Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Das Geschehen in den deutschen Ligen

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Herthafuxx
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Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Herthafuxx » 21.11.2018, 12:03

Habe das mal aus dem Preetz-Thread geholt:
Ray hat geschrieben:
21.11.2018, 11:17
Gute Besserung an Alorenza. Gesundheit sollte über sämtlichen Meinungs- und Gesinnungstwist stehen.
Vielleicht kann ja irgendwann ein depressionserfahrener Sportjournalist noch mehr zur Aufklärung beitragen. So wirklich viel geschehen ist ja seit der Enke Geschichte nicht, da ist man ja relativ schnell zur Tagesordnung übergegangen. In diese Ecke NOCH mehr Licht zu bringen, würde vielen Betroffenen - und da gibt es so manchem im Sportbusiness - helfen.
Was sollte denn deiner Meinung nach im Sportbusiness geschehen?
"Steffen Rohr für den Kicker bitte" (Vera Krings, 03.04.2024)

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MikeSpring
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von MikeSpring » 22.11.2018, 08:34

Den Besserungswünschen schließe ich mich an.

Was sind die Lehren aus dem Tod von Enke ? Na zum einen, wie scheinheilig diese Branche ist. So tragisch es ist, dass Enke sterben WOLLTE, wo war denn eine derartige Anteilnahme am Tod von z.B. Junior Malanda ? Da gab es keine öffentliche Trauerfeier, im TV übertragen. Dabei war er NUR Opfer, Enke hingegen war in gewisser Weise auch Täter, wer denkt bitte an den armen Lokführer, der nach dem Vorfall - sein persönlich vierter - seinen Beruf aufgegeben hat, weil er damit nicht fertig wurde ? WENN man sich schon umbringt, dann doch bitte, ohne Unbeteiligte noch mit hineinzuziehen, denn so ein Erlebnis kann bei dem Betroffenen genau auch Depressionen auslösen.

Und was waren das alles für Lippenbekenntnisse, die Kurven müssten sich mäßigen, man möge alle Beteiligten respektvoller behandeln - hat das jemand ernst gemeint ? Vielleicht. Eher nicht. Wie lange dauerte es, bis gerade die Hannoveraner wieder Ihre Spruchbänder "Hass und Tod dem BTSV" aufgehängt haben ? Die darauf übrigens mit geschmacklosen "Danke Deutsche Bahn-

Nein, wenn es EINE Lehre aus dem Fall Enke gibt, dann die, dass Enke im Sinne der Karriere völlig recht hatte, die Krankheit zu verheimlichen, im Sinne der Genesung war es natürlich falsch. Die Erkenntnis ist die, dass diese Branche völlig oberflächlich ist, nicht fähig, WAHRE Gefühle zu zeigen, aber in Punkto Aktionismus zeitweise ganz groß ist. Ich glaube nicht, dass die Branche daraus gelernt hat oder dass ein depressiver Spieler heute es einfacher hätte, als damals Enke.
Hier der Link für die Dardai-raus-Petition:
https://chng.it/yYS5gBwZkT

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Herthafuxx
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Herthafuxx » 22.11.2018, 10:41

Die ursprüngliche Aussage kam ja von einem User, der ja auch ganz weit vorne dabei ist Spieler zu beschimpfen und teilweise auch menschenverachtend über diese herzieht (Missgeburt Ribery z.B.). Aber ray und Doppelmoral gehören einfach zusammen.

