“Zauberdrachin“ hat geschrieben: Das ist exakt richtig. Genau das sagen dir alle Manager, Trainer, die in entsprechenden Sendungen zu verschiedensten Dingen, eben auch zu Vergleichen befragt wurden. Die wissen wie "viele auch schon kleine Faktoren eine Rolle spielen" (Zitat Bobic bei Sky90).
Zorniger wie auch Bosz übrigens hatten reichlich Pech, ja. Ein Trainer hat einen Trainerstab mit dem er sich berät, die Entscheidungen trifft allerdings er selbst, denn er trägt die Verantwortung. Jeder Trainer hat dennoch ein oder vielleicht zwei andere Menschen noch mit dem er diskutiert. Gegenüber allen anderen ist er beratungsresistent und muss es auch sein, sonst verliert er das was man seine Linie nennt.
Dieser Vorwurf "beratungsresistent" kommt von Fans und auch manchmal von frechen Journalisten, die damit nur zeigen, dass sie nicht um die Dinge wissen.
Liebe Zauberdrachin, wenn ich das ernst nähme was Du da schreibst, bedeutete dies, dass Du oder ich wie auch jeder Hinz und Kunz genauso gut geeignet wäre einen Bundesligaverein zu managen, wie die Bobics, Hoeness und Preetz dieser Welt. Warum? Weil alles von Verein zu Verein betrachtet vollkommen unterschiedlich und nicht vergleichbar ist. D. h. auch, dass Preetz niemals entlassen wird, weil der jetzt so eine Erfahrung en detail bei Hertha hat, dass ein neuer sowieso nur schlechter abliefern kann. Die Erfahrung eines Uli Hoeness? Unnütz für jeden anderen Verein. Das ist die Konsequenz, liebe Zauberdrachin. Und das ist – entschuldige bitte. Unsinn. Du schreibst ja auch selbst:
die wissen
Natürlich wird jeder Trainer, jeder Manager, jeder Verantwortliche für Irgendetwas darauf hinweisen, dass bestimmte Entscheidungen an den vorhandenen Strukturen gelegen hätten und auch noch Pech hinzukam. D.h. aber nicht, dass man diese Entscheidungen nicht mehr hinterfragen kann. Zumal wenn so spezielle, historisch gewachsene Verhältnisse existieren, dass ein normales Arbeiten nicht möglich ist, muss man diese versuchen zu ändern und allgemeine Standards einführen, so dass man selbst ersetzbar wird. Preetz solte das in den letzten zehn Jahren also weitestgehend gewuppt haben. Wir reden jetzt nur vom Management eines mittelständischen Unternehmens und das kann man sehr wohl miteinander vergleichen und ein Profiverein ist ein mittelständisches Unternehmen.
Was das Fußballmanagement durchaus schwierig und ein Stück weit unberechenbar werden lässt, ist die Tatsache, dass – vereinfacht – jeden Samstag um 15:30 Uhr der Manager zum Zuschauen verdammt ist. Der Unternehmenserfolg liegt dann für 90 Minuten ausschließlich in den Füßen und Köpfen von den uns allen bekannten Geistesgrößen und Genies des Fußballs – sowie der Herren in Schwarz. Da kannst Du noch so toll gewesen sein, wenn den Jungs ein F --- quer sitzt, weil der eine mehr als der andere verdient, dann war es das vielleicht schon. Es ist ein Spiel und es kommt auch der Faktor Glück hinzu.
Aber natürlich wissen wir heute schon sehr viel mehr über dieses Spiel als Herberger, der noch zum Fußball gegangen ist, weil er nicht wusste wie es ausgeht. Heute wissen wir schon vorher, das Holstein Kiel nicht Wolfsburg in zwei Spielen schlagen wird. Aber wir wissen auch, dass Wolfsburg extrem schlecht und Holstein Kiel extrem gut durch die vergangene Saison gemanged wurden. Das kann man vergleichen und bei Kiel wird man bei oberflächlicher Betrachtung Mut und Wille erkennen und bei Wob Willenlosigkeit und eine irrlichternde Transferpolitik. Wolfsburg gewinnt aber trotzdem. weil Geld Tore schießt und der Kader von Wob zehnmal so viel Wert ist wie der von Kiel.
Daher können wir daraus schon schließen, dass Mannschaften mit vergleichbar wertigen Mannschaftskadern und vergleichbarer finanzieller Unterstützung (supported durch Mäzen, Unternehmen oder auf sich selbst gestellt) vergleichbar sind. Wir können auch schlussfolgern, dass z, B. Kovac zweimal hintereinander alle möglichen Pokalspiele erreicht und einmal auch den Pokal gewonnen hat. Insbesondere können wir Frankfurt und Hertha darüber hinaus noch vergleichen, weil Kovac und Dardai die letzten zwei Saisons komplett und unbestritten als Trainer fungierten und mindestens vier Transferperioden mitgestalten durften.
