TubeStar hat geschrieben: ↑26.01.2022, 18:21
Stark ist sehr wohl schon eine Art Kapitän - er ist nominell Vizekapitän und stand wegen Boyatas Ausfällen bislang in der Praxis fast 40% der Saison als Kapitän auf dem Feld (630 Minuten von Stark zu 997 Minuten von Boyata). Ohne die genauen Zahlen bei anderen Teams zu kennen, ist das sehr wahrscheinlich wesentlich mehr als Vizekapitäne sonst die Binde tragen - wir haben also diese Saison schon eine Art Jobsharing.
Ja, die Mannschaft hat ihn zum Vize gewählt. Die Mannschaft entscheidet jedoch bei solchen Abstimmungen nicht unbedingt danach, wer wie geeignet ist, sondern auch viel nach Sympathien, Dauer der gemeinsamen Zusammenarbeit, persönlichem Interesse an Führungsrollen etc. - es gibt viele Störfaktoren, die da eine objektive Bewertung verhindern. Deswegen halte ich grundsätzlich nichts davon, die Mannschaft den Kapitän auswählen zu lassen. In meinen Augen ist das Aufgabe des Trainers (oder besser noch einer noch weiter distanzierten Instanz lediglich in Rücksprache mir dem Trainer). Natürlich sollte der Trainer ein Gespür dafür haben, wer beliebt ist und wem die Mannschaft eher folgen würde, aber letztlich sollte so eine Entscheidung
meiner Meinung nach möglichst objektiv von Dritten und nicht aus den eigenen Reihen der Spieler getroffen werden. Darüber, dass Stark die Rolle des Kapitäns ungenügend ausfüllt, besteht hier im Forum doch weitestgehend Konsens - wenn die Mannschaft ihn dennoch als Kapitän wählt, bestätigt das aus meiner Sicht nur, dass sie nicht weiß, was sie da tut, um es mal etwas salopp zu sagen.
Der
eigentliche Knackpunkt ist jedoch ein ganz anderer: Stark ist ursprünglich in die Führungsrolle seitens des Vereins, fast aller bisherigen Trainer, der Mitspieler und der Medien mehr oder weniger gezwungen worden, als wir auf einmal alle anderen Führungsspieler verloren hatten. Es hieß, dass er schon in der U21 Kapitän war und deshalb der logische Nachfolger sei und dieses Narrativ wurde über die Jahre so fortgesetzt, ohne dass öffentlich mal seine Qualifikation dafür und Performance in dem Aspekt wirklich nachhaltig hinterfragt wurde (korrigier mich, wenn ich da etwas verschlafen haben sollte). Frag 100 Externe (Fans, Journalisten, wen auch immer), die sich nicht im Detail mit Hertha beschäftigen, danach, wer hier der Anführer im Team ist: Ich würde darauf wetten, dass mindestens 85% eher Stark als Boyata nennen würden. Durch seine ständigen Mikrofonorgien ist Stark nach außen hin einfach viel präsenter als Boyata, den man da fast nie findet.
Was ich damit sagen will: Stark wurde voranging auf Wunsch des Vereins, seiner Trainer, der Mitspieler und letztlich auch zu einem gewissen Teil durch die Medien in diese Position gebracht, ist nach außen der Anführer und spielt (als Spieler, nicht Kapitän) eine solide Saison: Niemand wird da auf die Idee kommen, ihn aus dieser Führungsrolle zu schmeißen und wieder für bzw. noch mehr Unruhe zu sorgen. Das wäre weder intern noch extern nach dem bisherigen Narrativ so einfach vermittelbar. Er selbst wird von sich aus nicht die Führungsrolle abgeben und wenn er sogar als Kapitän vorgeschlagen würde, gäbe es anders herum aus der bisherigen Historie kein Indiz, dass er diese Rolle ablehnen würde. Im Gegenteil, mein - Achtung - natürlich sehr
subjektiver Eindruck durch seine "Kamerasucht" und dem, was er dabei so von sich gibt, ist, dass er sich mittlerweile in der Rolle ganz prima findet. Der in meinen Augen einzige realistisch umsetzbare Weg, ihn kurz- bis mittelfristig nicht mehr in der Führungsrolle zu sehen, ist, ihn gar nicht mehr im Team zu haben. Deshalb kann er gerne gehen - entweder jetzt für eine noch ordentliche Ablösesumme oder sonst im Sommer.
Wenn ihr mir einen Weg aufzeigen könnt, wie Stark weiterhin Teil der Mannschaft sein würde und zeitgleich aber nichts mehr zu melden hat, ohne dabei im Verein für Chaos zu sorgen, dann bin ich da gerne offen. Ich sehe keinen anderen Weg als einen Abgang und für mich überwiegt seine Unfähigkeit als Kapitän gegenüber den seit 2021 wieder soliden Leistungen (nach zuvor 1,5-2 grausamen Jahren). Wir brauchen dringend wieder einen Kapitän, der stressresistent ist, mit breiter Brust vorangeht, seine Mitspieler besser macht und Motivator ist - weder Boyata noch Stark werden dem auch nur ansatzweise gerecht. Bei Boyata sehe ich es eben übrigens ähnlich kritisch und auch ihn will ich nicht mehr als Kapitän sehen - er spricht die Sprache einfach nicht gut genug, um lautstark dirigieren zu können und seine (be)ruhige(nde) Aura, die zu Hochzeiten durchaus ein Plus war, ist mittlerweile verblasst, weil er selbst so verunsichert spielt. Darauf kann man sich nicht verlassen.
Von allen aktuellen Spielern sehe ich nach wie vor niemanden, der wirklich für die Rolle des Kapitäns geeignet wäre. Ich hoffe sehr, dass Kempf diese Lücke jetzt schließen kann.
EDIT: Sorry für die Tapete