Und ob es ein depressiver Spieler heute einfacher hätte ist die Frage. Ich denke eher, dass ein depressiver Spieler seine Karriere wie Deisler beenden sollte. Mal ganz einfach formuliert: ein kaputter Kopf ist wie ein kaputtes Knie. Und der Leistungssport ist bei einer Depression nicht förderlich, sondern eher im Gegenteil. Gern kann hier jemand auch mal das Gegenteil aus medizinischer Sicht zeigen.
Ich habe meine Vorstellung der Krankheit und dem Leben damit im Profifußball aus den Biographien von Enke und Deisler. Da ist eigentlich kein Unterschied, ob jemand nun extrem verletzungsanfällig ist und deswegen regelmäßig lange ausfällt oder wegen der Depression.
Bei Enke finde ich eine Geschichte erwähnenswert, als er direkt nach der Vertragsunterschrift in Lissabon im Hotelzimmer davon spricht, dass er hier weg muss und er nicht bleiben kann.
Es ist eben die Frage, ob jemand mit plötzlichen depressiven Schüben zu einem Leistungssport fähig ist. Ich denke man kriegt in der Spitze den Druck nicht soweit runtergeschraubt, dass ein depressiver Mensch damit umgehen kann. Man kann ja auch nicht das Tempo verlangsamen, damit jemand mit einem kaputten Knie noch mithalten kann.
Wenn ich - gerade aus medizinischer Sicht - daneben liege, freue ich mich über den Input.
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Jenner
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Jenner » 22.11.2018, 11:36

Jeder 5. erleidet in Deutschland im Verlauf seines Lebens eine behandlungspflichtige depressive Episode. Erstmalig tritt sie oft rund um das 20. Lebensjahr auf. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Anhand dieser Zahlen kann man ungefähr abschätzen, wie viele Profifußballer davon betroffen sein dürften, jedenfalls deutlich mehr als Enke oder Deisler.

Eine Depression ist prinzipiell gut behandelbar und daher in der Regel auch nicht ständig vorhanden. Bei jedem ist zudem die Vulnerabilität unterschiedlich. Manche Menschen benötigen eine ganze Reihe gleichzeitig eintretender belastender Lebensereignisse, um eine Depression zu entwickeln, bei anderen reichen alltäglich Stresssituationen.

Grundsätzlich schließen sich also eine Depression und eine Karriere als Profi-Fußballer nicht aus, das gilt allerdings nicht für jeden.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die schottische Torhüterlegende schlechthin, Andy Goram, unter einer Schizophrenie litt.
"Das edelste Beispiel für seelische Robustheit, verbunden mit einem feinen Schuss Selbstironie, ist seit jeher der Herthaner". - aus einem Vortrag im Rahmen eines Fachsymposiums zum Thema Resilienz

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Herthafuxx
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Herthafuxx » 22.11.2018, 14:27

Danke für die Info :top:
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Ray
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Ray » 22.11.2018, 14:32

@ Herthafuxx:

Aufgrund von "ein Teil der Menschen könnte möglicherweise Depressionen..." grundsätzlich jegliche Art von Spott und Häme zu unterlassen, ist nun wirklich nicht zielführend. Das ist in etwa so wie Witze mit Religionsbezug zu unterlassen, denn möglicherweise ...
Im übrigen denke ich - wenig wissend wie ich in diesem Thema bin - dass Verzicht auf Spott etc. wirklich Depressiven behilflich ist. Diese empfinden dann Leistungsdruck etc. selbst bei ziemlicher Fürsorge.
Es geht viel eher darum, offen mit der Erkrankung umzugehen, ebenso Burnout etc. Bei einem Kreuzbandriss sieht ja auch jeder Zuschauer ein, dass der betroffene Spieler mindestens ein halbes Jahr ausfällt.
Am Ende wird immer die Freiheit siegen. Aber nicht die Junge.

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MikeSpring
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von MikeSpring » 23.11.2018, 09:55

Spott und Häme sind gelegentlich absolut in Ordnung, wenn es auf verschuldete, also vermeidbare und bewusste Handlungen von Menschen bezogen ist.

