foreign office - Thread für Aussenpolitik

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PREUSSE
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von PREUSSE » 26.10.2018, 22:33

muhqwahn hat geschrieben:
26.10.2018, 09:03
PREUSSE hat geschrieben:
26.10.2018, 07:19
Ob das die Saudis wirklich interessiert? China und Russland springen nur allzu gern in die Bresche
Was willst du damit eigentlich genau sagen?
Das deutsche Waffenexporte von Russland oder China beliebig ersetzbar sind
Das Einzige was bei Hertha Nachhaltig ist, ist der Misserfolg :cooly:

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Berlin NO 18
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Berlin NO 18 » 26.10.2018, 22:34

AtzUl hat geschrieben:
26.10.2018, 20:43
Neben mehreren Fußball- und Trump Aufkleber, kann man auch eine Deutschland-Fahne auf dem Bus des Verdächtigen erkennen. Mal gucken, was die Verschwörungstheoretiker daraus basteln.

Bild
Das ist KEINE Deutschland Fahne. Das sieht man schon daran, dass der oberste Streifen weiß ist. Das ist die Fahne des Seminolen-Indianerstammes in Florida, was einer der drei von der US-Bundesregierung anerkannten Seminolenstämme ist:
Bild

Unter der Flagge steht auf dem Bild auf dem Van der Spruch "Native Americans for Trump", also "Indianer für Trump", was eine lockerer Zusammenschluss von Indianern verschiedener Stämme in den USA sind, die Trump unterstützen.

Der Verdächtige namens Cesar Altier Sayoc ist ein Seminole bzw. zumindest hat er es in sozialen Netzwerken geschrieben. Ob jemand ein registriertes Mitglied eines Stammes ist, ist eine Frage von unterschiedlich ausgelegten "Blutsregeln" der Stämme. Die Seminolen fordern 1/4 "indianisches Blut", sonst ist man kein Seminole. Heute meist eine Frage der Verteilung von Geld oder Land. Z.B. haben die Seminolen im 19.Jahrhundert auch entlaufene, schwarze Sklaven aufgenommen, haben diese Mitglieder dann aber im 20.Jahrhundert z.T. nicht mehr anerkennen wollen, als es darum ging Entschädigungszahlungen des Bundes für Land zu verteilen.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Berlin NO 18 » 26.10.2018, 22:51

Mittlerweile hat sich ein Sprecher des Seminolen-Stammes zu Wort gemeldet und erklärt, dass der Verdächtige nicht Stammesmitglied sei und nie gewesen ist. Es kommt aber wegen Nachweisproblemen oft vor, dass Menschen mit indianischer Herkunft diese nicht mehr (gerichtsfest) beweisen können. Früher wurde das ja eher verschwiegen, um als "weiß" durchzugehen heute kann es ein Vorteil sein, das nachweisen zu können. Nicht nur bei Stämmen, die Casions betreiben, sondern auch im Rahmen von "affirmative action". Also Programmen die z.T. auch auf Gesetzen basieren, wo gezielt als "Ausgleich" Minderheiten bevorteilt werden sollen, z.B. bei Stellenbesetzungen oder Zulassungen zu Universitäten usw. (siehe z.B. auch aktuell Elizabeth Warren).
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Bierchen » 27.10.2018, 08:33

AtzUl hat geschrieben:
26.10.2018, 20:43
Neben mehreren Fußball- und Trump Aufkleber, kann man auch eine Deutschland-Fahne auf dem Bus des Verdächtigen erkennen.
Man sieht was man da sehen will. Die Verschwörungstheoretiker eine Deutschlandfahne, ich z.B. sehe eine 4-farbige Flagge (weiß/schwarz/rot/gold).
:roll:

Edit: Zu spät gesehen, danke Berlin NO 18
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von AtzUl » 27.10.2018, 09:37

Ich sehe da auf dem Bus einen weißen Balken und eine stilisierte Deutschland-Fahne. Natürlich eine sehr gewagte Interpretation. Aber wo ist die Verschwörung?

