie viele Tage im Jahr bist du im Sim? Und wie lange braucht es, um so viel Erfahrung mit diesen Situationen zu sammeln, dass du (und andere Kollegen) unter Stress Dinge abrufen können, die sie im Alltag sonst selten benötigen.
Ein Rettungssanitäter muss regelmäßig Leute in Stresssituationen reanimieren oder andere lebenserhaltende Maßnahmen vornehmen in seinem Berufsalltag. Wenn der diese Situationen immer nur an Puppen üben wūrde, und alle halbe Jahr mal wirklich in die Situation kommt, gäbe es sicher auch Kollegen, die dann Besonderheiten (nach 3. Zähnen checken) vergessen, weil sie so selten in dieser Stresssituation sind.
Das bleibt eine Besonderheit des Pilotenjobs, dass die wichtigsten Situationen des Jobs nur simuliert werden, und je nach Ausbildungsstätte kann man da besser oder schlechter drauf vorbereitet sein. Die Piloten in den beiden Maschinen waren es nicht, denn vermutlich hätte ein anderes Verhalten den Absturz verhindert. Und dass ein Assistenzsystem einen Piloten austrickst, ist eben speziell.

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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 18.03.2019, 13:53

Da werden wir uns nicht einig! Das erste was ich mache, wenn mir der Flieger „entgleitet“, AP aus! Wenn der Flieger per AP gesteuert wird und falsch reagiert, gibt es nur eine Möglichkeit was falsch laufen kann!

A: Der Captain
B: Der FO
C: Der Flugbegleiter
D: Der Passagier
E: Der AP

Richtig, der AP! Da haben wir keine Stresssituation, da haben wir einen völlig logischen Ablauf! Wenn ich natürlich aus dem Fenster schaue und feststelle, dass die Tragflächen weg sind, machen sich natürlich ein paar Stresssymtome bemerkbar, aber nicht, wenn der AP falsch reagiert.
Wenn ich zum Beispiel Split anfliege und der Wind vom Meer kommt, fliege ich direkt auf einen Berg zu und drehe erst relativ kurz vor diesem ab und fliege eine 180°-Kurve. Wenn ich da nicht den AP vorher ausschalte, macht der mir die Hölle heiß. Und selbstverständlich gibt es bei diesem Anflug kein ILS!
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Opa » 18.03.2019, 14:15

Der Anflug auf den Berg klingt vermutlich so: "whoop-whoop-terrain-terrain-pull up-pull up-whoop-whoop" :lol:

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bayerschmidt
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Re: Über den Wolken

Beitrag von bayerschmidt » 18.03.2019, 14:17

Micky kann das sicher besser beurteilen, aber:
Jetzt heiße es bei US-Behörden, dass das Update für das sogenannte Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) Ende April zu Verfügung stehen könnte. Dieses System greift bei besonderen Fluglagen wohl auch dann in die Steuerung ein, wenn der Autopilot nicht angeschaltet ist.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.4369529
Die Angelegenheit entwickelt sich für Boeing zum Riesenskandal.

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Re: Über den Wolken

Beitrag von Opa » 18.03.2019, 14:31

Zumal sie die FAA falsch über die Auswirkungen des Systemeingriffs informiert zu haben scheinen. Es müssen neben dem Autopiloten noch zwei weitere Schalter deaktiviert werden, um das System auszuschalten. Das könnte auch erklären, weshalb das in den procedures keine Berücksichtigung gefunden hat, weil bei der Zulassung die "Wirkung als zu gering" eingestuft wurde und der Ausschlag des Höhenruders nur ein Viertel so stark angegeben wurde als es tatsächlich gegensteuert.

Hier sind also vermutlich mehrere Faktoren zusammengekommen:
1. Vermutlich defekter Sensor, der zwar redundant vorhanden ist, aber nur einer ist am Autopilot. Technischer und konstruktiver Fehler, der sich abstellen lässt.
2. System arbeitet anders als es bei der Zulassung angegeben wurde. Behebbarer konstruktiver Fehler, ggf. arglistige Täuschung und Schlamperei der Aufsichtsbehörde.
3. Nicht ausreichend auf die Auswirkungen der Fehlfunktion ausgebildete Crews. Anpassung des Sim-Trainings und der Procedures.

Das macht im Übrigen auch die von Grobi genannten Faktoren unwahrscheinlicher. Wenn bei der Zulassung das System als irrelevant auf die Sicherheit eingestuft wurde, ist auch klar, weshalb es dazu keine Notfallanweisungen und auch keine entsprechende Ausbildung gab. Die Ausbildungssystematik sehe ich daher nicht als Ursache.

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Re: Über den Wolken

Beitrag von Micky » 18.03.2019, 14:48

Ich verstehe einfach nicht, wo diese Probleme herkommen. Bei der Boeing ist das Cockpit seit Jahren kaum verändert worden. Ich habe gerade mit einem Kollegen telefoniert, der eine 747-8 fliegt. Er hat mir erklärt, dass es noch einfacher ist, als ich dachte. Es hätte einfach nur das Trimmrad betätigt werden müssen. Das ist kein kleiner Schalter am Yoke. Weshalb beide Crews es nicht schafften das MCAS zu deaktivieren ist ihm schleierhaft. In seinen Augen sind beide Abstürze definitiv ein Pilotenversagen.
Bei einem Airbus betätige ich 6 Knöpfe, dann habe ich praktisch eine Cessna mit sehr viel Power. :D
Allerdings müsste ich dann einen Bericht einreichen, warum ich das für nötig hielt.
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Bierchen
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Re: Über den Wolken

Beitrag von Bierchen » 18.03.2019, 18:01

Micky hat geschrieben:
18.03.2019, 14:48
Bei einem Airbus betätige ich 6 Knöpfe, dann habe ich praktisch eine Cessna mit sehr viel Power. :D
Allerdings müsste ich dann einen Bericht einreichen, warum ich das für nötig hielt.
"Langeweile" reicht da nicht als Begründung? :D
Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht auf die Handlungen der Obrigkeit anzusetzen

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