Labbadia wirkt akribisch und viel ehrgeiziger als Dardai.
Ich mochte das durch Klinsmann geschaffene Hype-Klima, auch vermochte es Klinsmann uns aus dem Gröbsten herauszuholen, und trotzdem liegen spielerisch Welten zwischen dem, was Klinsmann spielen ließ und dem, was Labbadia anbietet.
Covic konnte aus verschiedenen Gründen seine Vorstellungen nicht umsetzen, das war nichts mit dem offensiven Fußball. Oft litt die defensive Stabiltät, wenn er es etwas mutiger angehen ließ. Nouri... selten so einen ratlosen Trainer erlebt. Hat für mich auch kein Profil, eine Randnotiz.
Was sich daraus ergibt, von der Qualität des Fußballs her, den er spielen lässt, ist Labbadia allen seinen Vorgängern weit voraus.
Er brauchte kaum Eingewöhnungszeit um bei der Mannschaft die Bremsen zu lösen.
Dardai erkaufte sich für uns beachtliche Erfolge (Erreichen der EL) viel zu oft durch Verweigerungsfußball.
Die Erfolge haftetem ihm trotzdem an. Es wäre ganz toll, wenn Labbadia es erreichen könnte, dass niemand mehr über Dardai sagen kann, er wäre der erfolgreichste Trainer der letzten Jahrzehnte. Ich mag das nicht mehr hören müssen.
Labbadia, übernehmen Sie!
Jetzt gibt es zwei Betrachtungswinkel zu Bruno und unserer Zukunft, zwischen denen ich selbst ziemlich hin und her pendle.
Die erste Sichtweise ist erfreulich:
Hertha hat in den vergangenen Jahren kaum etwas erreicht, wenn die EL erreicht wurde, dann war der Fußball zu oft grauenvoll, die EL wurde abgeschenkt wie es erbärmlicher kaum hätte sein können.
Labbadia traue ich EL mit Hertha zu, wenn man ihm einen passenden Kader an die Hand gibt.
Und das mit einem Fußball, der im Vergleich zu allem, was wir in den Jahren so aushalten mussten, wirklich schön anzusehen sein wird.
Bedenkt man unsere jüngere Vergangenheit, dann sollte man ausgehend von diesem Blickwinkel opimistisch und fast schon euphorisch in die Zukunft blicken.
Der andere Blickwinkel ist der:
Der Verein ist in einer Alles-oder-Nichts-Situation, wir können den Anteilsverkauf an Windhorst so nicht wiederholen.
Damit verbunden ist die Frage, holen wir aus der Situation das Optimum heraus um entsprechend dem hohen Einsatz das bestmögliche Ergebnis zu erhalten?
Und das muss ich für mich leider mit "Nein" beantworten.
Das hat mit dem Chaos dieser Saison zu tun, aber nicht nur.
Wir gaben unanständig viel Geld für Neuverpflichtungen aus. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt mich nur Cunha.
Ascacibar? Ich hätte nie so viel ausgegeben? Tousart? Meine Erwartungshaltung ist überschaubar.
Piatek. Das hätte nur Sinn ergeben, wenn man ihn parallel zu Zulieferern verpflichtet hätte.
Kann man jetzt korrigieren, aber das sehe ich noch nicht.
Eigentlich hätte man auch einen Trainer verpflichten sollen, der zum Restkonzept (eigener Nachwuchs und Zukauf vielversprechender Talente) perfekt passt und zum Beispiel nicht eine Verlängerung von Ibisevevic anstrebt, sondern voll auf Piatek setzt und hinter ihm einen Ngankam immer besser macht. Der Junge hat doch Potenzial.
Auf der anderen Seite, Labbadia hat uns die Klasse gehalten, ob das ein innovativer Trainer so souverän geschafft hätte, ist alles andere als sicher.
Ich bin hin und hergerissen, auf der einen Seite sind wir auf einem richtig guten Weg, auf der anderen Seite würde so viel mehr gehen, wenn man nur etwas Mut in der Kaderplanung hätte. Und die Chance kommt nie wieder.
Unter dem Strich ist Labbadia aber der beste Trainer, den Hertha in den letzten Jahren hatte.