Aber Danke @Berlin NO 18 für die Aufklärung und Ausführung.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von rotergrobi » 28.10.2018, 00:16

Der Amokläufer aus der Synagoge in Pitsburgh war laut seiner letzten Nachricht wohl überzeugt, dass eine jüdische Hilfsorganisation namens HIAS unter Flüchtlingen versteckte muslimische Mörder ins Land bringe, und er würde dem jetzt ein Ende setzen.
Und Trump fällt natürlich nur ein, die alte "good guys with guns"-Karte der NRA zu spielen ("wären da bloß bewaffnete Guards gewesen").
Dass er in jeder seiner Wahlkampfreden erwähnt, dass aus Süden gerade ein Flüchtlingspulk in Richtung USA unterwegs ist, in dem Terroristen und Mörder versteckt sind, die die USA infiltrieren wollen, ist in dem Zusammenhang natürlich irrelevant. Aber immerhin fragt er sich, woher der ganze Hass käme. (Aber wissen wir ja, CNN ist schuld.) Dass sein fear-mongering als Präsident der USA möglicherweise dazu führt, dass solche Gestörten wie der alt-right-nahe Attentäter oder der Rohrbombenversender sich zunehmend legitimiert fühlen, quasi "in Notwehr" Menschen zu töten, das wird er nicht eine Sekunde erwägen.

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Berlin NO 18 » 28.10.2018, 01:11

Der Attentäter Robert Bowers hatte u.a. auf Gab (Twitter-Ersatz) öffentlich vorher geschrieben, dass er Trump nicht gewählt hat und auch kein "MAGA"-Hat (MAGA=Make American Great Again Wahlslogan der Trump-Kampagne) besitzt, getragen oder "jemals auch nur angefasst" hat. Trump sei auch ein "Globalist" und es gäbe kein "MAGA", solange es "kike infestation" in den USA gibt (Kike = amerikanisches Schimpfwort für Juden).

Wenn man sich damit etwas genauer beschäftigt, als nur vereinfachend oberflächlich, ist das auch nicht verwunderlich. Denn wegen seiner stark pro-israelischen Politik im Nahostkonflikt, zuletzt u.a. wegen der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, der Konvertierung von Trumps Tochter Ivanka zum jüdischen Glauben vor ihrer Heirat ihres orthodx-jüdischen Mannes Kushner, der ein Berater von Trump ist, seiner engen Zusammenarbeit mit Netanyahu (der wiederum langjähriger Freund der Familie von Kushner seit seinen Kindertagen ist) usw. wird Trump bei anti-semitischen Rechtsextremisten in den USA eben genau nicht als "ihr Präsident" angesehen, sondern als ein weiterer "race traitor".
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von rotergrobi » 28.10.2018, 09:23

Ja, im Vergleich zum Rohrbombenverschicker war dieser Herr kein Trumpfan. Aber wenn der Präsident der Vereinigten Staaten einen Politikstil des fear-mongerings pflegt, der darin besteht, dass er den Menschen beständig erzählt, wie schlimm alles ist, die Welt voller Bedrohungen ist, Amerika von einer Clique von Verbrechern regiert wird, die man ins Gefägnis schmeißen soll, alle Medien das Volk nur belügen, von allen Seiten Horden von kriminellen und terroristischen Migranten auf die USA einstürmen, so dass man sich nur noch mit Mauern und Gewalt gegen sie wehren kann, sämtliche Staaten der Welt nur ein Ziel haben, nämlich die USA auszunutzen, um sich danach dann als Ritter in weißer Rüstung zu gerieren, um aus dem failed state USA wieder ein großartiges Land zu machen, dann hat das Folgen für die politische Kultur eines Landes. Und dann muss man sich nicht wundern, wenn extremistische Wirrköpfe die Worte ihres Landesvaters für bare Münze nehmen und wirklich denken, dass sie in Notwehr Leute erschießen müssen, denn die USA ist ja quasi ein Patient im Endstadium, den man nur noch mit extremen Mitteln retten kann.
Die Parallelwelt, die Trump da zum Zwecke der Selbsterhöhung kreiert, wird für in Filterblasen lebende Menschen eben zur Realität, und für den von fast allen Beobachtern (inkl. ihm) wahrgenommenen Wechsel der politischen Kultur in den USA trägt er eine Mitschuld.
Das, was Robert Bowers in seiner kruden Gedankenwelt zusammenfabuliert, ist nicht weit weg von dem dystopischen Bild der USA, das Trump auf seinen Wahlkampfveranstaltungen verbreitet.

