Hat Babbel nicht mal irgendwann angemerkt, daß Preetz sich nicht "lockermachen" kann?
Ich hab das Ding vor Ewigkeiten auch im Heft gelesen, aber wieder vergessen.
Teilweise köstliche Zitate, wenn man sie nach zehn Jahren neu liest
Es sieht aus, als würde um das Haus ein Burggaben entstehen, als wolle sich die Vereinsführung gegen ungebetene Gäste und freche Medien abschotten.
Nach Gutsherrenart, mit der der Ulmer Kleiderschrank über 13 Jahre auf der Hertha-Geschäftsstelle geherrscht hatte, wollte er bis zum offiziellen Abschied am 30. Juni 2010 durchregieren. Niemand sollte an seinem Ruhm partizipieren und Entscheidungen fällen, ehe er den Thron verlassen hatte. Auch sein Nachfolger nicht, mit dem der verdrängungsstarke Oberschwabe ohnehin nie so recht warm geworden war.
Die Hoeneß-Ära mit ihren sportlichen Erfolgen und menschlichen Tragödien lag wie ein unsichtbarer Schleier über dem Verein, als Michael Preetz den Job antrat. Es fiel ihm auf, wie schwer sich viele Mitarbeiter taten, sich aus der Lähmung zu befreien, selbstbewusst und kreativ ihre Arbeit zu verrichten. Über Jahre hatten sie erlebt, dass Hoeneß sich selbst in Nebensächlichkeiten noch einmischte und Entscheidungsgewalt für sich veranschlagte.
Anders als sein Vorgänger setzt er auf Transparenz
Wer Michael Preetz kennenlernt, dem wird sein Händedruck auffallen. Abteilung: sanfter Schraubstock. Menschen mit festem Händedruck sagt man Durchsetzungskraft nach. Es passt zu einem seiner Leitsätze bei der Arbeit: „Nicht rumeiern.“
Nun knüpft er sein berufliches Fortkommen an Markus Babbel, der ihm schon zur aktiven Zeit als grundehrliche Arbeitsbiene auf dem Platz entgegentrat. Die Gespräche bei der Vertragsanbahnung bestätigten diesen Eindruck.
Die Hierarchie zwischen Preetz und Babbel sieht anders aus. Vor der Saison hat sich das Duo zehn Tage in der Geschäftsstelle verbarrikadiert. ... Erfreut stellt Preetz fest, dass es bei der Personalplanung eine „beinahe hundertprozentige Übereinstimmung“ zwischen ihnen gibt. Ein Vorteil, denn der Manager lässt keinen Zweifel daran, dass er aus dem Blickwinkel des Fußballers agiert und das Geschehen um die Mannschaft sehr eng verfolgen will.
... das dem Manager auch beweist, wie intakt die Hertha-Familie ist. Seine Fähigkeit, Verantwortung zu delegieren, Mitarbeitern zu vertrauen, und seine verbindliche Art haben das Betriebsklima verbessert. Der Fanbeauftragte Donato Melillo sagt: „Er hat Charisma, ohne den Chef zu spielen, auch wenn er kein Kumpeltyp ist. Bei ihm weiß man, der redet keinen Quatsch.“
Ein bisschen Kumpel ist er aber doch.
Er ist kein Anpeitscher, kein Lautsprecher, kein sentimentaler Gefühlsmensch, sondern ein sachlicher Analytiker. Werner Gegenbauer stellt erfreut fest, dass sein Manager als Redner bei offiziellen Anlässen gewachsen ist. Am Anfang habe er eher den Vorleser gegeben, der staksig mit Brecht-Zitaten die Mitglieder auf seine Seite zu ziehen versuchte. Nun kultiviert er die freie Rede – und hantiert nahezu populistisch mit Schlüsselbegriffen wie Aufbruch, Zusammenhalt und Aufstieg.