Was Du teilweise machst, und da gehört "Mißgeburt Ribery" (vermutlich aufgrund seiner sichtbaren Narben) definitiv dazu, ist, sich lustig machen über körperliche Gebrechen. Und da ist es keineswegs lustig oder angebracht, Häme und Spott über Ribery aufgrund der Folgen seines Unfalles auszuschütten. Oder nur mal so eine Frage, würdest Du Dich über den Polizisten Daniel Nivel (Der von deutschen Hooligans 1998 fast zu Tode geprügelt wurde) auch lustig machen, weil er kaum reden kann und auch sonst noch sichtbar unter den Folgen leidet ? Vermutlich nicht. Aber dann erkläre mir mal den Unterschied, warum Du das da nicht machst und warum es bei Ribery erlaubt ist. Oder würdest Du Dich auch über ihn lustig machen ? DANN bist Du einfach nur ein unverbesserlicher Zyniker.
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Ray
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Ray » 23.11.2018, 11:38

Mit einem User, der hanebüchenen Schwachsinn wie "Enke war in gewisser Weise Opfer und Täter" schreibt, diskutiere ich über dieses Thema nicht. Da ist mir meine Zeit zu schade.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Jenner » 23.11.2018, 11:54

Mit dieser Aussage hat MikeSpring doch absolut recht.
"Das edelste Beispiel für seelische Robustheit, verbunden mit einem feinen Schuss Selbstironie, ist seit jeher der Herthaner". - aus einem Vortrag im Rahmen eines Fachsymposiums zum Thema Resilienz

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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Bierchen » 23.11.2018, 11:54

Ray, ich wünsche dir mal eine Mitfahrt in einem Tfz. Da denkste anders, wenn dir einer vor die Karre springt...
Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht auf die Handlungen der Obrigkeit anzusetzen

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Herthafuxx
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Herthafuxx » 23.11.2018, 12:11

Ich fand auch damals den Wulff bemerkenswert, weil er als erster auch den Lokführer und seine Familie bei der Trauerfeier erwähnte. Das vergessen offenbar viele.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Ray » 23.11.2018, 12:33

Hier wird die Welt und "Sicht"weise eines Kranken aus der Sicht eines Gesunden be- und verurteilt. Genau das ist der Denkfehler.
Am Ende wird immer die Freiheit siegen. Aber nicht die Junge.

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Daher
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Daher » 23.11.2018, 12:34

Jemand der vor lauter Verzweiflung nur noch den Selbstmord als Ausweg sieht, denkt vorher glaube ich nicht darüber nach was er für einen Schaden anrichtet, wie z.B. dem Zugfahrer. Man sagt immer so leicht, wieso hat er keinen anderen Freitod gewählt, aber wissen wir wie so jemand in dieser Situation denkt? Ich glaube kaum dass Enke da saß und überlegt hat, nehme ich jetzt Tabletten oder springe ich vor einen Zug.
Das Berliner Sorgenkind - müsse akzeptiere.

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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Ray » 23.11.2018, 12:42

Selbstverständlich ist dem Lokführer Leid zugefügt worden.
Dennoch sollte man nicht mit dem Begriff "Täter" agieren. In einer anderen Geschichte sollte man auch den Begriff "Tätervolk" vermeiden.
Es ist nicht ausserordentlich selten, dass ein Lokführer im Laufe seiner Berufskarriere dieser schreckliche Ereignis durchleben muss - eher die Regel. Dafür gibt es bei der Bahn auch Schulungen, Kurse, posttraumatische Behandlungsangebote etc.
Einen derart Prominenten erwischt zu haben macht es für den Enke-Lokführer sicherlich nicht leichter, er wurde ja unfreiwillig in sehr großes mediales Interesse gerückt.