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von AtzUl » 28.10.2018, 10:06

Demagogen, zu denen ich Trump in seinem Wahlkampf auch zähle, erschaffen eine Atmosphäre der Angst und des Hasses. Dabei werden die persönlichen Feindbilder nur verstärkt, egal ob sie Linke, Muslime, Juden... usw. heißen. Trump ist ja nicht alleine Schuld. Das hat ja auch keiner gesagt. Er trägt aber dazu bei.

Ich glauben, Socialmedia und die künstliche daraus entstehende Filterblase ist ein größerer Faktor.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Jenner » 28.10.2018, 10:58

rotergrobi hat geschrieben:
28.10.2018, 00:16
Dass sein fear-mongering als Präsident der USA möglicherweise dazu führt, dass solche Gestörten wie der alt-right-nahe Attentäter oder der Rohrbombenversender sich zunehmend legitimiert fühlen, quasi "in Notwehr" Menschen zu töten, das wird er nicht eine Sekunde erwägen.
Das wird zurecht nicht erwähnt, weil es Quatsch ist. Hier würde auch keiner auf die Idee kommen, die Bundesregierung für Angriffe auf AfD-Politiker verantwortlich zu machen, nur weil sie diese Partei als rechtsextremistisch bezeichnen.

Und mal ehrlich, wenn Menschen wie de Niro meinen, ihre öffentlichen Auftritte mit einem "Fuck Trump" einleiten zu müssen, dass ist das Gejammere über seinen Kommunikationsstil ziemlich bigott.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Ray » 28.10.2018, 11:04

Auf welchem anderen Niveau als jenem De Niros möchtest Du Trumpeltier begegnen?

Oder anders gefragt: Wie gehst Du mit einem Gast um, der in Deinem Haus popelt, an die Wand pinkelt und größere Geschäfte auf den Teppich abdrückt und meint, nur er dürfe es und alle anderen sollten sich um das Wegwischen kümmern?
Am Ende wird immer die Freiheit siegen. Aber nicht die Junge.

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von AtzUl » 28.10.2018, 11:25

Einige User hatten doch sich schon zur Wahl zu Trump bekannt.
Entsprechend werden sie nicht auf den Niveau von de Niro argumentieren.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Jenner » 28.10.2018, 11:27

Ray hat geschrieben:
28.10.2018, 11:04
Auf welchem anderen Niveau als jenem De Niros möchtest Du Trumpeltier begegnen?
Auf einem zivilisierten. Mache ich das nicht, habe ich jede Legitimation verloren, das Gebaren von Trump anzuprangern, weil ich dann auf der gleichen Stufe stehe.
Ray hat geschrieben:
28.10.2018, 11:04
Oder anders gefragt: Wie gehst Du mit einem Gast um, der in Deinem Haus popelt, an die Wand pinkelt und größere Geschäfte auf den Teppich abdrückt und meint, nur er dürfe es und alle anderen sollten sich um das Wegwischen kümmern?
Was soll denn das für ein schräges Gleichnis sein? De Niro ist nicht Hausherr in den USA und Trump ist dort kein Gast.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von rotergrobi » 28.10.2018, 13:37

Jenner hat geschrieben:
28.10.2018, 10:58

Das wird zurecht nicht erwähnt, weil es Quatsch ist. Hier würde auch keiner auf die Idee kommen, die Bundesregierung für Angriffe auf AfD-Politiker verantwortlich zu machen, nur weil sie diese Partei als rechtsextremistisch bezeichnen.
Wenn ich die Reden von Frau Merkel oder die Verlautbarungen von Jochen Seibert vergleiche mit den Reden von Trump, fällt mir doch ein signifikanter Unterschied auf.
Mir geht es darum, dass Trump der Nation einredet, dass die USA von allen Seiten furchtbaren Bedrohungen ausgesetzt ist und damit extremistische Paranoiker und ihre Filterblase befeuert. Ich glaube schon, dass es nicht völlig abwegig ist darauf hinzuweisen, dass Trump wirklich nichts dafür tut, das Auseinanderdriften - das es auch schon vor seiner Amtszeit gab - abzumildern, sondern er gießt mit seiner Rethorik Öl ins Feuer. Und das ist ganz sicher nicht vergleichbar mit den Äußerungen von Frau Merkel zur AFD.