Über Preetz sagt er (Aerts): „Für Menschen wie ihn gibt es in Holland ein Sprichwort: Ein großer Baum fängt viel Wind.“
Der Manager will wissen, was in München für Rensing schiefgelaufen ist. Der Keeper antwortet ehrlich und offen, erzählt von den Problemen mit Jürgen Klinsmann, den überirdischen Erwartungen an ihn.
In der Woche vor dem Match sagt Michael Preetz: „Ich wäre doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn ich nicht für alle Eventualitäten einen Plan B in der Schublade hätte.
An den Abenden in Portimao trifft sich die Klubführung in der Hotelbar: Gegenbauer dampft eine Cohiba Siglo No. 4. Es gibt Bier.
Der eingetragene Verein Hertha BSC ist ein organisches Gefüge. Zwar wird der Spielbetrieb der Profis seit 2002 von der Hertha BSC Kommanditgesellschaft auf Aktien durchgeführt, doch einzig haftender Aktionär ist der e.V. Diese Gemengelage hat zur Folge, dass Werner Gegenbauer einem unruhigen Präsidium vorsteht, das des Öfteren ein Mitspracherecht bei den Profis einfordert. Unter Hoeneß hat es das zwar nie gegeben, umso größer sind die Begehrlichkeiten jetzt. Gegenbauer ist daran gelegen, dass alle mitgenommen werden
Mit Beginn der Rückserie muss sich die Geschäftsführung dringend um die Lizenzierung bei der DFL kümmern. Eine Investorengruppe, die anonym bleiben will, ist bereit, acht Millionen Euro in die hoch verschuldete Hertha zu stecken. Der Haken an der Sache: Nur Preetz, Gegenbauer und Schiller wissen, wer sich hinter dem geheimnisvollen Geldgeber verbirgt. Nachdem das Trio glaubhaft versichert hat, dass es sich um kein dubioses Geld handelt, stimmt das Präsidium dem Deal mit neun zu null Stimmen zu. Als Gegenwert erhält der Finanzier eine Beteiligung an Transfererlösen. Preetz garantiert: „Ohne jegliche Einflussnahme.“ Da das Geld vollständig in die Schuldentilgung fließen soll, ist die Lizenz für die Bundesliga damit gesichert.
Aber das mysteriöse Investment weckt die Neugierde einiger Kollegen von Werner Gegenbauer. Einer recherchiert sogar im Handelsregister, um die Hintergründe zu erfahren.
Der Manager ist hochgradig gereizt. Er blökt entgegen seiner sonst eher umgänglichen Art jeden an, der ihm in die Quere kommt.
Preetz‘ innere Zerrissenheit bricht sich aber erst eine Woche später Bahn – in einem vermeintlich unentdeckten Augenblick.
... Peter Niemeyer und Andre Mijatovic sehen durch den Türspalt, wie Preetz nebenan fahrig wie ein Raubtier vor der Fütterung durch den gekachelten Raum geht. Anders als ihnen fehlt dem Manager das Ventil, Frustmomente auf dem Platz abzubauen. Preetz muss nachdenken – und sich beherrschen.
Die Eltern wünschen sich eigentlich vier Kinder, aber der kleine Michael schreit so ausgiebig, dass es sich das Ehepaar anders überlegt und er ohne Geschwister aufwächst.
Schon damals zeichnet ihn eine Eigenschaft besonders aus: Vernunft. Mutproben meidet er. Er ist clever genug, Fehler zu umgehen.
Er will auf alle Eventualitäten vorbereitet sein, denn seine Profilaufbahn hat ihn gelehrt, dass er gegen Naturtalente nur dann eine Chance hat, wenn er ehrgeiziger und fleißiger ist. Das macht ihn zum Getriebenen.
Nun wandert er im Maßanzug durch die Waschräume des Wildparks und fragt sich, ob ihn womöglich sein Glück verlassen hat, ob sich das Schicksal in diesem Augenblick dreht. Hat er am Ende etwas Wichtiges übersehen in seinen Planungen? Hat ihn seine Menschenkenntnis getrügt?
Ein Leben ohne Pal ist möglich, aber sinnlos.