Ausgang der Diskussion war "Wie gehen wir mit der Volkskrankheit Depression und von dieser Betroffenen um" und wir sind glaueb ich weit abgerückt.
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MikeSpring
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von MikeSpring » 23.11.2018, 14:09

Vor allem drückst Du Dich um eine Aussage herum, warum Du es legitim hast, Menschen wie z.B. Ribery wegen Äußerlichkeiten, für die er nichts kann, mit Hohn und Spott zu übergiessen. Forderst Du nicht immer, man möge Deine Fragen beantworten ? Ich nehme Dir nicht ab, dass Dir Deine Zeit zu schade ist, das zu beantworten, Du bist in Wahrheit dankbar, einen Grund gefunden zu haben, eine Dir unangenehme Frage nicht beantworten zu müssen, weil Du sie nicht beantworten kannst.

Zu meiner Aussage gegenüber Enke habe ich nichts zurückzunehmen. Wer noch so klar ist, gezielt sein Auto am Bahndamm abzustellen, einen Abschiedsbrief zu schreiben und dann noch etliche hundert Meter auf den Gleisen rumspaziert, von dem kann ich auch erwarten, dass er die Konsequenten, die sein Handeln auf andere hat, abzuwägen. Es gibt Freitodmöglichkeiten in denen ich keine Unbeteiligten reinziehe. Zynisch hingegen finde ich die Deinem Beitrag innewonnende Aussage "Selbst schuld, wenn Du bei der Bahn arbeitest musst Du damit rechnen und auch damit klarkommen". DAS ist an Zynismus nicht mehr zu überbieten.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Ray » 23.11.2018, 14:20

Pfff ... Du drehst ja meine Aussagen mehr um als Opa.
Dazu Stellung nehmen? Vergiss es.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von MikeSpring » 23.11.2018, 14:29

Weil Du es nicht kannst...

Wo verdrehe ich denn was ?

DU nennst Ribery Mißgeburt und DU hast sinngemäß geschrieben, wer Lokführer wird muss mit sowas leben. Ich zitiere Dich nur. Und interpretiere.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von AnKu54 » 24.11.2018, 22:25

Dazu fällt mir auch noch Babak Rafati ein.
Er wurde als DER schlechteste Schiri der BL "gefeiert"
Presse und TV Reporter sind über ihn hergefallen.
Zugegeben, ich habe mich auch über ihn und seine teilweise grausigen Fehlentscheidungen aufgeregt.
Ich muss zugeben, ich habe mir keine Gedanken gemacht, was das bei ihm auslösen könnte.

Aber hier ist es genau so wie schon geschrieben. Als Schiri muss ich damit rechnen angegriffen zu werden.
Das war so, das wird immer so sein. Damit muss er leben oder aufhören. Das hat er nicht getan, bis er in der
Badewanne gelandet ist. Schlimm.
Hier kann man, glaube ich, nicht mal dem DFB oder dem Schiri Chef einen Vorwurf machen.
Wie bei Enke, es hat eben keiner gewusst.

Wer mit dem Druck nicht klar kommt braucht ärztliche Hilfe. siehe Deisler und Hannawald. Sie haben erkannt, dass es so nicht weitergehen kann.
Und sie haben die Konsequenzen gezogen.
Warum Enke und Rafati das nicht taten. Das wird vielleicht ein Psyochologe erklären können.

Zum @Ray Thema kann ich nur Folgendes sagen:

Ribery wegen seiner Narben, für die er nichts kann, lächerlich zu machen, finde ich auch schäbig.
Aber einen Spieler wegen seiner ständig miesen Leistungen zu beschimpfen, ist mMn legitim.
Dafür werden die u.a. auch bezahlt. (Schmerzensgeld)

Wir Fans zahlen für die Show, egal ob im Stadion oder über Pay TV, daher kommt die Kohle.
Also haben wir auch das recht z.B. hier im Forum die Leistungen zu würdigen oder nieder zu machen.
Ob das nun im Doppelpass/Kicker/Sportschau passiert ist egal. Die müssen damit leben.

So lange man nicht persönlich wird. Dazu zähle ich das Aussehen, die Bildung, die Privatshäre.
Aber ich werde, wie bei Esswein, weiter auf seiner Leistung rumhacken. Damit wird und kann er leben.
..oder aufhören... was für den Fussball sicherlich kein Verlust wäre :wink:
Preetz hat Hertha auf Jahre ruiniert
Dardai verschwinde.