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Jenner » 28.10.2018, 14:35

Nun, ich sprach ja nicht nur von Angela "Ich habe Hetzjagdvideos gesehen" Merkel, sondern der Bundesregierung. Von deren Vertretern werden schon gerne einmal Leute, die sich nur in der Nähe von Veranstaltungen aufhalten, die dem Umkreis der AfD zugeordnet werden, als Pack oder Teil eines rechtsextremen Mobs bezeichnet. Dazu wird suggeriert, dass Deutschland von einem Rechtsruck bedroht sei, gegen den man auf die Straße gehen müsse. Ich sehe da keine allzu großen Unterschiede zur Diktion eines Trump.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Berlin NO 18 » 28.10.2018, 21:13

rotergrobi hat geschrieben:
28.10.2018, 09:23
Ja, im Vergleich zum Rohrbombenverschicker war dieser Herr kein Trumpfan. Aber wenn der Präsident der Vereinigten Staaten einen Politikstil des fear-mongerings pflegt, der darin besteht, dass er den Menschen beständig erzählt, wie schlimm alles ist, die Welt voller Bedrohungen ist, Amerika von einer Clique von Verbrechern regiert wird, die man ins Gefägnis schmeißen soll, alle Medien das Volk nur belügen, von allen Seiten Horden von kriminellen und terroristischen Migranten auf die USA einstürmen, so dass man sich nur noch mit Mauern und Gewalt gegen sie wehren kann, sämtliche Staaten der Welt nur ein Ziel haben, nämlich die USA auszunutzen, um sich danach dann als Ritter in weißer Rüstung zu gerieren, um aus dem failed state USA wieder ein großartiges Land zu machen, dann hat das Folgen für die politische Kultur eines Landes. Und dann muss man sich nicht wundern, wenn extremistische Wirrköpfe die Worte ihres Landesvaters für bare Münze nehmen und wirklich denken, dass sie in Notwehr Leute erschießen müssen, denn die USA ist ja quasi ein Patient im Endstadium, den man nur noch mit extremen Mitteln retten kann.
Die Parallelwelt, die Trump da zum Zwecke der Selbsterhöhung kreiert, wird für in Filterblasen lebende Menschen eben zur Realität, und für den von fast allen Beobachtern (inkl. ihm) wahrgenommenen Wechsel der politischen Kultur in den USA trägt er eine Mitschuld.
Das, was Robert Bowers in seiner kruden Gedankenwelt zusammenfabuliert, ist nicht weit weg von dem dystopischen Bild der USA, das Trump auf seinen Wahlkampfveranstaltungen verbreitet.
Was Du da beschreibst ist das "Narrativ" (https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... rativ.html) der linksliberalen bzw. "left-leaning" US-Mainstreammedien. Das ist die gleiche Lesart, die auch unsere Mainstreammedien, deren USA-Korrespondenten sich ja überwiegend in deren "Echokammern"/"Filterblasen" in den Ballungszentren an der Ostküste täglich bewegen, übernommen haben und die sie hierzulande nicht selten relativ unreflektiert verbreiten. Das ging bis hin zu peinlichen Angstmache-Talk-Shows in ARD und ZDF die unterstellt haben, Trump würde wohl bald "roten Knopf" drücken und den 3.Weltkrieg auslösen wollen. Seitdem das nicht eingetreten ist, hat man sich auf anderes verlagert...

Z.B. auf die peinliche und irreführende Berichterstattung über die geplanten Einfuhrzölle vom "Protektionisten" Trump, gegen über uns ja so "guten" und "offenen" Freihändlern. Wobei völlig verschwiegen wurde, das wir - also die EU - in fast jedem Bereich weit höhere Einfuhrzölle als die USA hatten und noch haben. Nicht nur gegenüber den USA, sondern auch gegenüber der Dritten Welt. Trump hatte sogar angeboten, auf alle Zölle zu verzichten, wenn beide Seiten auf alles auf 0% gehen. Was wir - also die EU - aber abgelehnt hatten. Das kam in den deutschen Medien höchstens in Randnotizen vor und man hat sich nicht entblödet, die Chinesen auch noch als Partner im Freihandel medial hinzustellen, die aktuell praktisch keinen Freihandel in ihr Land erlauben.

Also kurz gesagt, Trump ist der Überbösewicht sondergleichen und Schuld an alles und jedem, mittlerweile egal ob es überhaupt logisch und nachvollziehbar ist. Aufgabe wäre eigentlich eine neutralere bzw. zumindest sachlichere Berichterstattung aus den USA, anstatt den USA-Wahlkampf zu übernehmen.

