MikeSpring hat geschrieben: ↑29.06.2022, 13:34
Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, anno 2022 über Onlinewahlen nachzudenken. Ich persönlich bin da eher skeptisch, sehe darin aber auch nicht nur den Ausdruck, dass man mit der Wahl, sondern eher dass man mit der Wahlbeteiligung unzufrieden ist.
Ja, es ist möglich, dass bei einer Onlinewahl auch nicht mehr teilnehmen. Möglich, aber wir wissen es auch nicht wirklich. Ich sehe auch einen Unterschied zwischen Online-Wahlen und Online-MV. Letzteres KANN (muss nicht) eine äußerst lange, zähe Veranstaltung sein, die sich halt nur ein gewisser Prozentsatz an Menschen gibt. Und dass man auch in solchen "normalen" MV durchaus viele Möglichkeiten hat, mitzubestimmen, dessen ist sich sicherlich auch nicht jeder, der Mitglied ist, und noch nie bei einer MV war sicher bewusst. Mir war z.B. bevor ich Mitglied wurde, nicht bewusst, wie das abläuft, wieviel abgestimmt wird usw., und war vor meiner MV sehr am überlegen, ob ich mir das antue, weil die Tagesordnung sehr voll mit Themen war, die mich nur am Rande interessierten und ich mit einer langen (damals abendlichen) Veranstaltung rechnete. Der Vorteil einer Online-MV läge daher für mich darin, dass vielleicht der eine oder andere sich einloggen könnte, um mal zu sehen, wie das überhaupt aussieht, was überhaupt geschieht bei so einer MV.
Was Wahlen angeht, denke ich, wissen wir gar nicht, wie das aussähe, wenn man die online ermöglichen würde. Das Prozedere müsste sicher geändert werden und ich würde es auch nur in Kombination mit Briefwahl zulassen. Man könnte dann auf der Homepage eine nur für Mitglieder zugängliche Unterseite anlegen, auf der die Kandidaten per Video ihre Rede halten und auch die Möglichkeit für Onlinefragen gegeben wird. Abstimmen könnte man dann per Briefwahl so, dass die Unterlagen einen Tag vor der MV eingegangen sein müssen (und die werden dann auch sofort ausgezählt aber das Ergebnis noch geheim gehalten) und die Onlinewahl könnte sogar bis zum Ende der Wahl im Saal gehen.
Selbst WENN dann nicht mehr abstimmen, die Wahlbeteiligung also nicht höher ist, hätte das eine höhere Akzeptanz, weil zumindest mehr Mitglieder die MÖGLICHKEIT hätten abzustimmen.
Ich persönlich bin hinsichtlich der Beweiskraft aber skeptisch und daher eigentlich eher gegen E-Voting. Stimmzettel sind Stimmzettel, sie sind physisch vorhanden, man kann sie Skeptikern zeigen und notfalls immer und immer wieder auszählen. Bei E-Voting besteht immer die Möglichkeit einer Manipulation, selbst wenn die zu 99,99999999% ausgeschlossen ist - wie soll ein Beweis aussehen ? Man kann halt nicht physisch darstellen, seht hier, die Stimmzettel, weil eben alles nur virtuell vorhanden ist. Am Ende ist es eine Frage des Vertrauens, glaube ich das oder nicht ? Gerade wenn es staatliche Wahlen geht, bin ich zu Zeiten, wo Querdenker, Schwurbler und andere Aluhutträger Oberhand gewinnen gefährlich, auch wenn alles sicher ist, diese Leute könnten auch fern von Realitäten große Zweifel an der Rechtmäßigkeit bewusst schüren.
Hinsichtlich einer Briefwahl bin ich offener. Klar besteht auch hier die Manipulationsmöglichkeit, aber warum sollte Hertha etwas als nicht sicher einstufen, mit dem sogar Parlamente und Kanzler gewählt werden ? Und hier könnte man wirklich die mit einbeziehen, die einfach am Wahltage verhindert sind, die von sich also sagen können, ich würde ganz sicher wählen, wenn....
Auch wenn das vielleicht die Wahlbeteiligng nur marginal anhebt, die Akzeptanz würde es steigern. Man könnte zumindest sagen, es ist die Mehrheit derer, die sich für die (Innen-)Politik des Vereins interessieren, die anderen sind halt Mitglied wegen der Rabatte oder weil die Gelder der Jugendarbeit zur Verfügung gestellt werden. Ist für mich durchaus auch legitim, aber die sollen dann über Wahlergebnisse auch nicht meckern.