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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von rotergrobi » 25.11.2018, 06:52

@mike Aus Sicht des Lokführers hast du Recht. Aber wie du auf die Idee kommst, dass ein Mensch, der sich trotz dem in uns eingepflanzten Überlebenstrieb vor einen Zug schmeißen will, noch klar denkt...meine halbe Familie leidet unter Depressionen und ist auch in Behandelung. Aus eigener Anschauung weiß ich, dass es Teil dieses Krankheitsbildes ist, dass du nichts mehr wahrnimmst außer dein eigenes Elend, real oder nicht. Enke war der Lokführer egal, genauso egal wie seine Frau oder seine Kinder. Eben WEIL er nicht mehr klar sah. Seine letzten Stunden mögen für einen Außenstehenden kalt und kalkuliert wirken. Aber Gedanken an die möglichen traumatischen Folgen seines Tuns können einem suizidalen Menschen gar nicht kommen, dafür ist die Wahrnehmung am Ende zu eingeengt.

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Ray
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Ray » 25.11.2018, 12:38

Im übrigen schlägt Ribery Reporter ... hatte auf und neben dem Fußballplatz Ausraster der allerübelsten Art in Serie ... wenn einer im Fußball Beschimpfungen verdient hat, dann er.
Und diejenigen, die jetzt den Moralapostel machen ... haben sicherlich noch nie Schimpfworte gebraucht und weisen im Stadion auch jeden in der Umgebung, der es mit Beschimpfungen etwas übertreibt auch sicherlich darauf hin, dass das ganz böse ist ...
... und der Querverweis auf die Volkskrankheit Depression hat an dieser Stelle überhaupt nichts zu suchen.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Jenner » 25.11.2018, 15:12

Daher hat geschrieben:
23.11.2018, 12:34
Jemand der vor lauter Verzweiflung nur noch den Selbstmord als Ausweg sieht, denkt vorher glaube ich nicht darüber nach was er für einen Schaden anrichtet, wie z.B. dem Zugfahrer. Man sagt immer so leicht, wieso hat er keinen anderen Freitod gewählt, aber wissen wir wie so jemand in dieser Situation denkt? Ich glaube kaum dass Enke da saß und überlegt hat, nehme ich jetzt Tabletten oder springe ich vor einen Zug.
Ich habe mit sehr vielen Menschen, kurz nachdem sie einen final angelegten Suizidversuch unternommen haben, gesprochen. Fast ausnahmslos haben alle über zwei Sachen berichtet:

1. Waren sie froh, den Suizidversuch überlebt zu haben. Insofern wäre eine Lehre aus dem Tod von Enke, dass man sich nicht scheuen sollte, Menschen, von denen man ernsthaft annehmen muss, dass sie sich aufgrund einer seelischen Erkrankung umbringen wollen, notfalls auch gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Klinik unterbringen zu lassen. Aus der Suizidforschung weiß man, dass mehr als 80% derjenigen, die einen final angelegten Suizidversuch überleben, keinen zweiten begehen.

2. Die Entscheidung, welche Suizidart man wählt, fällt schon zu einem Zeitpunkt weit vor der akuten Suizidalität. Interessanterweise brechen die meisten Suizidalen ihre Selbsttötungsabsicht ersatzlos ab, wenn die gewählte Methode nicht zur Verfügung steht.

Dass Enke erst kurz vor seinem Suizid in einen absoluten seelischen Ausnahmezustand entschieden hat, sich dadurch umzubringen, indem er sich vor einen Zug wirft, ist zwar möglich, aber wenig wahrscheinlich.
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Re: Die Lehren aus dem Tod von Robert Enke

Beitrag von Daher » 25.11.2018, 17:30

Danke für die Erklärung Jenner. :top:
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