Ich habe eigentlich wenig Interesse, Trump verteidigen zu wollen, aber eine permanent geschürte Hysterie läßt sich nicht beliebig lange aufrecht erhalten. Ich bin schon auch der Meinung, dass er polarisiert. Aber eben nicht er alleine.

Und für den direkten Zusammenhang den Du herstellst bzw. den Du übernimmst, dass wegen ihm ein anti-semitischer Spinner losgeht und Leute erschiesst, sehe ich keinerlei reale Belege. Wenn das so wäre, wäre Bernie Sanders ja z.B. auch daran Schuld, dass sein Unterstützer namens James T. Hodgkinson versucht hat 5 republikanische Kongressmitglieder zu erschiessen. Er schrieb vorher auf Facebook: "Trump is a Traitor. Trump Has Destroyed Our Democracy. It's Time to Destroy Trump & Co.". So was wird sinngemäß ja jeden Tag von MSNBC, CNN usw. gesendet. Dann hat er sich eine Waffe geschnappt und ist los... Ist Bernie Sanders daran Schuld durch seine drastischen Angriffe auf Trump und seine Unterstützer? Ich bin nicht der Meinung. Ebensowenig bei Trump.

Erstaunlicherweise findet man explizite Aufrufe von führenden Politikern zu Angriffen, eher bei der hysterischen "Resistance". Z.B. Maxine Waters (Demokratin im Kongress) hat z.B. öffentlich aufgerufen jeden Republikanischen Politiker den man sieht in Restaurants, Supermärkten, Tankstellen und in ihren Häusern zu "belästigen":
https://www.realclearpolitics.com/video ... _side.html

Was dann auch passiert ist - inklusive Gewalt. Wer sich eine rote "MAGA"-Kappe (Pro-Trump) aufsetzt, kann in manchen Landesteilen nicht sicher essen gehen:
https://www.youtube.com/watch?v=NbjrAvT4qRo
https://www.youtube.com/watch?v=l4L-fk1dWhs
https://www.youtube.com/watch?v=zThVyS2tbLM
https://www.youtube.com/watch?v=C5sosSHLt_c

Es gibt unzählige solche Videos. Das wird aber hierzulande fast nicht thematisiert. Hätte Trump so einen Aufruf gemacht, wäre die Hölle los.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Opa » 28.10.2018, 21:36

Berlin NO 18 hat geschrieben:
28.10.2018, 21:13
Ich habe eigentlich wenig Interesse, Trump verteidigen zu wollen, aber eine permanent geschürte Hysterie läßt sich nicht beliebig lange aufrecht erhalten. Ich bin schon auch der Meinung, dass er polarisiert. Aber eben nicht er alleine.
Danke für Deinen Beitrag und mir geht's ähnlich. Die Verrohung der demokratischen Sitten allein an Trump festzumachen ist aus meiner Sicht genauso unzulässige Verdichtung wie wir es hierzulande mit der AfD erleben. Die will ich sicher auch nicht verteidigen, im Gegenteil, ich fänd es großartig, wenn die politische Auseinandersetzung sich endlich mal mit Inhalten beschäftigen würde anstatt überall das "gegen rechts" Label draufzukleben (ohne auf Nachfrage auch nur in Ansätzen plausibel erklären zu können, was das denn sein soll) oder über den nicht existenten Rechtsruck zu jammern.

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Jenner » 28.10.2018, 23:23

Auch von mir einen Dank an Berlin NO 18. Sein Beitrag zeigt sehr eindringlich, wie die LAUTEN die öffentliche Meinung manipulieren.
"Das edelste Beispiel für seelische Robustheit, verbunden mit einem feinen Schuss Selbstironie, ist seit jeher der Herthaner". - aus einem Vortrag im Rahmen eines Fachsymposiums zum Thema Resilienz

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von TEDIbär » 29.10.2018, 01:32

