Mineiro hat geschrieben: ↑21.08.2018, 16:11
Weder Bayern noch Dortmund haben im Pokal gegen tief stehende und laufstarke Gegner großartige kreative Ansätze zeigen können, darum sollte das auch nicht für Hertha der alleinige Maßstab bei der Bewertung eines solchen Spiels sein.
Rennen und kämpfen bis zum Umfallen können auch Spieler aus der 3. Liga und darunter und der Fussball verändert sich allgemein mehr und mehr in eine Richtung, bei der für den kurzfristigen Erfolg in einem Spiel mannschaftliche Geschlossenheit, Motivation, Laufbereitschaft und Ausdauer größere Erfolgsfaktoren darstellen als die eigentlichen kreativen fussballerischen Fähigkeiten einzelner Spieler am Ball. Über lange Sicht mag das wichtig sein für eine Mannschaft, doch es lässt sich inzwischen eben auch leichter vom Gegner neutralisieren. Darum trifft es jedes Jahr ein paar Bundesligisten, die in der ersten Pokalrunde ausscheiden. Hertha war dieses Mal und auch in den vergangenen Jahren davon zumindest in der 1. Runde nicht betroffen. Darüber bin ich erstmal froh.
Der Kernunterschied, den ich da sehe ist, dass Bayern und Dortmund jetzt mal nicht so gut gegen Unterklassige Teams aussahen (und ja, das passiert denen auch sonst ab und zu mal), aber die eben sonst durchaus auch mal einer Favoritenrolle gerecht werden. Und genau das scheint bei Hertha einfach nie der Fall zu sein. Dortmund hat in der ersten Torszene mit Abprallern gefühlt öfter aufs Tor geschossen als Hertha im ganzen Spiel....
Neben dem von der alternativlosen Führung verordneten alternativlosen Ziel der "Etablierung" in der Bundesliga (was das für ein Unsinn ist habe ich ja schon mal anderswo erörtert) ist es doch mit das, was am meisten stinkt. Man kann, darf und soll von Hertha überhaupt nicht erwarten, Ansprüche zu stellen, die dem Klassenunterschied zwischen 1. und 3. Liga entsprechend zu erwarten wären.
Nun ist das im Einzelfall natürlich kein Problem, wenn man da einen extrem motivierten, überragenden Underdog spielen hat. Nur war das gestern doch gar nicht der Fall. Braunschweig war überhaupt erst zu einem Zeitpunkt wirklich gut. Das war die Zeitspanne vor dem Ausgleich, in dem Hertha das Spiel aufgegeben hat, und aus Angst vor der eigenen Unfähigkeit auf noch defensiver umgeschaltet hat, weil man halt ausversehen das eine Tor gemacht hat und dann aus Verzweiflung diese Führung halten wollte. Der verdiente Ausgleich kam, weil wir ihn zugelassen haben.
Und diese Art von gelebtem Minderwertigkeitskomplex ist es, die nicht nur massenweise Leute verschreckt, sondern in meinen Befürchtungen diese Saison in Liga 2 endet....
Aber es lebt sich natürlich leicht, wenn ein schlechtes Spiel gegen einen "etablierten" Bundesligisten eine Wahnsinnsherausforderung ist, weil der ja so etabliert ist, und gegen den Bezirksligameister Wanne-Eickel ein Punktgewinn schon wie ein Sieg behandelt wird, weil die ihre Liga ja nicht umsonst verteidigen und nix zu verlieren haben.
So oder so, alles ist immer toll - und alternativlos.
Ist das der Punkt, wo wir dann vielleicht mal ne Verbindung zum Lizenzspieleretat und dem allgemeinen Budget herstellen sollten um das zu hinterfragen?
Edit: Bei den jungen Spielern stimme ich auch zu. Aber witzigerweise haben wir da ja auch einen Trainer, der es schafft, denen selektiv mal den Sündenbock zuzuschieben, wenn die anderen Ausreden gerade zu ausgenudelt sind...