Ich hatte vor dem Turnier mal ein Interview vcom 14.06. - also VOR DEM TURNIER - mit Klose gelesen, ich finde das ganz gut geeignet zur Fehleranalyse (Quelle:
www.welt.de)
Ich zitiere nur ein paar Aussagen:
die Welt hat geschrieben:
Vor vier Jahren wurde Miroslav Klose mit der deutschen Nationalelf Weltmeister. Der Schlüssel zum Erfolg habe im Mannschaftsquartier gelegen. Dort gab es viel Raum für Begegnung, aber auch fürs einander aus dem Weg gehen - wenn die Musik zu laut war.
WELT: Wie überwältigt Sie waren, war unmittelbar nach dem Abpfiff zu sehen. Da kamen Ihnen die Tränen.
Klose: Ich war so glücklich. Da fiel einiges ab. Wir waren so oft kurz davor, hatten es aber nie geschafft. Und dann stehst du auf dem Rasen in Rio und bist Weltmeister.2002 war mein erstes Turnier. Damals standen wir im Finale und haben es verloren. Das war bitter. Aber ich konnte das gar nicht so fassen, weil alles so neu für mich war. Mit den Turnieren danach bekam ich eine gewisse Routine. Also nicht, was das Verpassen des Titels betrifft. (lacht) Ich meine das in Bezug auf die Abläufe. Ich wusste, was ich besser machen musste, was mir guttut bei einem Turnier und was nicht. Aber wissen Sie: Dass ich dann mit 36 Jahren Weltmeister werde, hätte ich niemals gedacht. Obwohl ich immer optimistisch bin.
Auffallend ist, dass wir dieses Mal keinen einzigen Spieler dabei hatten, der schon mal ein WM-oder EM-Endspiel verloren hat und danach NICHT Weltmeister geworden ist. Und er spricht das Alter an. Also speziell bei ihm mag es daran gelegen haben, ggf. bei Metzelder auch. Und eben die Tatsache, dass für die beiden klar war, dass das wohl die letzte Chance sein könnte. Das galt allerdings auch für Schweinsteiger, Lahm und Podolski.
WELT: Was gab 2014 den Ausschlag?
Klose: Ich bin davon überzeugt, dass es der ganze Kader war. Ich habe ja am Anfang nicht gespielt. Aber wir haben die sogenannte A-Mannschaft im Training dermaßen gefordert. Die Jungs mussten alles geben, um gegen uns zu gewinnen. Das war gut für alle Pflichtspiele. Wenn du im Training richtig Gas geben musst, bist du auf alles vorbereitet und hast keine Angst. Ich bin total überzeugt, dass du Probleme in einem Spiel hast, wenn du im Training keinen Druck hast. Glauben Sie mir: Wenn du im Training alle Zeit der Welt hast, bist du im Spiel überfordert, wenn du Lösungen benötigst, da der Gegner Druck macht. Wir waren in Brasilien auf alles vorbereitet. Da war jeden Tag Feuer drin. Je länger wir da waren, umso mehr dachte ich, dass dieses Mal wirklich was geht.
Ein wichtiger Aspekt! Könnte sein, dass die "B-Elf" dieses Mal die "A-Elf" nicht so richtig gefordert hat. Ein Argument dafür, ZWEI gute Mannschaften mitzunehmen mit klarer Ansage 1.Elf, 2. Elf (was nicht heißen muss, dass man nicht durchwechselt, aber so hat die B-ELf eine klare Aufgabe, nämlich die Mannschaft zu fordern). Natürlich ist das auch eine klare Absage gegen "Spieler die nicht fit sind durchzuschleifen", wie es getan wurde, weil die dann nicht stark genug sind, ihre A-Elf-Kollegen im Training zu fordern. Das Reinrutschen in die A-Elf ist dann deren Motivation. Dass das nicht funktioniert hat zeigt ja schon die totale Isolation Plattenhardts.
Welt: Ein Schlüsselerlebnis war das zweite Gruppenspiel gegen Ghana. Deutschland lag 1_2 zurück. Dann werden Sie eingewechselt und treffen kurz danach zum Endstand.
Klose: Jeder, der von der Bank kam, war heiß. Ich auch. Bei der Ecke konnte ich mein gutes Näschen noch unter Beweis stellen und erahnen, wohin der Ball nach der Verlängerung von Benny (Höwedes – d. R.) hinkommt_
Sowas kann hilfreich sein - daher die Hoffnungen nach dem Schwedenspiel.
WELT: Sie sprachen den Teamgeist an.
Klose: Ja, weil er richtig gut war. Da hat alles gepasst, inklusive des guten Camps. Es war klasse dort. Da gab es diesen Innenhof, auf dem wir uns immer getroffen, etwas gespielt, ferngeschaut oder uns ausgetauscht haben. Wir waren quasi immer irgendwie zusammen und haben echt viel miteinander geredet. Da wurde über Gegner gesprochen, über bestimmte Spieler oder Situationen. Das war toll.