Ray hat geschrieben:
28.10.2018, 11:04
Auf welchem anderen Niveau als jenem De Niros möchtest Du Trumpeltier begegnen?
De Niro hat auf Trumpniveau (also dem Niveau, was ihm verständlich ist) die äquivalente Antwort gegeben
Donald Trump? Er ist so dumm. Er ist ein Hund, ein Schwein, ein Meister des Scheißdrecks. Er zahlt seine Steuern nicht, er ist eine nationale Katastrophe. Es macht mich wütend, dass dieses Land diesem Idioten erlaubt hat, so weit zu kommen. Er sagt, er würde den Leuten in die Fresse hauen. Gut, ich würde ihm gern in die Fresse hauen.
Das ist Trumpsprech. Und insofern OK.
Berlin NO 18 hat geschrieben:
28.10.2018, 21:13
Ich habe eigentlich wenig Interesse, Trump verteidigen zu wollen, aber ...
.. trotzdem tust du es indirekt wie auch andere hier im beliebten relativierenden Ton.
Medienmainstream hin oder her, da dürften wir uns einig sein.
Unabhängig davon spottet das Auftreten dieses Präsidenten jeder Beschreibung. Und nichts, aber auch gar nichts, was seine Gegner auch falsch machen oder wo sie sich ebenfalls im Ton vergreifen, macht die permanente verbale Vulgärleistung dieses Präsidenten auch nur um einen Deut besser.
Jenner hat geschrieben:
28.10.2018, 23:23
Auch von mir einen Dank an Berlin NO 18. Sein Beitrag zeigt sehr eindringlich, wie die LAUTEN die öffentliche Meinung manipulieren.
Was hältst du denn vom Allerlautesten in dieser Hinsicht, Mr. Donald Trump?
Ein Leben ohne Pal ist möglich, aber sinnlos.

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Bierchen
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Bierchen » 29.10.2018, 08:38

TEDIbär hat geschrieben:
29.10.2018, 01:32
De Niro hat auf Trumpniveau (also dem Niveau, was ihm verständlich ist) die äquivalente Antwort gegeben
Antwort? Auf welche Frage denn :?
Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht auf die Handlungen der Obrigkeit anzusetzen

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von isnogud » 29.10.2018, 08:55

Ich habe eigentlich wenig Interesse, Trump verteidigen zu wollen, aber eine permanent geschürte Hysterie läßt sich nicht beliebig lange aufrecht erhalten. Ich bin schon auch der Meinung, dass er polarisiert. Aber eben nicht er alleine.
Und was bedeutet das konkret? Er ist es nicht alleine, die anderen sind auch schuld? In welchem Maße? Und wer sind die Anderen? Entschuldigt das Fehlverhalten Anderer Eigenes?
„Lauf Marusja… Es heißt Petljura ist auf dem Platz. Los, wir wollen Petljura sehen.“
„Dumme Kuh, Petljura ist in der Kathedrale.“
„Selber dumme Kuh. Es heißt er kommt auf einem weißen Pferd.“
„Ruhm dem Petljura! Ruhm der ukrainischen Volksrepublik!!!“

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von rotergrobi » 29.10.2018, 09:04

@ berlin No. 18
Danke für die Ausführungen. Ich habe keine direkte Verantwortlichkeit hergestellt, sondern eine indirekte. Attentäter bringen niemanden um, weil Trump an der Macht ist, sondern weil sie unempathische Arschlöcher sind und in diesem Fall wohl eine extrem paranoide Weltsicht haben. Aber wie der Attentäter über Flüchtlingsinvasionen redet und wie Trump über diesen absurden Flüchtlingstreck redet, das ist erschreckend ähnlich. Darauf habe ich hingewiesen, und darauf, dass ich eben kein Fan bin von Politikern mit einer dystopischen Weltsicht, und dieses Mittel nutzt Trump.
Und wenn das irgendein Narrativ ist, na und, das hat mit der Sache nix zu tun und lenkt nur ab. Und mit der AfD hat das auch nix zu tun.

Deine Ausführungen zur Zollproblematik: Die Zollregularien zwischen Europa und den USA sind ein komplexes System, das sich über Jahrzehnte herausgebildet hat in bilateralen Verhandlungen zwischen den veschiedensten Regierungsvertretern - demokraten wie Republikanern - und es gibt da neben Stahl und Autos auch Felder, in denen die USA Einfuhren komplett blockt oder - wie im Bereich der Dienstleistungen oder Auslandsinvestitionen, gleich auf liegt. Da gibt es ein Ungleichgewicht, das ist klar. Das ist aber nichts, was die EU heimlich und intransparent einseitig festgelegt hat, um die USA über den Tisch zu ziehen, zudem verhandelte die Obama-Legislation seit 2013 nach. Und das 0%-Angebot ist ja ein Witzangebot, das hätte ja innerhalb des globalen Welthandels niemals funktioniert, und war ja nicht von langer Hand geplant oder mit irgendjemandem verhandelt oder abgesprochen, sondern ein Marketingag. Das ist aber das Trump-Narrativ: Alles außerhalb der USA ist Böse und will den USA schaden und er - der Dealmaker und knight in shiny white armour - macht alles wieder gut.


