Der
Tagesspiegel gibt heute den DFB Präsidentenzum Abschuss frei, indem er Grindels Haltung Mitte der 2000er Jahre zum Thema Multikulti thematisiert.
Der Vorgang zeigt die Schwierigkeiten, heute eine emotional aufgeladene Debatte sachlich zu führen. Dass Grindel eine konservative Haltung hat und hatte, ist weder neu noch geheim gewesen, weshalb es zumindest bei mir Irritationen auslöst, weshalb derselbe Sportjournalist, der Grindel
hier im März 2018 noch positiv als Brückenbauer für die Integration dargestellt hat, ihm nun vorwirft, einen Spieler wegen dessen Migrationshintergrund
„allein im Sturm der Hetze“ stehen zu lassen.
Opportunismus scheint mir nicht nur Grindels Schwäche allein zu sein, denn schon damals hätte man schließlich Grindels Wirken kritisch hinterfragen können. Da war aber noch alles „töfte“ und man wollte wohl die Funktionäre nicht allzu sehr mit ihrer Vergangenheit behelligen. Warum eigentlich nicht?
Nun scheinen Bierhoff und Grindel zum Abschuss freigegeben zu sein, obendrein noch mit recht fadenscheinigen Vorwürfen wie Rassismus und Hetze, die man interessanterweise gegen Özdemirs klare Kante nie gehört hat, obwohl der doch sehr viel deutlicher war. Diesen Opportunismus muss ich nicht verstehen, werde ich nicht verstehen und will ich auch gar nicht verstehen, für mich ist das Bigotterie in Reinkultur. Menschlich, aber bigott, weshalb ich die Moralkeule, die einige Sportjournalisten dieser Tage schwingen, auch eher bizarr finde.
Zumal ja einige Sportjournalisten auch den Kniefall für Deniz Yücel als große Geste abfeierten, der sich nicht nur im Nachhinein als von einer Werbeagentur inszenierte und geplante PR herausstellte, sondern die Problematik des Sportjournalismus zeigt, der auf Symbolik sehr viel mehr Wert zu legen scheint als auf Inhalte. Über 150 Journalisten sitzen in der Türkei weiter in Haft, Opfer sollen aber Özil und Gündogan sein, die Wahlkampfhilfe für den leisten, der dafür verantwortlich ist? Und genau denselben Käse kriegen wir jetzt bei Grindel serviert, der noch vor wenigen Wochen ein Superpräsident war und nun „ih bah bah pfui“? Das Krisenmanagement des DFB ist im Grunde genauso beschissen wie die derzeitige Berichterstattung.
Die Rolle der Medien als Teil der Unterhaltungsindustrie wird wohl kaum kritisch aufgearbeitet werden, sie sind eben auch manchmal mehr Teil der Show denn Berichterstatter mit Distanz. Muss vielleicht so sein, aber da wir ja aufgefordert sind, uns selbst eine Meinung zu bilden, wollte ich diesen Aspekt durchaus beleuchtet wissen.