Das spricht dafür, dass man sich zwar auch abgelenkt hat, aber auch fokussiert war. Die Stimmung ist sicher wichtig. Ich finde es jetzt auch nicht gut, alles an Watutinki auszulassen, aber ich verstehe nicht, warum man aus den guten Erfahrungen nicht gelernt hat.
WELT: In dem Campo Bahia gab es vier Wohngemeinschaften. Sie waren einer der vier sogenannten Hausmeister. Wie fühlte sich diese Art von Zusammenleben als ältester Profi an?
Klose: Das war echt etwas Besonderes. Gott sei Dank war ich einer der Hausmeister und konnte mir meine Mitbewohner aussuchen – mit Roman Weidenfeller, Toni Kroos oder Mario Götze. Mit ihnen habe ich mir Leute ins Haus geholt, von denen ich wusste, dass sie auch früh ins Bett gehen. Ich hatte keine Lust auf die laute Musik und die sogenannten ,Gangster‘, wie Mesut (Özil – d. R.) oder Jérôme (Boateng – d. R.). Ich weiß nicht, ob ich so ruhig hätte schlafen können, wenn einer von ihnen in meinem Haus gewesen wäre. (lacht) Ehrlich, das war wirklich ein super Camp. Jeder hatte natürlich sein eigenes Zimmer, aber es gab viele Möglichkeiten, sich zu begegnen.
Nach den erfolgreichen Turnieren hört man immer wieder, wie wichtig die Unterbringung war. Der Geist von Spiez, die gute Stimmung vom Campo die Bahia, die guten Erfahrungen in Italien, wo man den Spielern lange Leine gelassen hat, die Frauen in der Nähe untergebracht und im Mannschaftshotel geduldet waren, ein Vorteil war natürlich auch, dass einige Spieler in Italien speziell Mailand heimisch waren (es soll währnend der WM eine Grillfeier in der Villa von Loddar - oder Brehme ? - gegeben haben).
War die Unterbringung schlecht, gab es stets einen Lagerkoller, 1978 - kaserniert - 1974 war es eigentlich nicht besser, was ja auch zu einer durchwachsenen Vorrunde mit Niederlage gegen die DDR führte. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Watutinki die schlechteste Unterkunft seit Argentinien 78 gewesen sein soll.
Auch die Zusammenstellung der Unterkünfte, wer mit wem, spielt offenbar eine wichtige Rolle. Schon Herberger hat bewusst den aufstrebenden, aber zu Flausen neigenden Rahn dem besonnenen und absolut als Chef anerkannten Fritz Walter zusammengesteckt. Gut, 2014 hat Löw es den vier Ältesten überlassen, aber er konnte sich sicher sein, dass sie sinnvoll entscheiden.
WELT: Wie sehen Sie denn nun, da Sie auf der anderen Seite stehen, die Chancen hinsichtlich der Titelverteidigung?
Klose: Wir haben richtig viel Potenzial im Team. Ich gehe auch davon aus, dass die Spieler eine richtig gute Einheit bilden werden. Dennoch: Es ist ein anderes Turnier. Ein anderes Land. Da musst du dich anpassen. Es kann sein, dass du ein Spiel in Sotschi bei 35 Grad spielst, das andere bei 15 Grad in Moskau. Aber das ist auch nicht so schlimm. Ich hoffe, dass der Matchplan immer funktioniert und umgesetzt wird. Natürlich wird es als Titelverteidiger nicht einfach. Aber ganz ehrlich, ich habe immer lieber gegen starke Gegner gespielt, als gegen vermeintlich nicht so gute. Aber wir müssen wissen, dass wir die Gejagten sind.Jeder Gegner wird ans Limit gehen. Da müssen wir gegenhalten und kämpfen.
Man kann davon ausgehen, dass das die Meinung des Trainerstabes ist. Das ist auch meine Kritik an Löw: Ich glaube schon, dass er einen Matchplan immer hat. Aber seine Schwäche ist m.M.n., dass er an diesem zu stur festhält und dann keinen Plan B hat.
Immerhin hat man damit gerechnet, dass die Gegner ans Limit gehen. Dass es ohne Kampf nicht geht, kein Zweifel. Aber taktisch sollte man sich schon auch was überlegen.
Ich habe bisher zwar immer geschrieben, Watutinki darf keine Ausrede sein. Aber die Spieler sind wochenlang zusammen. Natürlich brauchen sie auch Ablenkung. Das Konzept von Campo de Bahia ist voll aufgegangen, an KONNTE sich ablenken und aus dem Weg gehen und hat es nicht gemacht. In Watutinki konnte man sich wohl weniger ablenken und weniger aus dem Weg gehen. Für mich spricht einiges für einen Lagerkoller. Diesen Part hat Bierhoff zu verantworten, wobei ja auch Löw ein anderes Quartier wollte. Taktisch und von der Aufstellung her gebe ich weiter Löw einen großen Anteil.