Die USA ist ein gespaltenes Land, das war es vor Trump auch schon. Das liberale Narrativ ist, dass Trump diese Gräben vertieft oder im besten Fall nichts unternimmt, um die united states wieder zu uniten.
Aber da du ja näher dran bist, was ist denn dein Narrativ, das würde mich interessieren.

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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von AtzUl » 29.10.2018, 09:39

Opa hat geschrieben:
28.10.2018, 21:36
Berlin NO 18 hat geschrieben:
28.10.2018, 21:13
Ich habe eigentlich wenig Interesse, Trump verteidigen zu wollen, aber eine permanent geschürte Hysterie läßt sich nicht beliebig lange aufrecht erhalten. Ich bin schon auch der Meinung, dass er polarisiert. Aber eben nicht er alleine.
Danke für Deinen Beitrag und mir geht's ähnlich. Die Verrohung der demokratischen Sitten allein an Trump festzumachen ist aus meiner Sicht genauso unzulässige Verdichtung wie wir es hierzulande mit der AfD erleben. Die will ich sicher auch nicht verteidigen, im Gegenteil, ich fänd es großartig, wenn die politische Auseinandersetzung sich endlich mal mit Inhalten beschäftigen würde anstatt überall das "gegen rechts" Label draufzukleben (ohne auf Nachfrage auch nur in Ansätzen plausibel erklären zu können, was das denn sein soll) oder über den nicht existenten Rechtsruck zu jammern.
Man kann es nicht an Trump festmachen, aber er ist ein Symbol dafür. Er ist das Spiegelbild der Gesellschaft. Er und seine FOX-News Filterblase.

"Rechtsruck" ist ein Label. Es heißt nicht, dass die Politik oder Gesellschaft auf einmal rechts oder rechtsradikal geworden ist. Rechte Themen, rechte Bewegungen, rechter Populismus ... sind aktuell präsenter, haben eine größere Strahlung als bspw. die linke Seite. Hinzu kommen die Filterblasen, die zu einer Radikalisierung der Ränder führt. Aber auch hat die rechten Seite eine deutlich größere Strahlkraft als die linke Extreme.

Natürlich ist "Rechtsruck" kein absoluter, sondern ein relativer Begriff. Der den bisherigen Status Quo mit der aktuellen Entwicklung vergleicht. Wenn gesagt wird, dass das im zweiten Drittel oder Viertel des letzten Jahrhunderts normal war, was jetzt als "Rechtsruck" beschrieben wird, dann ist es zu akzeptieren. Dieser Zustand ist aber nicht gemeint, sondern den der letzten 10-20 Jahre. Ich bin froh über die Entwicklungen. Ich brauche keine Schritte rückwärts. Dass es andere anders sehen, ist klar. Und ich akzeptiere es ja auch.
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von Ray » 29.10.2018, 09:59

Warte mal ab ...
als nächstes erzählt uns die Kein-Rechtsruck-Fraktion, dass es diesen auch in Europa nicht gäbe.
Die Wahlen in Ungarn, Türkei, Polen, Österreich, Italien, LePennien, Skandinavien ... echt nirgendwo ein Rechtsruck zu sehen ...
Am Ende wird immer die Freiheit siegen. Aber nicht die Junge.

AtzUl
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Re: foreign office - Thread für Aussenpolitik

Beitrag von AtzUl » 29.10.2018, 10:18

@ray: Ist auch da immer relativ zu sehen.

Jetzt auf keinen Fall hier auf das Forum bezogen, sondern nur als symbolisches und vereinfachtes Beispiel.

Wenn man mit dem Strom mitschwimmt, dann erkennt man keinen "Rechtsruck" weil dieser parallel zu der eigenen Bewegung stattfindet. Und es somit relativ keine Bewegung gibt. (Im Gegenteil, es wird ein Linksruck beobachtet, bei denen die nicht mitschwimmen). Oder vielleicht dieser sich auf einen zubewegt, sich der eigenen Normalität anpasst. Also relativ.

Umgekehrt natürlich auch.
Ha-Ho-He

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