Wir wissen auch, dass Dardai von Beginn seiner Tätigkeit großes Gewicht auf den Pokal gelegt hat. Einmal konnte er das HF zu Hause erreichen und verlor. Zwar gegen einen doppelt oder dreifach so teuren Kader, aber während des Spiels hatte man nicht einmal das Gefühl, dass die Hertha an ihre Chance glaubt.
Wir halten also fest, dass Kovac das Ziel welches Pal seit Beginn erreichen wollte, innerhalb von zwei Jahren zweimal erreicht hat. Pal wollte einmal im Finale stehen. Das ist schlicht besser. Wer das nur mit Los- und Schiriglück erklärt, sollte besser keine Unternehmensanalyse machen.
Wenn ich mir den Kader von Frankfurt und Hertha anschaue, dann fällt mir auf, dass die Frankfurter mehr Gewicht, mehr Wertigkeit im Mittelfeld gebildet haben, während die Hertha viel Gewicht in die Defensive gelegt hat. Muss man nur bei Transfermarkt zusammenzählen. Eigentlich ein Pro für Hertha, denn Defensive gewinnt Championate und Offensive nur einzelne Spiele. Aber auch hier für Hertha im Vergleich: nur Pustekuchen und natürlich sticht bei Frankfurt die Personalie KPB heraus. Das war ein saumutiger Transfer. Der Spieler ist nicht einfach, der Spieler ist auch für das Gehaltsgefüge nicht einfach, er ist verletzungsanafällig und seine beste Zeit ist vorbei. Das hätte schiefgehen können, aber Kovac und Bobic riskierten.
Bei Hertha gab es unter Dardai mit Ibisevic einen ähnlich riskanten Transfer. Hat auch zunächst gut funktioniert. Aber mehr und mehr stellen wir fest, dass er vorne verpufft, weil wir insgesamt zu selten und zu langsam mit unseren pfeilschnellen Außen nach vorne kommen, um Ibisevic (und jetzt auch Selke) zu füttern. Ähnliche Strategie aber bei der SGE besser umgesetzt.
Hinten haben wir trotz einer klar wertigeren Defensive gegenüber SGE insgesamt mehr Tore kassiert und weniger geschossen als die. In der Hinrunde besonders auffällig wo wir satte sieben Treffer mehr kassierten. Schlecht. Ganz zu schweigen davon, dass die Frankfurter im Grunde genommen die ganze Saison auf ihren Starangreifer Meier verzichten mussten und das Problem bekamen, dass Kovac im Endspurt für den Ligabetrieb eine lame duck dank der Kommunikationspolitik der Bayern geworden ist.
Für mich sieht es so aus, dass Frankfurt mehr riskiert hat als Hertha. Die Spielweise von Frankfurt ist alles andere als spektakulär und auch mit stark defensivem touch. Aber Kovac hat es geschafft, dass ich in seinem Fußball eher den dardaischen Männerfußball erkennen kann, als beim Erfinder selbst. D. h., liebe Zauberdrachin, Hertha und Frankfurt sind astrein miteinander vergleichbar und die Herthaner wären schön blöd, ignorant und selbstvergessen, wenn sie sich jetzt nicht hinsetzten und überlegten, was die anderen wie Frankfurt vielleicht besser gemacht haben!
Da fällt keinem ein Zacken aus der Krone, wenn er sich vor Augen hält, dass „besser“ der Feind von „gut“ ist und es nur hilfreich, demütig und schlau ist, sich von anderen etwas abzugucken. Letzteres geht natürlich nur, wenn man sich in einer vergleichbaren Situation befindet. Das tun wir aber mit Frankfurt. Trotz der vielen und schielen, fantastilliardengleichen Unterschiede und Klitzefutzekleinigkeiten und trotzdem auch ich nicht von außen nach innen schauen kann. Also meine Empfehlung an Preetz und Hertha ist: Hört nicht auf Zaiberdrachin, sondern vergleicht Euch, hinterfragt Euch!
PS: Das was Hertha fehlt, ist das was die Ösis in der zweiten HZ im letzten Testspiel gezeigt haben: Mut.
„Lauf Marusja… Es heißt Petljura ist auf dem Platz. Los, wir wollen Petljura sehen.“
„Dumme Kuh, Petljura ist in der Kathedrale.“
„Selber dumme Kuh. Es heißt er kommt auf einem weißen Pferd.“
„Ruhm dem Petljura! Ruhm der ukrainischen Volksrepublik!!!“